Eine Küstenwanderung am bretonischen Zöllnerpfad: die CÔTE SAUVAGE bei Le Croisic

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Was man an der französischen Atlantikküste zwischen Le Croisic und Saint-Nazaire rund um die Salzgärten von Guérande erleben kann: Sehenswürdigkeiten an der Côte Sauvage.


Eigentlich sollte es nur ein schöner Abschluss einer wunderbaren Radreise vom Herzen Frankreichs an die Atlantikküste werden. Herausgekommen ist eine mehr als traumhafte Küstenwanderung, auf der ich ein kurzes Stück die Côte Sauvage am bretonischen Zöllnerpfad erleben durfte. Und zwar an der äußersten Landspitze der Halbinsel Guérande bei Le Croisic.

Auch die berühmten Salzgärten der Region wollten entdeckt werden, um direkt vor Ort von der traditionellen Salzgewinnung am Atlantik zu lernen. Ganz nebenbei lassen sich hier einer der längsten Strände Europas sowie zwei authentische „Petites Cités de Caractère“ erkunden.

Auf zu einer Entdeckungsreise an die französische Atlantikküste!

Ausgeflogen auf dem Zöllnerpfad: Sehenswürdigkeiten rund um die Côte Sauvage
1. Le Croisic: nicht umsonst eine „kleine Stadt mit Charakter“
2. An der „wilden Küste“: am Zöllnerweg bis zur Pointe du Croisic
3. Rund um Batz-sur-Mer: den Salzbauern bei ihrer Arbeit zusehen
4. Abstecher nach La Baule-Escoublac: zu einem der längsten Strände Europas
5. St.-Nazaire: eine Hafenstadt mit viel Geschichte

Gefühlt schon in der Bretagne gelegen: die Halbinsel Guérande

Schon Bretagne – oder doch nicht? Diese Frage stellt sich schnell, wenn man die Küste der Halbinsel Guérande zum ersten Mal zu sehen bekommt. Beim Spaziergang entlang der grauen Granitfelsen, gegen die die Brandung kracht, zeigt sich die Côte Sauvage rau und unberührt – ein wildes Stück Atlantik, das sich von La Baule-Escoublac bis Le Croisic zieht.

Côte Sauvage Bretagne

Die Architektur dieses Landstrichs steht dabei unverkennbar für die Bretagne, obwohl die Region heute offiziell nicht mehr dazugehört. Historisch aber sehr wohl. Das zeigen die steinernen Häuser ebenso wie die gelebte Kultur.

Auch der Zöllnerpfad entlang der bretonischen Küste erinnert daran. Er beginnt in Saint-Nazaire, dem Endpunkt meiner Radreise am Loire Radweg, und zieht sich über 2.000 Kilometer bis zum Mont-Saint-Michel – jener „anderen Seite“ der Bretagne, die ich schon bei einem früheren Frankreich-Urlaub entdecken durfte.

Nach meiner Radtour hatte ich einen Tag Zeit, die Orte an der Côte Sauvage rund um die Salzgärten von Guérande zu erkunden.

Côte Sauvage Bretagne Karte

Meine Küstenwanderung begann in Le Croisic, einem alten Fischereihafen an der Spitze der Halbinsel Kervel. Nur durch eine schmale Landenge mit dem Festland verbunden, ist man hier den Naturgewalten besonders nah.

1. Le Croisic: nicht umsonst eine „kleine Stadt mit Charakter“

Es klingt wirklich nett: Ein Fischereihafen, der im 19. Jahrhundert zum Badeort wurde – und heute als einer der französischen „Petites Cités de Caractère verzaubert. Le Croisic ist tatsächlich sehr charmant, denn die Hausreihen am Hafen bieten sich perfekt als Postkartenmotiv an.

Zwar wirkt alles ein wenig braun und grau, doch das liegt weniger am Wetter als an den typischen Steinhäusern der Region. Viele davon schmücken bunt verzierte Fenster und Dachgauben, errichtet wurden sie von reichen Reedern im 16. und 17. Jahrhundert.

Im Gewirr der Gassen findet man auch Fachwerkhäuser aus dem 16. Jahrhundert. An ihnen führt mein Weg zurück vom Küstenspaziergang vorbei. Apropos: Der Rundweg entlang des „Littoral“ startet gleichbeim Bahnhof. Knappe zehn Kilometer kommen dabei zusammen, bei der man bis zur äußersten Landspitze der Halbinsel vorspaziert.

