OLMÜTZ: unterschätztes pittoreskes Juwel im Herzen Mährens

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Welche Stationen man beim Stadtspaziergang durch die hübsche Kleinstadt-Perle einlegen kann: 11 Sehenswürdigkeiten in Olmütz – ein Muss für alle, die´s gerne klein und fein haben.


Die Frage poppt nach meinem Besuch von Olmütz unweigerlich auf: Warum bin ich nicht schon früher in dieses hübsche Kleinod im Zentrum Mährens gefahren? Noch dazu, wo es von Wien doch gar nicht so weit entfernt liegt?

Dass es sich bei Olmütz um die angeblich schönste Kleinstadt Tschechiens handeln soll, kann ich nach dieser Städtereise nur bestätigen. Leider ist die mährische Stadt mit alt-österreichischem Background auf der gängigen touristischen Landkarte in den meisten Fällen noch ein weißer Fleck. Dabei bewegt man sich in Olmütz tatsächlich auf einem unglaublich pittoresken Pflaster – im wahrsten Sinne des Wortes.

Zumindest einmal im Leben sollte man also ein Wochenende oder zumindest einen Tagesausflug in der Stadt verbringen. Was man dabei zu sehen bekommt? Ganz schön viel, vor allem viel Schönes! Fürs erste Eintauchen in die mährische Perle gibt’s im Folgenden 11 Sehenswürdigkeiten-Tipps zum Schmökern.

Ausgeflogen nach Olmütz: 11 Dinge, die man beim Spaziergang durch die Stadt entdecken kann
1. das Theresientor: wo man auch heute den Stadtspaziergang beginnen kann
2. der Oberring: wo es einem dämmert, dass man die schönste Stadt Tschechiens gefunden hat
3. die Dreifaltigkeitssäule: wo man beim ersten Blick realisiert, dass diese keine normale Pestsäule ist
4. das Rathaus: wo man noch einen Rest sozialistischen Realismus findet
5. die Kirchen: wo sich auch Kirchenmuffel begeistern lassen
6. der Niederring: wo man einem Loch auf die Spur geht
7. die Gärten: wo die Studenten – und nicht nur diese – ihre Mittagspausen verbringen
8. die Jugendstilvilla: wo man eine Pause bei einem guten Kaffee einlegen kann
9. das Univiertel: wo man einiges zur alt-österreichischen Geschichte lernt
10. der Dom: wo man den zweithöchsten Kirchturm Tschechiens bestaunen darf
11. die kleinen Gasserln: in denen man sich noch eine letzte Köstlichkeit genehmigt

meine Tipps für den Ausflug nach Olmütz: Anreise und öffentliche Verkehrsmittel

Olmütz: Die einstige Hauptstadt Mährens sollte man gesehen haben

Mit ihren rund 100.000 Einwohnern handelt es sich bei Olomouc um die sechstgrößte Stadt Tschechiens. Im Mittelalter Hauptstadt von Mähren, trat sie diesen Status nach der Belagerung im Dreißigjährigen Krieg an Brünn ab. Der Sitz des Erzbistums sowie der zweitältesten Universität nach Prag ist ihr allerdings geblieben. Und auch was die historischen Denkmäler betrifft, rangiert das hübsche Städtchen gleich auf Platz 2 nach Prag.

Man darf also zu Recht bestätigen, was schon andere über die Stadt geschrieben haben: dass Olmütz als die schönste Kleinstadt Tschechiens, aber auch als eine der schönsten europäischen Städte der zweiten Liga gilt.

Olmütz Sehenswürdigkeiten

Wer aus Österreich anreist, darf noch dazu in ein bisschen heimische Geschichte eintauchen. Bis zum Ersten Weltkrieg wurde in Olmütz noch mehrheitlich deutsch gesprochen. Und auch mit einem altbekannten österreichischen „Kulturgut“ schmückt sich die Stadt: Wolfgang Amadeus Mozart höchstpersönlich komponierte bei seinem Olmütz-Besuch im Jahr 1767 seine sechste Sinfonie – wohlgemerkt als Elfjähriger.

