ALLEIN REISEN ALS FRAU: meine Erfahrungen & Tipps

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Was ich auf meinen Reisen über mich selbst gelernt habe, und welche Tipps ich anderen allein reisenden Frauen weitergeben kann. Inkl. Buchtipp fürs „erste Mal“.


Alleine reisen: nicht jede Frau hat dazu ihre Erfahrungen

meine Erfahrungen zum allein reisen

Worüber ich früher nie einen Gedanken verschwendet habe, wird mir seit einiger Zeit immer mehr bewusst: Alleine reisen ist für viele Frauen nicht alltäglich. Seit mehreren Jahren nun in meinen 40ern angekommen, kann ich das mittlerweile verstehen. Je älter ich werde, desto eher geht auch bei mir einiges von der Unbeschwertheit verloren, die in meinen Zwanzigern oder Dreißigern nichts Außergewöhnliches war.

Richtig vor Augen geführt wurde mir diese Tatsache allerdings, als ich mich einer Facebook-Gruppe zum Thema anschloss. Ich war überrascht davon, wie viele Frauen Angst davor haben, eine Reise alleine anzutreten. Viele berichten dort von ihren ersten Erfahrungen als allein reisende Frau. Auch das Buch einer Reiseblogger-Kollegin hat mir erst richtig gezeigt, dass es für viele Frauen nicht selbstverständlich ist, auf eigene Faust loszuziehen.

Ich habe das zum Anlass genommen, zu überlegen, auf welche Erfahrungen ich eigentlich selbst zurückgreifen kann. Was genieße ich beim allein Reisen, und wovor fürchte ich mich? Haben sich meine Ängste im Lauf der Zeit geändert? Und was kann beim ersten Sprung ins Ungewisse helfen?


Hier meine Erfahrungen und Tipps zum Thema „alleine reisen als Frau“.

Meine Erfahrungen als allein reisende Frau (und was ich dabei gelernt habe)

Angefangen hat es nach der Schule. Ich wollte so schnell wie möglich ins Ausland, und das war am einfachsten als Au Pair zu erreichen. Die erste richtige Trennung von zu Hause erlebte ich in den USA. Aus dem geplanten Jahr wurden allerdings nur drei Monate. Was davon übrigblieb? Viele Erfahrungen, die ich niemals missen möchte, sowie das erste Gefühl der Selbständigkeit nach der Schule. Aber auch eine Zeit, in der mich das Heimweh stark gepackt hat, was zum vorzeitigen Abbruch führte. Es ist eben noch kein Meister des Auslandsaufenthalts vom Himmel gefallen…

Der nächste Solo-Trip führte mich als junge Frau alleine durch Europa. Interrail war angesagt. Heimweh war nun allerdings kein Thema mehr, denn ich war nur eine von vielen jungen Reisenden, die sich durch Europa treiben ließen. Gleich und gleich gesellt sich gern – und genau so „gesellig“ war es dann auch.

Während des Studiums folgten ein mehrtägiger New-York-Trip sowie ein mehrwöchiges Internship in Florida. Praktischerweise war ich bei ersterem in einer kultigen Jugendherberge, bei letzterem auf einem College Campus untergebracht. Beide Male war es einfach eine tolle Zeit, an die ich immer voller Dankbarkeit (und ein bisschen Sehnsucht) zurückblicken werde. Auch dabei lernte ich: Gemeinschaft hilft, auch wenn diese erst vor Ort entsteht.

Den Abschluss des Studiums feierte ich mit einer Reise durch Südamerika. Zuerst war ein mehrwöchiges Praktikum in Argentinien dran, danach ging´s mit dem Rucksack durch den südlichen Zipfel des Kontinents. Die Erfahrung, die ich bei diesem Trip machen durfte: Gerade beim allein Reisen ist die richtige Auswahl des Reiseziels ganz wichtig. War ich im Süden von Argentinien und Chile nur von naturliebenden Travellern umgeben, stieß ich in Santiago de Chile, dem ersten Anflughafen aus den USA, auf eine wilde Horde von partysüchtigen Collegestudenten. Mein Fazit: Ein bisschen kann mit guter Vorbereitung und Recherche selbst zum Glück beigetragen werden. Nicht für jeden wird ein Party-Hostel in Asien das Richtige sein.