Vom Bahnhof geht es zuerst einmal in Richtung Hafen. Was hier zur Szenerie gehört? Fischkutter, an denen fangfrischer Fisch und die berühmten „Bouquets du Croisic“ – rosafarbene Garnelen, für die Le Croisic bekannt ist – verkauft werden. Und Möwen, die über den Booten kreisen und sich vom Wind tragen lassen.

Wie stark der Ort vom Fischfang und der Salzgewinnung geprägt wurde, zeigt das große Lagerhaus, das zugleich als „Poissonnerie“ und „Salerie“ diente. Der „Grand-Traict“, der die Salzgärten von Guérande mit Meerwasser versorgt, zieht genau dahinter vorbei. Dahinter beginnt schon die Landspitze von Pen Bron, die kleine Kapelle darauf ist von Le Croisic aus gut zu erkennen.

Pen Bron

Mein Spaziergang führt weiter zur Mole mit ihren stolzen 858 Meter Länge, deren Ende der Leuchtturm Tréhic aus dem Jahr 1869 bildet.

  • Le Croisic Mole
  • Côte Sauvage Bretagne
  • Le Croisic
  • Côte Sauvage Bretagne
  • Côte Sauvage Bretagne
  • Côte Sauvage Bretagne

Bevor ich die Zivilisation verlassen werde, komme ich noch am imposanten Gebäude der Résidence Saint Goustan vorbei – einst Hotel, Casino und Sanatorium, heute wieder ein Hotel. Dort erreiche ich den Strand von Saint-Goustan, wo die wildromantische Szenerie der Côte Sauvage so richtig Gestalt annimmt.

2. An der „wilden Küste“: am Zöllnerweg bis zur Pointe du Croisic

Kaum habe ich den Strand hinter mir gelassen, zeigt sich die „wilde Küste“ tatsächlich von ihrer rauen Seite: Granitfelsen ragen in den Atlantik, gegen die das Meerwasser unaufhörlich spritzt, dazwischen klammert sich eine besondere Küstenvegetation fest, die Wind und Wellen trotzt. Mit etwas Glück schiebt sich ein Segelboot über den Horizont, aber eigentlich weiß man, dass hier im weiten Weltmeer lange Zeit gar nichts mehr kommt.

Nach einer Weile tauchen dann doch zwei eindrucksvolle Landmarks auf: Zuerst die Domaine de Port aux Rocs, eine Hotelanlage direkt an der Strandpromenade.

Domaine de Port aux Rocs Le Croisic

Und danach ein einzelnes Steinhaus, das nicht Teil einer Häuserreihe ist, sondern mutterseelenallein dem Wind und den Wellen an den Klippen standhält. Le Fort de l’Océan, ein Bollwerk aus dem 17. Jahrhundert, einst zum Schutz erbaut, hat seinen Namen bis heute behalten. Nur dass man sich mittlerweile dort einquartiert: in einem Hotel der besonderen Art.

Le Fort de l’Océan

Wie sehr die Côte Sauvage berührt und wie nah man sich der Natur fühlt, zeigt sich nur wenige Meter weiter. An der Küste erinnert ein Gemälde von Eugène-Jean Chapleau an den Künstler, der hier in den 1940er-Jahren lebte. Am Küstenweg sind weitere seiner Werke aufgestellt – kein Wunder, denn dieser wilde, raue Abschnitt ist einfach einer dieser besonderen Orte, die man gar nicht erst sucht, weil sie einen ganz von selbst finden.

Einige Spaziergänger mischen sich unter die Angler und gehen vor an die Klippen, wo sich Felsen wild durcheinander zu kleinen Haufen türmen. Wer genauer hinschaut, entdeckt hier den sogenannten Bärenfelsen, auf französisch: Rocher de l’Ours.

Archaisch geht es weiter, plötzlich steht man vor dem Menhir de la Pierre Longue. Auch wenn es entlang dieser Küste nur wenige klassische Sehenswürdigkeiten gibt, entfaltet der Zöllnerweg an der Côte Sauvage seine eigene Magie: mit der Brandung, die auf die Felsen trifft, kleinen Pflanzen, die sich in Sand und Klippen ihren Platz erkämpfen, und Küstenvögeln, die alles im Blick behalten.

Nur die deutschen Bunker des Atlantikwalls, die hier einst standen, wachen nicht mehr wirklich über die Szenerie.

Faszinierend ist auch zu sehen, wie der Wind den Bäumen beim Wachsen die Richtung vorgibt und erste zartgrüne Spitzen die bevorstehenden wärmeren Tage ankündigen.

Nach und nach tauchen die ersten Steinhäuser auf, dazu ein beliebter Badestrand. An der Baie des Sables Menus hat mich die Zivilisation wieder. Ein großes Kreuz erinnert hier an den tragischen Ertrinkungstod eines Mädchens.

Meine Küstenwanderung endet beim breiten Strand von Port Lin, wo man durch die Erkerfenster des Hotel-Restaurants L’Océan direkt auf die Küste hinuntersehen kann. Für mich allerdings ist es Zeit, wieder zum Ausgangspunkt der Küstenwanderung zurückzukehren.

Die Runde führt vom Bahnhof Le Croisic bis zum Hafen und zur Spitze der Halbinsel, danach an der Küste zurück und durch das Ortszentrum wieder in Richtung Bahnhof. Dabei kommen knapp zehn Kilometer zusammen. Man sollte viel Zeit einplanen, denn die raue Küste lädt immer wieder dazu ein, stehenzubleiben und die Szenerie auf sich wirken zu lassen. Ich habe tatsächlich fünf Stunden in Le Croisic verbracht.

3. Rund um Batz-sur-Mer: den Salzbauern bei ihrer Arbeit zusehen

Auch wenn die Küstenwanderung am bretonischen Zöllnerpfad das Highlight des Tages darstellt: Die Salzgärten von Guérande will ich ebenfalls nicht verpassen. Eigentlich ist das gar nicht möglich, denn schon während der Fahrt nach Le Croisic sind sie aus dem Zugfenster zu sehen.

Salzgärten von Guérande

Wer vor Le Croisic in Batz-sur-Mer aussteigt, kann also selbst eine kleine Runde durch die Salzfelder drehen und dabei den Salzbauern bei der Arbeit zusehen. Vom Bahnhof sind es nur ein paar Minuten zu Fuß. Dazu kommt ein charmantes kleines Salzmuseum. Batz-sur-Mer selbst brüstet sich nicht umsonst als eine der „Petites Cités de Caractère“.

Salzgärten von Guérande

Wie bereits weiter oben erwähnt liegen die Salzgärten am Grand-Traict, jener großen Meereszufuhr, über die frisches Atlantikwasser in die Marais Salants de Guérande geleitet wird. Schon der Weg dorthin ist faszinierend: eine Landschaft, die gleichzeitig Kulturerbe und Vogelparadies ist.

Bei meinem Besuch im Mai ist es noch zu früh für die Ernte, daher fehlen die typischen Salzhaufen. Arbeit gibt es für die Salzbauern dennoch genug: Mit ihren langen Stangen steuern die Paludiers die Wasserzufuhr in den einzelnen Becken. In einem mehrstufigen Prozess wandert dabei das salzhaltige Wasser von Becken zu Becken, bis es schließlich nach einiger Zeit im Erntefeld landet.

Während das Wasser langsam verdunstet, steigt die Salzkonzentration von Becken zu Becken, von 45 g pro Liter bis auf 270 g pro Liter. Schlussendlich kristallisiert das Salz und trocknet aus, bis es im Sommer geernet wird.

Salzgärten von Guérande   Batz-sur-Mer:

Die Paludiers schöpfen mit ihren Rechen aber auch die kostbare Fleur de Sel ab – jene feine, zarte Salzblume, die sich an der Wasseroberfläche bildet und vor dem Absinken vorsichtig abgefangen wird. Ganz anders als das grobe Salz, das im letzten Becken mit der Lehmschicht in Berührung kommt.

Ein Besuch im Musée des Marais Salants lohnt sich auf jeden Fall. Untergebracht in einem alten Salzlager, erzählt es anschaulich die Geschichte der Salzgewinnung, zeigt traditionelle Trachten und erklärt, wie sehr der Salzanbau die Kultur – und die Küche! – der Region geprägt hat. „Beurre salé“, die gesalzene Butter, ist hier schließlich ein kulinarisches Grundnahrungsmittel.

