Sehenswürdigkeiten entlang der LOIRE: Schlösser, Fachwerk – und so viel Mee(h)r

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Was man bei einem Urlaub im Loiretal zu sehen bekommt: schöne Städte und Dörfer, die berühmten Loire-Schlösser – und weitere Sehenswürdigkeiten im Herzen Frankreichs.


Im Vorfeld eines Urlaubs im Herzen Frankreichs taucht wohl so manche Frage auf – allen voran: Welche Sehenswürdigkeiten gibt es im Loiretal zu entdecken?

Bei meiner Radtour lagen so einige schöne Orte am Weg. Nicht nur die berühmten Loire-Schlösser, auch viele charmante Städte und kleine Dörfer reihten sich in die Liste der Sehenswürdigkeiten ein, die man entlang des Flusses findet.

Was eine Rundreise im Loiretal alles zu bieten hat? Hier kommen meine ganz persönlichen Tipps von unterwegs.

Ausgeflogen ins Loiretal: Sehenswürdigkeiten entlang des Loire Radwegs
1. Die berühmten Loire-Schlösser: zumindest eines sollte man gesehen haben
2. Charmante Städte an der Loire: Fachwerk und Tuffstein vom Feinsten
3. Schöne Dörfer an der Loire: „Plus Beaux Villages“ und idyllische Fischerorte
4. Hafenstädte an der Loire-Mündung: alte Werften, neu entdeckt
5. Unerwartete Sehenswürdigkeiten an der Loire: Kunst, Kultur & Natur
6. So lässt sich das Loiretal am schönsten entdecken: eine Mehrtagestour auf dem Loire Radweg
7. Zum Abschluss winkt der Atlantik: die Loire-Mündung in der alten Bretagne

Meine Übernachtungs-Tipps: schöne Hotels an der Loire

Urlaub im Loire-Tal: die schönsten Sehenswürdigkeiten im Herzen Frankreichs

Das Loiretal habe ich auf einer Radtour kennen- und lieben gelernt: als eine Landschaft mitten in Frankreich, die sich ganz gemütlich entlang des längsten Flusses des Landes entfaltet.

Die Loire begleitet den Erkunder dabei mit Auwäldern, breiten Kiesbänken und stillen Nebenarmen. Schon nach wenigen Kilometern entlang ihrer Ufer und durch verschlafene Dörfer hindurch wird klar, warum sie als der „französischste“ aller Flüsse gilt.

Saumur an der Loire

Streng genommen bezeichnet das „Loiretal“ (Vallée de la Loire) den Abschnitt zwischen Orléans und Angers – dort, wo die berühmten Schlösser stehen und das UNESCO-Welterbe beginnt.

In der Reisewelt wird der Begriff jedoch viel großzügiger verwendet. So präsentierte sich die Loire bei meinem Urlaub wie eine sanfte, lange Linie, die von Tours bis zum Atlantik zog und mich Kilometer für Kilometer dem Meer näherbrachte.

Auf dem Weg lagen kleine, pittoreske Dörfer, zwischen denen immer wieder charmante Fachwerkstädte wie Tours, Chinon oder Saumur auftauchten. Dazu kamen Städte wie Angers und Nantes, die mit ihrer eigenen Atmosphäre zu echten Höhepunkten wurden. Und immer war die Loire dabei – als ständige, ruhige Begleiterin.

Altstadt Angers

Nach vielen Flusskilometern öffnete sich schließlich die Landschaft. Auch wenn es streng genommen nicht mehr zum „klassischen“ Loiretal gehört: Dort, wo die Loire in den Atlantik mündet, wartete einer der schönsten Momente der ganzen Reise.

1. Die berühmten Loire-Schlösser: zumindest eines sollte man gesehen haben

Kein Urlaub im Loiretal vergeht ohne den Besuch eines der berühmten Loire-Schlösser. Sie zählen zu den großen Sehenswürdigkeiten Frankreichs und ziehen besonders in den Sommermonaten ganze Scharen an Tagesausflüglern an. Praktisch ist, dass sich die Schlösser wie eine Perlenkette entlang der Loire aneinanderreihen. Es sind tatsächlich viele: über 300 an der Zahl. Dieses außergewöhnliche kulturelle Erbe wurde im Jahr 2000 als UNESCO-Welterbe ausgezeichnet.