Was allerdings viel wichtiger ist beim Städtetrip nach Olmütz: Die charmante Altstadt ist kompakt angelegt und gut „abzuspazieren“ und eignet sich daher perfekt für einen Tagesausflug oder ein Wochenende.


Warum man einmal in Olmütz gewesen sein sollte

  • Weil man ganz fein durch seine hübschen Altstadtgasserln durchbummeln kann. Das kopfsteingepflasterte Zentrum eignet sich einfach gut für einen schönen Stadtspaziergang.
  • Noch dazu fällt man in Olmütz nicht nur von einem Platz auf den anderen – auch in die unter der Altstadt gelegenen Gärten kann man ein paar Mal hinunterschlüpfen. Vorausgesetzt, man übersieht die lauschigen Durchgänge nicht!
  • Olmütz ist ein Paradies für Freunde des Barock, was so viel heißt wie: sechs Brunnen nebst dem UNESCO Denkmal der Dreifaltigkeitssäule, eine Barockkirche, in der sich die Bildhauer und Maler wahrlich ausgetobt haben – aber auch ein Denkmal des sozialistischen Realismus. Und immer blitzt irgendwo ein Kirchentürmchen hervor.
  • Die üppige Vielfalt an historischen Denkmälern bedeutet aber nicht, dass Olmütz verschlafen daherkommen würde. Im Gegenteil: Die Stadt lebt, woran man bei einem Besuch gleich mehrfach erinnert wird: gut gefüllte Schanigärten auf den Plätzen der Stadt, Studenten, die in den Gärten abchillen – und viele Radler, die über das Kopfsteinpflaster ruckeln. Es tut sich was in Olmütz!
  • Als Tüpfelchen auf dem I darf man sich noch dazu daran erfreuen, dass die Stadt nicht von Touristen geflutet wird. Und auch von Autos wird man beim Flanieren und Fotografieren eigentlich so gut wie nie überrollt, sondern darf meist ganz ungestört durch die Stadt bummeln.

meine Route beim Stadtspaziergang durch Olmütz

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1. das Theresientor: wo man auch heute den Stadtspaziergang durch Olmütz beginnen kann

Meine Sehenswürdigkeiten-Tour durch Olmütz beginnt am südwestlichen Ende der Altstadt – dort, wo diese zur Zeit Maria Theresias mit einem weiteren Festungsgürtel verstärkt wurde. Als Folge der Belagerung der Stadt im Dreißigjährigen Krieg wurden Mitte des 18. Jahrhunderts zusätzlich zur mittelalterlichen Stadtmauer weitere Befestigungsanlagen errichtet. Die Festungsstadt wurde zwar im Jahr 1758 kurz unter den Preußen belagert, aber dennoch nie mehr eingenommen.

Theresientor Olmütz

Das Theresientor, das seinen Namen einem Besuch der Kaiserin verdankt, steht mittlerweile als eigenständiges Bauwerk, aber noch immer ziemlich stattlich da. Entweder spaziert man durch den großen Bogen in der Mitte oder wählt einen der schmaleren Durchlässe für Fußgänger. Gemütlich zeigt sich der kleine Platz dahinter inmitten schöner Jugendstil-Gebäude und Cafés.

Bis zum nächsten schönen Fleck ist es allerdings nicht weit, das kleine Altstadtzentrum ist vom Theresientor aus nur eine Minute entfernt. Wer den Weg über die Pavelčákova-Straße wählt, sollte nicht vergessen, einen kurzen Abstecher in die Mlýnská einzulegen.

Das kleine Gasserlwerk, das sich bis in die Uhelná zieht, hat nicht nur Street Art vom Feinsten, sondern auch kleine Lokale für Nachtschwärmer anzubieten.

Mit der Straßenbahn lässt sich das Theresientor direkt vom (Bus-)Bahnhof aus erreichen (siehe „Tipps“ ganz unten).

2. der Oberring: wo es einem dämmert, dass man die schönste Stadt Tschechiens gefunden hat

Dann stehe ich da und kann nur mehr staunen: Ein unerwartet großer, aber auch unerwartet schöner Stadtplatz breitet sich vor meinen Augen aus.