Zum Abschluss bietet sich ein kleiner Spaziergang durch Batz-sur-Mer an. Dabei fällt ein weiteres imposantes Salzlager ins Auge: die sogenannte „Cathédrale“. Keine Kirche – auch wenn die echte Dorfkirche mit ihrem markanten Glockenturm ebenfalls nicht zu übersehen ist –, sondern ein gigantischer Speicher mit Platz für 12.000 Tonnen Salz. Wer mag, kann den Kirchturm besteigen und den Blick über die weiten Salzgärten schweifen lassen.

Öffnungszeiten und weitere Infos zum Salzmuseum in Batz-sur-Mer gibt es hier.

4. Abstecher nach La Baule-Escoublac: zu einem der längsten Strände Europas

Klar: So charmant wie in Le Croisic oder Batz-sur-Mer geht es in La Baule-Escoublac nicht zu. An einem der längsten Strände Europas hat der Sommertourismus längst das Sagen.

Strand von La Baule-Escoublac

Ganze neun Kilometer zieht sich der helle Sand von Pornichet bis Le Pouliguen die weite Bucht entlang. Ein Paradies für Sonnenanbeter und für all jene, die statt der Felsen der wilden Küste lieber die sanftere Seite des Atlantiks mit endlosen Stränden genießen. Entsprechend viel ist hier los – wenn auch nicht unbedingt bei trübem Himmel im Mai. Die entlang des Strandes hochgezogenen Apartmentblöcke geben allerdings einen guten Vorgeschmack darauf, wie es hier wohl im Sommer aussieht.

Wer eher zum Spazieren als zum Baden gekommen ist, findet trotzdem genügend Abwechslung. Hinter der langen Reihe aus Hotels und Apartments zeigt sich La Baule von einer ganz anderen Seite.

  • La Baule-Escoublac Sehenswürdigkeiten
  • La Baule-Escoublac Sehenswürdigkeiten
  • La Baule-Escoublac Sehenswürdigkeiten
  • La Baule-Escoublac Sehenswürdigkeiten
  • La Baule-Escoublac Sehenswürdigkeiten

Hübsche Häuser haben sich in den Gassen aufgereiht, die von der Zeit erzählen, als die Eisenbahn zu Ende des 19. Jahrhunderts die ersten Ausflügler brachte. Ihre giebelverzierten Villen am Rand des Kiefernwaldes tragen betronische Häusernamen. Ein charmantes Hinterland direkt an der Küste, das den Ausflug an die Côte Sauvage perfekt abrundet.

5. St.-Nazaire: eine Hafenstadt mit viel Geschichte

Die Hafenstadt, die ihre Bedeutung der Schiffbauindustrie an der Loire-Mündung verdankt, war der Ausgangspunkt meines Tagesausflugs an die „wilde Küste“ des Atlantiks. Idyllisch wie in den „Petites Cités de Caractère“ Le Croisic und Batz-sur-Mer geht es hier zwar nicht zu – doch St.-Nazaire hat seinen eigenen Reiz.

Etappe 6 Loire Radweg

Wer sich für Weltgeschichte interessiert, wird vom mächtigen U-Boot-Bunker der deutschen Kriegsmarine, der der Stadt bis heute seinen unverkennbaren Stempel aufdrückt, fasziniert sein.

U-Boot-Bunker Saint-Nazaire

Ganz anders wirkt die Kunstinstallation „Le Pied, le Pull-over et le Système digestif“ von Daniel Dewar und Grégory Gicquel aus dem Kunstparcours L’Estuaire, bei der man sich – während man am Strand die Füße in den Sand streckt – wohl fragt, was das alles zu bedeuten hat.

Auch ein Spaziergang lohnt sich, denn selbst in St.-Nazaire gibt es ein kleines, feines Hafenviertel, das mit hübschen Häusern aufwartet.

Hafenspaziergang Saint-Nazaire

St.-Nazaire ist alles in allem ein schöner Schlusspunkt an der Küste. Für mich stellte die Stadt die Krönung meiner sechstägigen Radtour entlang des Loire-Radwegs dar.


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https://www.ausgeflogen.at/

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