Diverse weitere Reisen quer durch Europa von Sizilien bis ans Nordkap folgten, bei denen ich alleine als Frau unterwegs war. Auch hier machte ich die Erfahrung, dass die Umgebung das „Erfolgserlebnis“ bedingt. Wer allein ans Nordkap reist, wird im hohen Norden wohl damit rechnen müssen, ganz viel Zeit mit sich selbst verbringen zu müssen. Eine Tatsache, die einem „Nord-Typ“ wie mir allerdings ganz recht kommt.

Nach der Geburt meiner Tochter folgte eine mehrjährige Pause des Alleinreisens. In den letzten Jahren habe ich nun wieder einige Städte- und Roadtrips nachgelegt. Ob ich dabei das gemächliche Treiben auf den Azoren genießen durfte oder ein „kühles“ Wochenende in Moskau verbrachte (nämlich tatsächlich im Winter): Alles geht. Auch bei meiner Tour an den Rändern Österreichs war ich die meiste Zeit alleine unterwegs. Warum? Weil irgendwann keiner mehr Zeit zum Mitfahren findet. Und auch, weil man irgendwann einfach sein eigenes Programm durchziehen möchte. Was auch gleich zum nächsten Punkt führt: Was ist das Tolle am allein Reisen?

Warum ich nicht aufs allein Reisen verzichten möchte

  • Weil ich alles im eigenen Tempo und mit der richtigen Dosis „Kultur“ ansehen kann.
    Entscheide ich mich für 10 Museen pro Tag, oder setze ich mich in den nächsten Bus und kurve ein bisschen im Land herum?
  • Weil ich tun und lassen kann was ich will.
    Was bedeutet, ganz spontan meine Pläne ändern und in den Tag hineinleben zu können, ohne mich abzusprechen oder rechtfertigen zu müssen.
  • Weil ich beim alleine Reisen viel mehr Kontakte zu Einheimischen pflege.
    Ob das meine Sitznachbarin im argentinischen Überlandbus oder der Aussteiger auf der finnischen Fähre ist: Ich lerne das Land dabei viel intensiver kennen. Einheimische um Rat zu fragen zeugt auch übrigens von Interesse an der Kultur.
  • Weil ich bei jeder Reise, bei der ich alleine unterwegs bin, über mich selbst lerne.
    Schließlich bleibt dabei immer viel Zeit zum Nachdenken. Heute weiß ich mittlerweile ganz gut, in welchen Situationen mich die Angst packt – aber auch, wann ich mich ganz gechillt der Reise hingeben kann.
  • Weil ich dabei immer wieder meinen Horizont erweitere.
    In jungen Jahren war es noch der eine oder andere Eroberungsversuch von jungen Einheimischen oder anderen Travellern. Mit fortschreitendem Alter handelt es sich nun eher um gute Gespräche, die ich zwar gottseidank auch mit meinem Partner genießen kann, die bei fremden Personen meinen Horizont aber doch immer wieder um ein gutes Stückchen erweitern.
  • Welche Fragen und Ängste beim allein Reisen aufkommen können


    Was tun in gefährlichen Situationen?

    Gut, in so richtig brenzlige Geschichten bin ich noch nicht hineingeraten. Und wenn, dann habe ich ganz schnell versucht, wieder aus der Situation herauszukommen. So stellte sich in gewissen Straßenzügen New Yorks ein ungutes Gefühl schon automatisch ein – da musste ich gar nicht alleine als Frau unterwegs sein. Auch in Rio de Janeiro war schnell klar, dass ich nicht unbedingt ohne Begleitung durch einen verlassenen Tunnel durchspazieren sollte. