Etappe 6 am Loire Radweg: 61 Kilometer von NANTES nach SAINT-NAZAIRE

5
(1)

61 Kilometer zwischen Nantes und Saint-Nazaire: Reisebericht zur sechsten Etappe am Loire Radweg mit Routeninfos, Fotos und meinen persönlichen Tipps.


Etappe 6: die Route

  • Ab Nantes wird die Loire immer breiter und breiter, bis sie in den Atlantik mündet. Entlang der gesamten Strecke finden sich die Installationen des Kunstparcours L’Estuaire.
  • Am Nordufer geht es zuerst durch zwei Dörfer, danach übersetzt man per Fähre ans Südufer der Loire und radelt an einem alten Kanal entlang.
  • Kurz vor der Küste folgen die ersten Fischerdörfer, danach setzt man von St-Brévin-les-Pins nach Saint-Nazaire, dem Ende der Etappe bzw. des gesamten Loire-Radwegs, über. Tipps für die Überquerung der gigantischen Loire-Brücke gibt es ganz unten.
  • Der Loire Radweg teilt sich auf dieser Etappe von Nantes nach Saint-Nazaire die Strecke mit dem Fernradweg der Vélodyssée.

Die Facts

Die Strecke von Nantes nach Saint-Nazaire war die sechste Etappe meiner Tour am Loire Radweg mit Eurobike Radreisen.
Die GPX-Datei dieser 61 km langen Etappe mit 125 hm Anstieg gibt es hier zum Download. (Hinweis zur Länge: Gefahren mit dem Tourenrad, sehr viele Fotostopps am Weg eingelegt.)
Meine Tipps für die Planung des Loire Radwegs inkl. meiner Erfahrung mit Eurobike Radreisen gibt es hier zum Nachlesen.

Etappe 6 Loire Radweg Nantes Saint-Nazaire

Die sechstägige Route am Loire Radweg von Tours bis nach Saint-Nazaire (insgesamt 8 Tage inkl. An- und Abreise) kann bei Eurobike Radreisen unter diesem Link gebucht werden.

Von Nantes am Nordufer bis nach Couëron

Hinausradeln aus Nantes ist nicht ohne, es dauert auch rund neun Kilometer, bis sich der Verkehr nach dem Getümmel im Zentrum und der anschließenden Fahrt an Hafen und Baustelle, beruhigt hat. Dennoch: Eine Radspur ist hier trotz Baustelle vorgesehen.

Nanes Hafen

Anders dann ab Indre, wo ich mich erstmals wieder in Flussnähe wähne und die Vögel zwitschern höre: Teilweise ist die Beschilderung des Radwegs hier ganz ausgesetzt oder zeigt eine provisorische Strecke. Der Radweg verläuft auf dieser Etappe übrigens ident mit der Route der Vélodyssée.

Vélodyssée

Der Ort Indre selbst gehört – im Gegensatz zu den vielen schönen Dörfern auf den Etappen davor – nicht zu den schönsten Plätzen Frankreichs, und das erste und einzige Mal auf meiner 6-tägigen Radtour werde ich von einem Autofahrer angepöbelt.

Indre

Wichtig: In Indre gibt es eine Fähre über die Loire, die allerdings nicht mit der kostenlosen Fähre in der nächsten Ortschaft zu verwechseln ist.

Nach einer kurzen Verwirrung mache ich mich daher auf den Weg nach Couëron. Auch hier lässt die Route zu wünschen übrig, entlang einer vielbefahrenen Straße radelt man, zwar auf einem eigenen Radstreifen, durch ein Industriegebiet. Wie gut, dass dieses Stück nicht stellvertretend für den gesamten Loire Radweg steht. Und wie gut, dass ich die fünf Tage zuvor durch wirklich unberührte Naturlandschaften radeln durfte!

Eine solche wird in Kürze wieder folgen, denn in Couëron besteige ich nun die richtige Fähre über die Loire. Kurz davor habe ich an der Promenade ein Werk des „imaginären Realismus“ angetroffen, eine weitere Installation am Kunstparcours L’Estuaire zwischen Nantes und Saint-Nazaire. La Maison dans la Loire von Jean-Luc Courcoult wirkt auf den ersten Blick tatsächlich wie ein Haus, das in den Fluten zu versinken droht.