Ursprünglich entstanden viele der Anlagen zur Zeit des Hundertjährigen Kriegs (1337–1453) als wehrhafte Bollwerke gegen England. Später wurden die Burgen in prachtvolle Residenzen umgewandelt. Ihre große Blüte erlebten sie in der Renaissance, als das Loiretal rund 150 Jahre lang – vom 15. bis ins 16. Jahrhundert – zum politischen Zentrum Frankreichs wurde und von Adeligen wie auch Königen bewohnt war.


Schloss Villandry: weithin für seine Terrassengärten bekannt

Was für ein Anblick: Das Château de Villandry muss man einmal gesehen haben. Weniger wegen des Schlosses selbst – das ist elegant, keine Frage –, sondern wegen des imposanten Gartens, der alles überstrahlt.

Schloss Villandry Terrassengärten Symmetrie

Auf rund 15 Hektar entfaltet sich eine dreistufige Gartenanlage, die sich terrassenartig an den Hang schmiegt. Oben beginnt alles mit dem farbenfrohen Gemüsegarten, der mit Kräutern, Heilpflanzen und seinen Schachbrettmustern zweimal im Jahr neu bepflanzt wird. Eine Ebene tiefer folgt der Blumenziergarten mit Buchsbaumachsen, kleinen Gartensalons wie dem Liebesgarten und dem Musikgarten, die durch den Wassergraben voneinander getrennt sind. Ganz unten öffnet sich der Wassergarten, dessen großes Becken wie ein Spiegel gestaltet ist.

Rundherum liegen Parkwege, Wiesen und ein kleiner Wald, von dem man immer wieder nach unten auf die Anlage schauen kann. Pavillon, Gewächshaus, Sonnengarten und sogar ein Labyrinth laden dazu ein, länger zu bleiben und sich treiben zu lassen.

Schloss Angers: mit dem Wandteppich der Apokalypse eine der Top Sehenswürdigkeiten im Loiretal

Von außen sehr wehrhaft – aber dafür umso verspielter im Inneren – und noch dazu mit einem Juwel aufwartend, das definitiv zu den Top-Sehenswürdigkeiten im Loiretal gehört: das Château d’Angers hat es in sich.

Schloss von Angers

Zunächst beeindruckt die Anlage mit purer Macht: Die alte Burg, später Residenz der Plantagenets und der angevinischen Herzöge, ist von einem monumentalen Festungsring umgeben. 17 schwarz-weiß gestreifte Türme aus Schiefer und Kalkstein dominieren das Bild und machen die mittelalterliche Festung so unverwechselbar. Ein Rundgang über den Wehrgang eröffnet weite Ausblicke über Angers und auf die Maine, die unten vorbeizieht.

Im Inneren überrascht das Châtelet mit seinen filigranen Ecktürmchen – ein deutlicher Kontrast zur strengen Außengestaltung. Doch berühmt ist Château d’Angers vor allem für seinen einzigartigen Schatz, der in einer modernen Galerie aus dem 20. Jahrhundert präsentiert wird: der Wandteppich der Apokalypse.

Dieses Meisterwerk aus dem 14. Jahrhundert, geschaffen für Herzog Ludwig I. von Anjou, gilt als das älteste erhaltene Wandteppich-Ensemble in dieser Größe. Rund 100 Meter Länge und 4,5 Meter Höhe erzählen die biblische Offenbarung des Johannes: apokalyptische Reiter, Naturgewalten, Babylon, der ewige Kampf zwischen Gut und Böse. Das ursprüngliche Werk soll sogar etwa 140 Meter umfasst haben, wurde jedoch im 18. Jahrhundert teilweise zweckentfremdet.

Weitere berühmte Loire-Schlösser

Im Loiretal gibt es weitere Klassiker, an denen man kaum vorbeikommt – auch wenn sie bei meiner Radtour nicht auf der Route lagen. Die zwei bekanntesten sind das Château de Chambord und Château de Chenonceau: elegante Paläste, die nicht nur außen glänzen, sondern auch im Inneren beeindruckend sind.

Chambord, zwischen Orléans und Tours gelegen, gilt als das größte Schloss des Loiretals. Ein Renaissance-Juwel aus dem 16. Jahrhundert, das eigens für König Franz I. neu errichtet wurde und mit seiner Dachlandschaft wirkt wie aus einem Märchen. Der riesige Schlosspark umfasst blumengeschmückte Gärten in einem weitläufigen Wald.

© Sophie-Lloyd

Château de Chenonceau in der Nähe von Tours zeigt sich dagegen als romantisches Wasserschloss aus dem 16. Jahrhundert. Mit seiner eleganten weißen Fassade und den Arkaden über dem Cher zählt es zu den schönsten Anlagen Frankreichs. Bekannt ist es als „Château des Dames“, weil seine Geschichte stark von bedeutenden Frauen geprägt wurde – von Diane de Poitiers bis Katharina von Medici.

© Marc Jauneaud

Weitere Loire-Schlösser finden sich in Amboise und Blois. Bei meiner Radtour lagen weiters die Schlösser Saumur und Chinon am Weg.

Tipp: Den Eintritt zu den Loire-Schlössern bereits vorab online buchen, um sich – gerade in der Urlaubszeit – einen Platz zu sichern. Online-Tickets gibt es für Schloss Villandry, Schloss Chambord, Schloss Chenonceau und Schloss Angers. Einige Loire-Schlösser können auch als Tagesausflug von Paris aus gebucht werden*.

2. Charmante Städte an der Loire: Fachwerk und Tuffstein vom Feinsten

Welche schönen Städte findet man nun an der Loire? Nun, bei meiner Radtour kamen mir so einige charmante Fachwerk-Perlen unter. Tours machte den Beginn, gefolgt von kleinen Städten wie Chinon oder Saumur. Auch Angers hat mich mit seinem pittoresken Altstadt-Ensemble überrascht.


Tours: reges Treiben rund um die Place Plumereau 

Fachwerk wohin das Auge schaut – in der Altstadt von Tours bekommt man es überall serviert. Gleichzeitig ist die Stadt lebendig: Viele Cafés, einige Märkte und kleine Gassen machen das Städtchen ausgesprochen einladend.

Tours war einst Residenz französischer Könige und liegt malerisch zwischen der Loire und dem Cher. Beeindruckende Bauwerke prägen das Stadtbild: die Basilika Saint-Martin, eine wichtige Wallfahrtsstätte des französischen Jakobswegs, in deren Krypta der heilige Martin unter dem Hauptaltar ruht, und die Kathedrale Saint-Gatien mit ihren prachtvollen Buntglasfenstern, ein Meisterwerk gotischer Baukunst.

Hübsch anzusehen ist auch das Hôtel Goüin, ein Stadthaus aus dem 15. Jahrhundert mit reich verzierten Fassaden.

Wer vom Bummeln müde geworden ist, kann auf dem Place du Grand Marché in einem der Lokale einkehren und bei einem Kaffee oder einem Glas Wein das Treiben der Stadt genießen.

Angers: Lebensfreude pur in der beliebten Studentenstadt

Angers hat mehr zu bieten als „nur“ den berühmten Wandteppich der Apokalypse. Die Altstadt pulsiert vor Leben, besonders abends, wenn die vielen Lokale von Studenten belebt werden.

Angers

Ein Bummel durchs Zentrum macht daher richtig Spaß: Man lässt sich einfach durch die verwinkelten Gassen treiben, von einem hübschen Platz zum nächsten. Überall reihen sich schiefe Fachwerkhäuser aneinander, dazu kommen imposante gotische Anjou-Häuser, die das historische Stadtbild prägen.

Besondere Hingucker sind einerseits das Schloss von Angers, andererseits die Cathédrale Saint-Maurice. Besonders eindrucksvoll wirkt sie, wenn man von unten an der Maine steht und die Treppe hinaufschaut, die sich dabei optisch verjüngt.

Chinon: kleiner „Geheimtipp“ und gemütliches Städtchen mitten im Nichts

Wenn es darum geht, schöne Orte und Städtchen im Loiretal zu entdecken, darf Chinon nicht fehlen. Es liegt nicht direkt an der Loire, sondern an einem ihrer Nebenflüsse, der Vienne.

Etappenende Loire Radweg in Chinon

Das Städtchen wirkt ruhig und abgeschieden, eingebettet in eine ländliche Umgebung mit Weinbergen, die sich sanft um die Stadt ziehen. Ein echter Hingucker ist die imposante Festung von Chinon: 430 Meter lang, ursprünglich drei Wohntrakte umfassend, diente sie im 15. Jahrhundert als Residenz von König Karl VII. Hier empfing er auch Jeanne d’Arc – in unseren Breiten als Jungfrau von Orléans bekannt – noch vor ihrem entscheidenden Sieg gegen die Engländer in Orléans.

Die Altstadt zeigt sich mit hübschen Fachwerkhäusern von ihrer authentischen Seite. Der Tourismus ist hier noch überschaubar, was Chinon zu einem besonders charmanten, ursprünglichen Ort im Loiretal macht.

Saumur: die Stadt der Cadre Noir

Auch Saumur hat einiges zu bieten – ein weiteres Schloss, eine charmante Altstadt und natürlich die berühmte Reitschule der Cadre Noir.

Saumur an der Loire

Die Stadt liegt direkt an der Loire, die sich hier besonders großzügig in ihrem Flussbett ausbreitet. Ein Bummel durch die Altstadt macht richtig Freude, zumal Fachwerkhäuser, zum Beispiel rund um die Église Saint-Pierre im Zentrum, dem Ort ein besonders malerisches Flair verleihen.

Das Château de Saumur thront wieder hoch oben auf einem Felsen. Die Burg geht bereits auf das 10. Jahrhundert zurück und prägt bis heute das Stadtbild. Und wie an so vielen Orten im Loiretal spielt auch hier der Wein eine große Rolle – von den umliegenden Weinbergen bis in die gemütlichen Lokale der Stadt.

Weitere schöne Städte an der Loire: „Petites Cités de Caractère“

Abseits der großen Städte gibt es im Loiretal eine Reihe kleiner Orte, die durch ihren besonderen Charme auffallen: die sogenannten Petites Cités de Caractère. Pittoreske Städte im Loiretal, an denen man das Loiretal von seiner ganz persönlichen, authentischen Seite erleben kann.

Saint-Florent-le-Vieil ist vor allem durch ihre beeindruckende Abtei bekannt, die hoch über dem Ort charmanten Städtchen thront.

Savennières, nicht weit von Angers, zeigt eine hübsche Altstadt mit charmanten Herrenhäusern, eingerahmt von den sanften Weinbergen der Umgebung.

In Chênehutte sind es vor allem die weißen Tuffsteinhäuser, die hier besonders malerisch und einladend wirken.

Le Thoureil bezaubert ebenso mit seinen Tuffsteinfassaden, aber auch seinem alten Flusshafen, wo man einfach das gemächliche Treiben am Wasser beobachten kann.

3. Schöne Dörfer an der Loire: „Plus Beaux Villages“ und idyllische Fischerorte

Nicht nur die kleinen, feinen Städte im Loiretal haben ihren Reiz. Auch die schönen Dörfer an der Loire zeigen sich von ihrer schönsten Seite.

Nicht selten trifft man auf rosengeschmückte Hausfassaden, die sich malerisch an Fachwerkfassaden oder Tuffsteinwände schmiegen. An der Loire-Mündung kommen alte Fischerdörfer dazu, an deren Ufern Boote vertäut sind. Frankreich wie aus dem Tourismusprospekt!


Candes-Saint-Martin: eines der „Plus Beaux Villages de France“

In Candes-Saint-Martin kann kaum jemand vorbeiradeln, ohne einen Halt einzulegen. Die Lage allein macht den Ort schon besonders: Am Zusammenfluss von Vienne und Loire erstreckt sich einer der schönsten Abschnitte des Loiretals, in dem sich der Fluss weit und majestätisch ausbreiten darf.