Olmütz Sehenswürdigkeiten Rathaus

Die Mitte des weitläufigen Platzes ziert das Olmützer Rathaus, das – wenn man von der Pavelčákova-Straße hineinspaziert – den Blick sofort auf seine Sonnenuhr lenkt. Die Replik des alten barocken Zeitmessers, eine Vereinigung des Habsburger Adlers mit dem Olmützer Adler, kommt heute in ganz frischen Farbtönen daher. Unübersehbar springen die altbekannten Initialen FJ und MT ins Auge und erinnern gleich beim ersten Kontakt mit der Altstadt daran, dass man sich bei diesem Städtetrip nach Olmütz ab nun durch ein Stück alt-österreichischer Geschichte bewegen wird.

Olmütz Sehenswürdigkeiten Rathaus

In den Schanigärten der Restaurants und Cafés am Oberring bzw. Oberen Marktplatz herrscht reges Treiben, die Bürgerhäuser – eines schöner als das andere – zeigen sich fein herausgeputzt in unterschiedlichen Farben, die Fassaden wie am Edelmann-Palais sind kunstvoll verziert.

Olmütz Sehenswürdigkeiten Dreifaltigkeitssäule

Auffallend sind neben der prächtigen Dreifaltigkeitssäule – siehe dazu Punkt 2 – die vielen barocken Brunnen der Stadt. Hier am Oberring wären das der Merkur-, Herkules- und Caesarbrunnen. Letzterer ist dem vermeintlichen Stadtgründer gewidmet, der Olmütz laut Legende schon deutlich lange vor der ersten Erwähnung zu Beginn des 11. Jahrhunderts gegründet haben soll.

Olmütz Sehenswürdigkeiten Caesarbrunnen

An der Südseite des Platzes ist es kein Barockbrunnen, der die Aufmerksamkeit erregt, sondern der moderne Arionbrunnen aus 2002. Ein Highlight für Kinder, die sich rund um die Obelisken-tragende Schildkröte an einem heißen Vorsommertag abkühlen.

Eigentlich würde ich bei der Rundtour um den Platz schon am liebsten in jede Seitengasse einbiegen, so charmant und einladend zeigen sie sich. Und auch der Blick auf den Niederring ist verheißungsvoll. Wobei: Bei dem beachtlichen Niveauunterschied müsste man fast von einem Blick hinunter sprechen…..

Blick auf Niederring

Doch bevor ich mich nach unten wage, wird zuerst noch einmal der Obere Marktplatz genauer inspiziert.

3. die Dreifaltigkeitssäule: wo man beim ersten Blick realisiert, dass diese keine normale Pestsäule ist

Nein, mit einer der gefühlt tausend Pestsäulen, die man in seinem Leben schon einmal gesehen hat, hat diese Erscheinung nichts zu tun. Die 32 Meter hohe barocke Dreifaltigkeitssäule von Olmütz wurde nicht umsonst zum UNESCO Denkmal erklärt. Schon die Tatsache, dass man ganze 37 Jahre Bauzeit für die Errichtung der drei Etagen mit den 52 Skulpturen gebraucht hat, erklärt so einiges. Herausgekommen ist die höchste barocke Statuengruppe Mitteleuropas, die in ihrer Mitte eine kleine Kapelle beherbergt.

Olmütz Sehenswürdigkeiten Dreifaltigkeitssäule

Die erste Etage darf man dabei noch betreten und einen Blick in den kleinen Fensterdurchlass der Kapelle werfen. Eine Ebene darüber gruppiert sich die Statuengruppe Mariä Himmelfahrt, ganz oben die der Allerheiligsten Dreifaltigkeit. Eingeweiht wurde die barocke Pestsäule von Maria Theresia und ihrem Gemahl Franz I. im Jahr 1754.

Diese besondere Pestsäule, die in dieser Form auch einzigartig auf der Welt ist, ist der eigentliche Hingucker am Olmützer Oberring. Auch dann, wenn man sich üblicherweise nicht an barocken Engeln und Figürchen delektiert.

Die kleine Kapelle im Inneren der Dreifaltigkeitssäule ist in den Sommermonaten zugänglich.

4. das Rathaus: wo man noch einen Rest sozialistischen Realismus findet

Mächtig kommt hingegen das Verwaltungszentrum der Stadt daher, das eindeutig den Platz dominiert. Der einstige Kaufmannsbau, der in der Mitte des Marktplatzes thront, dient bereits mehr als 600 Jahre als Rathaus der Stadt.

Olmütz Rathaus astronomische Uhr

Außen fällt an der Südfassade der Erker der gotischen St. Hieronymus Kapelle auf, an der Ostseite eine Renaissance-Treppe samt Loggia. Ein Blick ins Innere des vierflügeligen Gebäudes zeigt einen schönen Arkadenhof, in dem sich auch eine alte Glocke mit deutscher Inschrift befindet. Wer die Führung in den Rathausturm nicht verpasst, kann auch von oben einen Blick auf den weitläufigen Hauptplatz werfen.

  • Olmütz Rathaus
  • Olmütz Rathaus

Am beeindruckendsten ist allerdings die Nordfassade des Rathauses. Seit 600 Jahren ist hier in einer Nische eine astronomische Uhr untergebracht, die vom gleichen sächsischen Uhrmacher wie ihr berühmtes Pendant in Prag erschaffen wurde.

Das Meisterwerk der Zeitmessung, das sich im Lauf der Jahrhunderte schon im Stil der Gotik, Renaissance und des Barock präsentierte, wurde in den 1950er Jahren zu einem Spiegel des neuen Klassenbewusstseins umgestaltet.

Die Denkmäler von Stalin und Klement Gottwald wurden zwar mittlerweile entfernt, die Figuren zeigen nach wie vor Szenen aus der Ästhetik des sozialistischen Realismus. Wer genau schaut, kann an der unteren Uhr noch die Geburtstage von Lenin und Stalin entdecken.

Führungen in den Rathausturm finden um 11h bzw. 15h statt (von Mitte Mai bis Ende September mehrmals am Tag). Im Rathausgebäude kann auch eine Ausstellung zur Geschichte der Stadt besucht werden.

5. die Kirchen: wo sich auch Kirchenmuffel begeistern lassen

Sich eines der Kirchenhäuser anzusehen, die einen in Olmütz auf Schritt und Tritt begleiten, gehört bei einem Besuch der denkmalreichen mährischen Stadt einfach dazu. Bei einem Sehenswürdigkeiten-Spaziergang durch Olmütz wird man zumindest die beiden Kirchen rund um den Oberring sowie den Dom auf der Wenzelsanhöhe mitnehmen (siehe dazu Tipp Nr. 10).


die St.-Mauritius-Kirche

Den Beginn macht die St.-Mauritius-Kirche (auch Moritzkirche genannt), die sich nördlich des Oberrings befindet. Dabei handelt es sich um einen gotischen dreischiffigen Kirchenbau mit Kreuzrippengewölbe, der die größte Orgel Tschechiens bzw. eine der größten Mitteleuropas beherbergt. In erster Linie fallen aber bei der St.-Mauritius-Kirche die zwei asymmetrischen Türme mit prismatischer Form auf, die nicht nur beim ersten Blick nicht ganz zueinanderfinden wollen.

Auch in der St.-Mauritius-Kirche kann der Turm (über eine Wendeltreppe) erklommen werden.


die St.-Michaels-Kirche

Viel imposanter – aber auch viel charmanter – kommt da die St.-Michaels-Kirche daher. Schon beim Hinschlendern wird man von den Kuppeln der Kirche verzückt sein und sich am hübschen Platz davor erfreuen (und ihn gegebenenfalls aus allen Blickwinkeln fotografieren).

  • St.-Michaels-Kirche Olmütz
  • St.-Michaels-Kirche Olmütz
  • St.-Michaels-Kirche Olmütz
  • St.-Michaels-Kirche Olmütz
  • St.-Michaels-Kirche Olmütz
  • St.-Michaels-Kirche Olmütz
  • St.-Michaels-Kirche Olmütz

Auch im Inneren kommt man dann aus dem Bewundern nicht mehr heraus, haben sich denn dort die Meister der Bildhauerei und Malerei ausgetobt, um ein imposantes Zeugnis imponierender Barockkunst abzugeben. Ein wahres Erlebnis, das sogar noch gesteigert werden kann, wenn man sich in den pittoresken Kreuzgang im Innenhof begibt. Wer es schafft, sich von den hübschen Arkaden loszureißen, nimmt den Stiegenabgang zur Einsiedelei im Gewölbe der St.-Michaels-Kirche. Und wer den Eingang zum Glockenturm findet, kann auch hier einen Blick von oben auf das Dächermeer von Olmütz werfen.

6. der Niederring: wo man einem Loch auf die Spur geht

Nur ein kurzer Hupfer vom Michaelsplatz, und schon steht man auf dem zweiten markanten Stadtplatz in Olmütz, dem Niederring.

Olmütz Sehenswürdigkeiten

Was auch hier wieder auffällt: Zwischen den beiden Plätzen macht sich ein ordentlicher Niveauunterschied bemerkbar. Was aber nicht bedeuten würde, dass es auf dem Niederring oder Unteren Marktplatz nichts zu sehen gäbe! Denn auch dieser Platz zeigt sich beeindruckend groß und beeindruckend schön, und auch wie bei seinem höher gelegenen Pendant voller Leben. Natürlich darf auch am Niederring der obligatorische barocke Brunnen (dieses Mal dem Meeresgott Neptun gewidmet) nicht fehlen – aber auch eine zweite barocke Pestsäule hat den Platz in Beschlag genommen.

Wobei: Die Mariensäule ist im Vergleich zur Dreifaltigkeitssäule am Oberring überschaubar – und gleichzeitig durchschaubar. Was bedeutet, dass sich inmitten der Marienpestsäule ein Loch befindet, das wahrscheinlich nicht nur dann durchklettert wird, wenn es in der Studentenstadt Jahr für Jahr wieder darum geht, sich einen erfolgreichen Studienerfolg zu sichern. In meinem Fall reicht statt der Kletterpartie ein Foto durchs Loch.

7. die Gärten: wo die Studenten – und nicht nur diese – ihre Mittagspausen verbringen

Wenn auch das Durchschlüpfen durch die Pestsäule am Niederring nicht auf Plan steht: Zumindest in die städtischen Gärten und Parkanlagen darf ich jetzt bei meinem Sehenswürdigkeiten-Rundgang schlüpfen. Und das ist nicht übertrieben, denn so fühlt sich das Überwinden der schnuckeligen Über- und Durchgänge zwischen den Stadthäusern und den Gärten am Lauf des Mühlbachs (einem Seitenarm der March) auch an.

Vom Niederring geht es zuerst einmal in den Bezruč-Park hinunter. Es offenbart sich ein Paradies für Ruhesuchende, das sich perfekt für eine kurze Flanierrunde zu Fuß oder per Rad anbietet: Zahlreiche Bänke reihen sich entlang eines Spazierwegs samt eigener Radspur auf.

  • Spaziergang Garten Park
  • Spaziergang Garten Park
  • Spaziergang Garten Park
  • Spaziergang Garten Park
  • Spaziergang Garten Park

Und wer seine Mittagspause entspannt verbringen mag, hat sich eine der Bänke für ein kurzes Nickerchen ausgesucht. Da werden wohl auch einige Studenten darunter sein – die Uni ist ja nicht weit.

Ich schlage den Weg zum botanischen Garten ein und spaziere bis zum Rosarium vor. Dabei stoße ich auf einen Rest der barocken Befestigungsanlagen aus der Zeit Maria Theresias. Die Stadt wurde damals zusätzlich zu den mittelalterlichen Stadtmauern als Festungsstadt ausgebaut und von einem weiteren Ring von Befestigungsanlagen und Forts umgeben.