Und dann trägt mich schon die Fähre hinüber nach Le Pellerin. In Nullkommanix bin ich am anderen Ufer angelangt, wo in Kürze der Einstieg in den Martinière canal erfolgt, einer Wasserstraße, die im 19. Jahrhundert als Alternative zur Fluss-Schifffahrt auf der Loire errichtet wurde. Nach zehn Jahren Bauzeit war er nur für kurze Zeit in Betrieb, denn die Sandbänke der Loire waren mithilfe neuer Techniken wieder befahrbar.

Ein langer Radler am alten Kanal

Genau an der Stelle, wo der Radweg zum Kanal abbiegt, darf man eines nicht übersehen: das Boot von Erwin Wurm. Seit 2007 hängt es über die Schleusenmauer des Kanals und ist natürlich Teil des bereits angesprochenen Kunstparcours. „Misconceivable“ hat der österreichische Künstler sein ungewöhnliches, aber für ihn typisches, Werk genannt. 

Dem Kanal selbst folgt man zuerst ein Stück auf der einen und wechselt dann auf die andere Seite, so geht es ewig dahin. Ich bin ziemlich alleine unterwegs, bei einer schnurgeraden Streckenführung auf ganzen elf Kilometern freut man sich über etwas Abwechslung zur Linken und Rechten, die vereinzelt von ein paar Kühen und Störchen geboten wird.

Irgendwann erscheint ein Campingplatz mit Ausflugscafé am Weg, dann ist auf einmal der Kanal zu Ende und der Weg führt durch einen kleinen Weiler, an Ziegen und Schafen vorbei, ins Hintaus, wo vor nicht langer Zeit schöne Urlaubshäuschen angesiedelt wurden. Kein Wunder – wer möchte hier, in Nähe der Flussmündung – nicht wohnen?

Das Meer ruft! Und auch die Brücke über die Loire…

Eine alte Ansiedlung liegt noch in Paimbœuf auf dem Weg, das alte Fischerdorf im Herzen der Loiremündung liegt allerdings schon eindeutig am Meer, das bezeugen Leuchtturm und die am Ufer vertäuten Boote.

Für mich allerdings viel Faszinierender ist der Blick auf die in der Ferne winkende Brücke, über deren Bezwingung ich schon tagelang gegrübelt habe. Werde ich sie mit dem Rad passieren (müssen) oder doch den öffentlichen Bus erwischen? Schließlich handelt es sich mit ihren 3,3 Kilometern um die längste Brücke Frankreichs, die sogar bis zu 51 Metern Höhe erreicht. Nichts für Leute wie mich, die von Höhenangst geplagt sind…

Saint-Nazaire-Brücke

Das letzte Stück vor der Küste verläuft an einem schmalen Pfad neben Ufer und Schilf, danach gibt der Weg wieder den Blick auf die vielen Fischerhütten an langen Stegen am Loireufer frei. Und auch die Pont de Saint-Nazaire rückt immer näher…

Was tun also? Diese Frage stellt sich das letzte Mal kurz vor St-Brévin-les-Pins. Nachdem davon abgeraten wird, die Brücke mit dem Rad zu überqueren, ich es rechtzeitig zum Bus schaffen werde – und beim direkten Anblick dieses Monstrums die letzten Überlegungen im Keim erstickt werden, doch selbst über die Brücke zu radeln, biege ich ins Zentrum von St-Brévin-les-Pins ab.

Es ist Anfang der Saison, ich habe zwar nicht für den Bus reserviert, aber versuche spontan, einen Platz für mich und mein Rad zu bekommen. Und ja, es klappt, zu dieser Jahreszeit (Anfang Mai) bin ich die einzige Radlerin, die mit ihrem Drahtesel ans andere Ufer möchte. Hätte es nicht funktioniert, dann wäre es eben das (teurere) Taxi geworden.