Candes-Saint-Martin

Das eigentliche Highlight ist die Collégiale Saint-Martin. Nicht umsonst gilt sie als eine der schönsten Sehenswürdigkeiten im Loiretal. Die Kirche ist ein Wallfahrtsort, denn hier starb der heilige Martin von Tours.

Rund um die schönen Häuser mit ihren weißen Tuffsteinfassaden und dem Hafen mit seinen alten Fischerbooten wird man fast ein wenig nostalgisch. Nur einen Steinwurf entfernt liegt Montsoreau, mit einem Schloss, das sogar teilweise im Flussbett erbaut wurde – schöner geht es wohl kaum.

Weitere schöne Dörfer an der Loire

Auf meiner Radtour entlang der Loire kam ich noch an einigen weiteren reizvollen Dörfern im Loiretal vorbei. Hier ein paar Impressionen und Geheimtipps vom Wegesrand:

Savonnières, unweit von Tours, liegt malerisch in einer Flussschleife und bietet damit ein besonders idyllisches Panorama.

Unweit davon liegt Bréhémont liegt direkt am Fluss, die Landstraße führt am Damm entlang, und der Ort wirkt insgesamt sehr verträumt.

In Saint-Mathurin-sur-Loire bei Angers wurde ich Zeuge des Markttreibens. Ein schönes Plätzchen für eine Pause bietet hier auch das Ufer der Loire.

Schöne Fischerdörfer an der Loire-Mündung

Je weiter sich die Loire der Küste nähert, desto mehr verändert sich das Gesicht der Landschaft. Fachwerk und Tuffstein treten zurück, während alte Fischerdörfer verraten, wohin die Reise geht.

La Pointe liegt am Zusammenfluss von Maine und Loire. Ein kleiner Ort mit ein paar netten Lokalen und alten Booten am Fluss, die von der Geschichte der Fischerei zeugen.

La Pointe

La Possonnière besticht durch seinen Hafen mit alten Fischerbooten – ein Ort, der ein Stück ursprüngliches Loire-Leben bewahrt hat.

Kurz vor der Mündung in den Atlantik liegt Paimbœuf, ebenfalls ein altes Fischerdorf. Hier verrät der Leuchtturm: die Küste ist nicht mehr weit!

4. Hafenstädte an der Loire-Mündung: alte Werften, neu entdeckt

Bei meiner Reise auf dem Loire-Radweg änderte sich ab Nantes das Gesicht der Tour: Nicht nur die Landschaft kündigte das nahende Meer an, auch die Städte zeigten einen anderen Charakter als die alten Königsstädte im Herzen des Loiretals.

Gerade Nantes, einst Sitz der Herzöge von Bretagne, kann seine Geschichte als Hafen- und Industriestadt nicht verbergen. Gleichzeitig erfindet sich die Stadt heute immer wieder neu.


Nantes: eine Stadt im Wandel – und genau das macht ihren Reiz aus

Was für ein Mix! Auf der einen Seite das Château des Ducs de Bretagne, das letzte der großen Loire-Schlösser vor dem Atlantik – ein glanzvolles Zeichen für die einstige Bedeutung von Nantes als alte Hauptstadt der Bretagne.

Schloss Nantes

Auf der anderen Seite die Loire-Inseln mit Werften, Schiffskränen und dem Flair einer alten Industriestadt, die durch den Atlantikhandel groß geworden ist.

Dazwischen pulsiert die Altstadt: Rund um die Place Royale und das Graslin-Viertel zeigt sich die Stadt von ihrer lebendigen Seite. Ein absoluter Hingucker ist die Passage Pommeraye, ein prachtvolles Einkaufspassage-Ensemble aus dem 19. Jahrhundert.

Doch Nantes hat mehr zu bieten: In den alten Hafenanlagen haben heute Kunst und Kultur in Form von Ateliers, Designstudios und Kultureinrichtungen Einzug gehalten. Aber auch die eine oder andere kultige Sehenswürdigkeit an der Loire (mehr dazu unter Punkt 5).