Beim Theresientor habe ich meinen Rundgang gestartet, hier in den Gartenanlagen hat sich die Kronenfestung erhalten. Die alte Bastion wurde restauriert und beherbergt heute ein naturwissenschaftliches Museum samt Planetarium.

Für einen Blick in die alte Kronenfestung gibt’s hier Infos zum Nachlesen. Außerhalb von Olmütz kann man heute auch das beeindruckende Fort Radíkov besuchen, das in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtet wurde.

8. die Jugendstilvilla: wo man eine Pause bei einem guten Kaffee einlegen kann

Stilvoll geht es nun weiter, nämlich an einem Eck, an dem man sich ein beeindruckendes Zeugnis des Jugendstils bewundern darf.

Villa Primavesi Olmütz

Dafür muss man nur kurz aus dem botanischen Garten in die Altstadt hinaufhuschen, um die Villa der alten Bankiersfamilie Primavesi zu betrachten – besser gesagt den Stiegenaufgang mit dem kunstvoll verzierten Mosaik. Bei der Ausgestaltung des Innenbereichs war einst auch Gustav Klimt beteiligt.

Beste Gelegenheit, um vom Garten des Kaffeehauses, das sich im Erdgeschoß eingenistet hat, eine kurze Pause einzulegen und sowohl eine gute Tasse Kaffee als auch den Blick in die darunter liegenden Gartenanlagen zu genießen.

9. das Univiertel: wo man einiges zur alt-österreichischen Geschichte lernt

Nach dem Kaffee in der Villa Primavesi geht es wieder hinunter in die Gärten, um dann ein weiteres Mal von unten nach oben zu huschen. Man muss einen der vier Eingänge aus der Altstadt zuerst einmal finden! In diesem Falle handelt es sich um ein kleines Tor an der Mauer, das ich nur dadurch entdecke, dass es gerade von Studenten der angrenzenden Universität benutzt wird.

Nach dem Stiegenhaus wieder oben angekommen, erwartet mich der zur Palacký-Universität – nach Prag der zweitältesten im Lande – gehörige Garten. Ein kleiner Durchgang bringt mich zum nächsten feinen Platz in Olmütz, der von den Gebäuden der Universität sowie dem Erzbischöflichen Palast umrahmt wird. Ein wahrer Augenschmaus, bei dem man so einiges zur alt-österreichischen Geschichte lernt.

Olmütz Universität

Bei den sieben zweigeschossigen Flügeln des Erzbischöflichen Palasts handelt es sich um einen der wichtigsten frühbarocken Bauten Mährens, der auch für die österreichische Geschichte Bedeutung hat. Setzte sich doch hier am 2. Dezember 1848 der 18-jährige österreichische Erzherzog Franz Joseph die Kaiserkrone auf.

Erzbischöflicher Palast

Das frischgebackene Staatsoberhaupt regierte in den Wirren der Revolution auch einige Zeit aus Mähren, bevor er die Wiener Hofburg bezog. Wohl auch weil er bereits einen Teil seiner Militärausbildung in Olmütz genossen hatte, kam der Kaiser noch einige Male nach Olmütz zurück.

Olmütz Altstadthäuser

Tipp: Wer bei der Adresse Wurmova 537 einen Blick in den Innenhof wirft, kann sich dort vor Augen führen, wie die schönen Altstadthäuser vor der Sanierung ausgehen haben müssen. In diesem Fall inklusive Sonnenuhr.

10. der Dom: wo man den zweithöchsten Kirchturm Tschechiens bestaunen darf

Vom Erzbischöflichen Palast ist es nun nicht mehr weit zum ältesten Teil der Stadt: der Wenzels-Anhöhe, auf der zur Zeit der böhmischen Přemysliden noch eine Burg stand. Anstelle dieser thront am Platz heute der St.-Wenzels-Dom, eine neugotische Kathedrale, die als einst romanische Basilika im 13./14. Jahrhundert zum dreischiffigen Dom umgebaut wurde.