Warum tatsächlich davon abgeraten wird, die Brücke mit dem Rad zu befahren und welche Möglichkeiten man für die Überquerung der Brücke hat, gibt es ganz unten in meinen Tipps nachzulesen.

Angekommen in Saint-Nazaire – und gleichzeitig am Ende der 6-tägigen Radtour

Angekommen. Am Ende der sechsten und letzten Etappe bin ich schlussendlich in Saint-Nazaire eingtroffen. Am Ende meiner Radreise auf dem Loire Radweg, aber auch am Atlantik. Und in der Bretagne. Und jetzt soll ich gleich wieder die Heimreise antreten? No way…

Saint-Nazaire

Doch was kann man tun an der Atlantikküste? Vor allem in Saint-Nazaire, einer Hafenstadt, die nicht unbedingt zu den Petites Cités de Caractère zählt, von denen mir auf meiner Radtour so viele untergekommen sind? Und deren Reize sich nicht gleich auf den ersten Blick erschließen? Nun, da gäbe es einiges. Mir wird nicht langweilig, obwohl ich mehrere Stunden in Saint-Nazaire verbringen werde.

Die Sehenswürdigkeiten Saint-Nazaires haben mit der Geschichte der Hafenstadt zu tun. Da wäre einmal der U-Boot-Bunker der deutschen Kriegsmarine, der im Zweiten Weltkrieg als einer von fünf Stützpunkten der Deutschen in Frankreich diente.

Im gleichen Komplex wurde im Escal’Atlantic ein alter Ozeandampfer nachgebaut. Für den Besuch des nostalgischen Passagierschiffes war ich leider zu spät dran, aber immerhin habe ich das Bild von Tim und Struppi aus einer in Saint-Nazaire spielenden Episode entdeckt.

Escal'Atlantic

Dann stehen natürlich Mole und Strand am Pflichtprogramm sowie die letzten der 33 Kunstwerke des L’Estuaire-Parcours. Am Strand von Saint-Nazaire, genauer gesagt an der Place du Commando, ist das Le Pied, le Pull-over et le Système digestif von Daniel Dewar und Grégory Gicquel. Also Fuß, Pullover und Verdauungssystem, und das alles in einem Ausmaß von sieben Metern Höhe.

Ich spaziere ein Stück den Sandstrand entlang und staune auf einmal über die hübschen Hafenhäuser im La Havane-Viertel, die in keinster Weise mit den Gebäuden im Stadtzentrum zu vergleichen sind. Mein Weg führt mich zum Jardin des Plantes und danach wieder zurück, dieses Mal am Strand, vorbei an „Sammy“, dem Denkmal, das an die amerikanischen Truppen im Ersten Weltkrieg erinnert.

Im sanften Licht der Abendstimmung lasse ich die Radreise mit Blick auf die Mole samt Fischernetzen und Leuchtturm ausklingen– und zwar im Restaurant „La Plage“. Und genieße die Tatsache, nach sechs Tagen meine Tour beendet zu haben, aber auch am Atlantik bzw. in der Bretagne angekommen zu sein. Es muss einfach wirken…

Und danach? Am besten einen Tag anhängen und ein bisschen Bretagne-Feeling einfangen. Ich habe mir den längsten Sandstrand Europas angesehen, den Salzbauern bei ihrer Arbeit auf der Halbinsel Guérande zugesehen (und das kleine Salzmuseum vor Ort besucht).

Aber vor allem habe ich in Le Croisic eine Küstenwanderung rund um die Spitze der Halbinsel eingelegt, und Meer, Salz, Wind und Wellen noch einmal ganz intensiv auf mich wirken zu lassen, bevor es wieder nach Hause ging. Denn: Wie oft hat man schon die Gelegenheit, an einem der großen Weltmeere zu stehen? Noch dazu in der Bretagne, einer Region, deren Namen schon allein große Sehnsucht hervorruft?


Mehr zu meinem Tag an der Atlantikküste

Traumhafter kann man eine Radtour kaum abschließen: ein Tag in der Bretagne

Übernachtungstipp auf dieser Etappe des Loire Radwegs: gut gelegen zwischen Stadt und Hafen

Ganz herzlich wurde ich im Originals City, Hôtel de l’Europe* empfangen – einem Haus, das zwar schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat, dafür aber mit Charme und einem netten Team punktet – und einer Badewanne. Die Lage zwischen Altstadt und Hafen ist ideal.