Mehr zu Nantes

Nantes Sehenswürdigkeiten Graslin-Viertel

Unglaublich vielfältig: ein Sehenswürdigkeiten-Rundgang durch Nantes

St.-Nazaire: wo die Reise an der Loire zu Ende geht

St.-Nazaire ist eine Hafenstadt par excellence, die ihre Reize nicht auf den ersten Blick entfaltet. Doch die Sehenswürdigkeiten an der Mündung der Loire in den Atlantik erzählen viel von ihrer Geschichte. Da gibt es einen beeindruckenden U-Boot-Bunker der deutschen Kriegsmarine oder den Nachbau eines alten Ozeandampfers zu sehen.

U-Boot-Bunker Saint-Nazaire

Vor allem aber bedeutet es, am Meer angekommen zu sein, die Füße in den Sand zu strecken und einen Cocktail zu schlürfen.

Hafenspaziergang Saint-Nazaire

Ein paar kleine, feine Ecken hat die Stadt ebenfalls zu bieten. Dazu gehören die hübschen Hafenhäuser im La Havane-Viertel, der Jardin des Plantes zum Spazieren und „Sammy“, das Denkmal, das an die amerikanischen Truppen im Ersten Weltkrieg erinnert.

Am besten eignet sich St.-Nazaire aber als Ausgangspunkt für eine kleine Tour an die Côte Sauvage: eine wilde Küstenlandschaft, rund um die man heute noch den Salzbauern bei ihrer Arbeit auf der Halbinsel Guérande zusehen kann. Klingt interessant? Unter Punkt 7 gibt’s mehr dazu.

5. Unerwartete Sehenswürdigkeiten an der Loire: Kunst, Kultur & Natur

Welche Sehenswürdigkeiten findet man noch im Loiretal – oder entlang der Loire-Mündung? Zum einen sind da die besonders schönen Abschnitte entlang des Flusses selbst. Oft braucht es gar keine weiteren Highlights, um zu bezaubern: Die Loire mit ihren sanften Flusslandschaften, Kiesbänken und stillen Nebenarmen und die umliegenden Weinberge sprechen hier eindeutig für sich.

Und dann kommt man woanders ganz unerwartet ins Staunen: über eine Höhlenstadt, durch die man sogar mit dem Rad fahren kann, einen mechanischen Elefanten, der auf einer Loire-Insel ungeniert Wasser in die Menge spritzt, über ein scheinbar in der Loire versunkenes Haus oder ein Boot, das kurios über eine Schleusenmauer hängt – Geheimtipps, die man bei einem Urlaub im Loiretal wohl nicht vermutet hätte.


Die schönsten Abschnitte an der Loire

Nach der obigen Aufzählung der vielen Sehenswürdigkeiten, Städte und Dörfer an der Loire stellt sich natürlich die Frage: Wie steht es um den Fluss selbst? Wo sind die schönsten Abschnitte an der Loire?

Jene Stellen, an denen sich die Loire richtig schön entfalten kann und breit in ihrem Flussbett liegt, gehören zu den eindrucksvollsten Momenten eines Loire Urlaubs.

Auch sehr idyllisch zeigen sich die Flussabschnitte, an denen einer der Nebenflüsse in die Loire mündet. Zum Beispiel am Zusammenfluss von Cher und Loire bei Villandry – mit der Loire-Brücke im Hintergrund und den Booten im Vordergrund ergibt sich eine besonders malerische Szenerie. Aber auch der Bereich, wo Vienne auf die Loire trifft, bietet wunderschöne Ausblicke.

Zusammenfluss von Cher und Loire

Eine besondere Stimmung entsteht auch bei der Einmündung der Maine in die Loire: Beim Anblick der Fischerboote wird spätestens hier deutlich, dass das Meer nicht mehr weit ist.

Schöne Orte entlang der „Route des Vins“ 

Die Route des Vins de la Loire erstreckt sich entlang der Loire bis zur Atlantikküste. Auf meiner Radtour kam ich an einem besonders schönen Abschnitt vorbei: den Weinbergen rund um Turquant und Parnay. Bereits am Ortseingang von Turquant weist eine überdimensionale Weinflasche auf die lokalen Domaines hin.