  • Wenzelsdom Olmütz
  • Wenzelsdom Olmütz
  • Wenzelsdom Olmütz
  • Wenzelsdom Olmütz
  • Wenzelsdom Olmütz

Wie bei der St.-Mauritius-Kirche gibt es auch hier wieder einen Superlativ zu bestaunen: den höchsten mährischen bzw. zweithöchsten tschechischen Kirchturm (wobei es sich nicht um die Doppeltürme der Vorderansicht, sondern um den dritten Turm der Kathedrale handelt).

Das Areal lässt sich übrigens gut entlang eines kleinen Parks umrunden, der der rückseitigen Mauer angeschlossen ist. Dort findet man noch Reste der Außenwand des einst romanischen Bischofspalasts samt Rundturm.

Auf der Wenzels-Anhöhe befindet sich neben dem Dom auch das Erzdiözesanmuseum und Olmützer Kunstmuseum. Mehr Infos hier.

11. die kleinen Gasserln: in denen man sich noch eine letzte Köstlichkeit genehmigt

Wer den Dom im Hintaus umrundet hat, kann nun über den Platz der Republik in die Altstadt zurückkehren. Was allerdings bedeutet, dass man diesen zuerst erklimmen muss, bevor der weitere Weg dann wieder bis zum Oberring hin abfällt.

Ich wähle den Weg über die Ztracená-Straße und bekomme noch einmal die Vorzüge eines pittoresken Kopfsteinpflaster-Gässchens präsentiert. In dieser Ausfallstraße des Oberrings geht es tatsächlich sehr beschaulich und gemütlich zu – übrigens genauso wie in den kleineren Seitengassen wie der Školní- oder Michalská-Gasse.

An der Kreuzung der Ztracená mit dem Oberring bleibt noch einmal Zeit, die hübsche Altstadtszenerie auf sich wirken zu lassen. Das Treiben kann man gut in einem der Schanigärten des Platzes beobachten.

Oder man kehrt in das zwar neu gestaltete, aber im Stil doch an ein Wiener Kaffeehaus erinnernde Café Mahler ein, um sich für einen letzten Moment wie in einem Stück alt-österreichischer Geschichte zu fühlen.

Übrigens: kein Reisebericht zu Olmütz, ohne den berühmten Quargel zu erwähnen! Dennoch ist es bei meinem Besuch bei knapp 30 Grad nichts mit der unwiderstehlichen Verlockung geworden. Das olfaktorische Erlebnis der etwas anderen Art verdankt die Olmützer Spezialität, die bereits seit dem 15. Jahrhundert auf den Tisch kommt, der etwas intensiver schmeckenden Sauermilch aus der Gegend.

gut zu wissen: meine Tipps für eine Städtereise nach Olmütz

  • Anreise nach Olmütz
    Von Wien aus ist man schnell da: per Zug oder Bus (Flixbus) in unter drei Stunden Fahrzeit. Die Altstadt ist vom Hauptbahnhof oder Busbahnhof aus direkt per Linie X4 zu erreichen (aussteigen direkt am Theresientor bei der Station Okresní soud).
  • öffentliche Verkehrsmittel in Olmütz
    Tickets für Straßenbahn oder Bus entweder an den gelben Fahrkartenautomaten an der Stationen lösen oder beim Fahrer kaufen. Für die Fahrt in die Stadt und wieder zurück reichen zwei Einzeltickets (jeweils 18 CZK bzw. 30 CZK beim Fahrer). Eine Tageskarte zahlt sich dann aus, wenn man auch den „Heiligen Berg“ ins Programm mit aufnimmt: die barocke Wallfahrtskirche Svatý Kopeček, die sich am Fuß des Altvatergebirges außerhalb der Stadt befindet. Bus Nr. 11 fährt vom Hauptbahnhof direkt zum Areal.
  • Parken in Olmütz
    Infos zum Parken in der Altstadt von Olmütz sind hier nachzulesen.
  • und noch ein persönlicher Tipp
    Schön anzusehen und viel abzugehen: so lautet die Devise beim Sehenswürdigkeiten-Spaziergang im Olmütz. Bei den kopfsteingepflasterten Altstadtgässchen dabei nicht auf gutes Schuhwerk vergessen!

Weitere Reiseziele in Tschechien


https://www.ausgeflogen.at/

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