Hotel Saint-Nazaire

Meine Tipps für diese Etappe am Loire Radweg

  • Zwischen Indre und Pellerin auf die Routenführung achten, da der Loire Radweg hier teils nur provisorisch – oder gar nicht – ausgeschildert ist. Das ist aber die einzige Ausnahme auf den gesamt über 330 von mir geradelten Kilometern.
  • Die Fähre über die Loire in Couëron nicht mit jener in Indre verwechseln! Alle 20 Minuten kann man hier kostenlos auf das andere Ufer wechseln.
  • Der Abschnitt entlang des Kanals kann sich bei Hitze ziehen – wieder darauf achten, genügend Wasser dabeizuhaben.
  • Wer sich für die Brückenüberquerung per Bus entscheidet, sollte die Ankunft in St-Brévin-les-Pins gut timen. Es gibt einen Bus frühnachmittags, dann aber erst wieder am späten Nachmittag. Andernfalls ruft man sich ein Taxi, in der Hochsaison gibt es spezielle Rad-Shuttles (mehr Infos anschließend).
  • Wenn möglich, unbedingt einen Tag anhängen und die bretonische Küste erkunden. Wenn man schon einmal hier ist…

Tipps zum Überqueren der Brücke nach Saint-Nazaire

Warum wird davor abgeraten, die Brücke über die Loire nach Saint-Nazaire zu überqueren? Nun, dafür gibt es gleich mehrere Gründe.

  • Neben den zweispurigen Fahrspuren für den motorisierten Verkehr bleibt nur ganz wenig Platz auf dem Radstreifen (immerhin klebt man durch eine Bodenabtrennung nicht direkt am Brückengeländer).
  • Hat man den Scheitelpunkt überwunden, geht es richtig steil nach unten.
  • Bei stärkerem Wind kann es richtig gefährlich werden, wenn man durch eine plötzliche Windböe auf einmal um einen halben Meter versetzt wird und in der Autospur landet. Das kann bei einem in vollem Karacho vorbeidonnernden LKW zum Problem werden. Der Fließverkehr bewegt sich nämlich ganz schön zügig über die Brücke.
  • Last, but not least: Höhenangst…

Ich habe mich für den Bus entschieden, diesen allerdings nicht vor-reserviert, was Anfang Mai kein Problem darstellte. Im Sommer ist eine kurzfristige Aktion sicherlich nicht erfolgversprechend, allerdings kann man dann auf die regelmäßigen Rad-Shuttles zurückgreifen.


Die Optionen für die Überquerung der Saint-Nazaire-Brücke sind Folgende

  • Rad-Shuttle in der Hochsaison: von Anfang Juli bis Ende August täglich plus zwei Wochenenden im Juni; mehrmals täglich, Reservierung nicht nötig; Abfahrt in St-Brévin-les-Pins von der Place Bougainville; Kosten: € 5,-
  • Öffentlicher Bus mit Rad-Aufhänger: Buslinie 317 fährt einige wenige Male pro Tag, siehe Fahrplan; man sollte seinen Platz vorbuchen; Abfahrt in St-Brévin-les-Pins von der Bushaltestelle Pôle de Bresse; Kosten: € 2,60
  • Taxi mit Radanhänger: € 25,- für 2 Räder

Detailinfos für die Brückenquerung der Saint-Nazaire-Brücke gibt es hier

Mehr zum Loire Radweg

*Affiliate Link. Für eine Buchung über diesen Link (die Kosten bleiben natürlich gleich!) erhalte ich eine kleine Provision, die 1:1 in die Betreuung meines Blogs fließt. Danke für deine Unterstützung!

Weitere Mehrtages-Radtouren


https://www.ausgeflogen.at/

Wie hilfreich war dieser Beitrag?

5 Sterne = TOP // 1 Stern = Flop

Weil du diesen Beitrag nützlich fandest...

...folge mir doch in den sozialen Netzwerken!