Wer hier radelt, fährt praktisch direkt an den Weingütern und Weingärten vorbei. Die Region ist vor allem für Weiß- und Roséweine sowie den spritzigen Crémant de Loire bekannt.

Eine Höhlenstadt, durch die man radeln kann

Auf dem Loire Radweg wartet in Souzay-Champigny eine Überraschung: Ohne Vorwarnung taucht der Weg in ein ganzes Höhlensystem ein. Die Dorfbewohner nutzten die stillgelegten Kalksteinbrüche früher als Wohnräume, die stellenweise sogar bis ins 18. Jahrhundert bewohnt blieben.

Auch im Nachbarort Turquant gibt es ähnliche Höhlen, die in den weißen Tuffstein gegraben wurden. Heute dienen sie den Weingütern, Museen, Bistros – oder sogar der Pilzzucht – als ganz besondere Behausungen. Alles in allem ein kleiner Geheimtipp im Loiretal für alle, die es kultig lieben.

Wilder (Elefanten-)Ritt auf einer Insel

Die Industriestadt Nantes, die sich heute völlig neu erfindet, wurde ja weiter oben bereits erwähnt. Am eindrücklichsten lässt sich dieser Wandel rund um die alten Werftanlagen auf der Île de Nantes erleben. Dort haben sich die Maschinen von einst in eine eigene Attraktion verwandelt – die „Machines de l’île“.

Machines de l’île Nantes

Neben einem Museum voller mechanischer Konstruktionen und dem fantasievollen „Carrousel des Mondes Marins“ gehört dazu auch der berühmte „Grand Éléphant“. Ein Geheimtipp ist er längst nicht mehr, aber ein Erlebnis ist er allemal.

Le Grand Elephant Nantes

Ein guter Grund also für einen Abstecher auf die Insel: Man sollte den mechanischen Elefanten einmal selbst erlebt haben, wie er Schritt für Schritt über das Gelände schreitet und aus seinem Rüssel unvermutet Wasser auf die Schaulustigen spritzt. Wer möchte, kann sogar eine Rundtour auf seinem Rücken buchen – aus zwölf Metern Höhe.

Tickets für eine Fahrt mit dem Grand Éléphant können hier gebucht werden.

Vom „La Maison dans la Loire“ bis hin zu Misconceivable“: Kunstwerke an der Loire-Mündung

Bleiben wir gleich in Nantes, denn dort beginnt ein beeindruckendes Gesamtkunstwerk, das sich rund 60 Kilometer bis an die Küste zieht. Entlang der Loire-Mündung sind sage und schreibe 33 Installationen moderner Kunst zu entdecken, die gemeinsam den Kunstparcours „L’Estuaire“ bilden.

Eines der bekanntesten Werke sind etwa die „18 Ringe“ Les Anneaux, durch deren Rahmen sich die Hafenlandschaft von Nantes auf eine ganz neue Weise betrachten lässt. Nach Einbruch der Dunkelheit leuchten Daniel Burens Ringe in wechselnden Farben.

Les Anneaux Nantes

In Couëron findet sich ein Stück „imaginären Realismus“: La Maison dans la Loire von Jean-Luc Courcoult. Auf den ersten Blick wirkt es tatsächlich so, als würde ein Haus langsam in den Fluten versinken.

La Maison dans la Loire

Auch Österreich ist vertreten: Erwin Wurm steuerte ein Werk bei, das zu seinen typischen, leicht absurden Formen passt: ein Boot, das scheinbar über die Schleusenmauer des Canal de la Martinière hängt. Seinen Titel trägt es mit einem Augenzwinkern: „Misconceivable“.

Und schließlich, direkt am Strand von Saint-Nazaire gelegen, findet man ein weiteres kurioses Werk: Le Pied, le Pull-over et le Système digestif von Daniel Dewar und Grégory Gicquel.

Ein überdimensionaler Fuß, ein Pullover und ein Verdauungssystem, alles zusammen in einer Höhe von rund sieben Metern. Ein Kunstmoment, der am Meer garantiert in Erinnerung bleibt.

6. So lässt sich das Loiretal am schönsten entdecken: eine Mehrtagestour auf dem Loire Radweg

Es gibt kaum eine schönere Art, einen Landstrich zu entdecken, als mit dem Rad. Gerade das Loiretal hatte unglaublich viel landschaftlichen Zauber zu bieten.

Und so war die sechstägige Tour auf dem Loire Radweg zwischen Tours und Saint-Nazaire eindeutig das Highlight meines Radjahres 2025.

Auf rund 330 Kilometern war ich vom Herzen Frankreichs bis an die Atlantikküste unterwegs, radelte durch Auwälder und weite Wiesen, direkt entlang der Loire oder ihrer Nebenflüsse Cher, Vienne und Maine.


Lust aufs Nachradeln bekommen?

Tipps und Erfahrungen gibt´s in meinem Artikel zum Loire-Radweg. Im Folgenden eine detaillierte Beschreibung aller sechs Radtage.

Die sechstägige Route am Loire Radweg von Tours bis nach Saint-Nazaire (insgesamt 8 Tage inkl. An- und Abreise) kann bei Eurobike Radreisen unter diesem Link gebucht werden.

7. Zum Abschluss winkt der Atlantik: die Loire-Mündung in der alten Bretagne

Tipp: Wer sich im Loire-Urlaub einen zusätzlichen Tag gönnt, entdeckt am Atlantik der historischen Bretagne ein echtes Highlight. Die Côte Sauvage lohnt jeden Abstecher – zu schön, um sie links liegen zu lassen, auch wenn dieser wilde Küstenabschnitt an der Loire-Mündung nicht mehr direkt mit dem Fluss verbunden ist.

Bretagne am Ende des Loire Radwegs

Was man dort tun kann? Den längsten Sandstrand Europas bestaunen, den Salzbauern bei ihrer Arbeit auf der Halbinsel Guérande zusehen – und das kleine, aber feine Salzmuseum besuchen.

Den krönenden Abschluss bildet ein Küstenerlebnis vom Feinsten: ein Spaziergang auf der Spitze der Halbinsel rund um Le Croisic, um Meer, Salz, Wind und Wellen noch einmal ganz intensiv auf sich wirken zu lassen.


Mehr zur Côte Sauvage in der Bretagne

Cote Sauvage Bretagne Küste

Wilde Küste, Salzabbau sowie zwei authentische „Petites Cités de Caractère“: die bretonische Côte Sauvage

Mein Übernachtungstipp: schöne Hotels im Loiretal

Für einen Urlaub im Loiretal möchte ich zwei stilvolle Häuser besonders hervorheben: Orte, die mir unterwegs ans Herz gewachsen sind. Wer Land und Leute auf eine wirklich authentische Weise erleben möchte, fühlt sich hier bestens aufgehoben.

Das erste davon ist das Hôtel Diderot in Chinon*, ein Haus, das leise Geschichte atmet. Schon beim Ankommen fühlte ich mich ungewöhnlich herzlich empfangen. Mit einem gewöhnlichen Hotel hat dieses Haus aus dem 15. Jahrhundert wenig gemeinsam – eher mit einem geduldigen Gastgeber, der weiß, was Reisende nach einem langen Tag brauchen.

Die alten Mauern, die liebevolle Einrichtung, die kleine Gartenterrasse, auf der ein Glas Loire-Wein besonders gut schmeckt: all das schafft eine Stimmung, in die man nur zu gern eintaucht. Morgens stehen selbstgemachte Marmeladen am Tisch, die den Start in den Tag noch ein bisschen persönlicher machen.

Das zweite Haus, das mir in Erinnerung geblieben ist, war das Hôtel du Mail in Angers*. Direkt am Rand der Altstadt gelegen, mit alten Mauern und einem schattigen Innenhof, verströmt dieses schöne Hotel genau die Art von Ruhe, die man in einer lebendigen Stadt gar nicht erwarten würde.

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https://www.ausgeflogen.at/

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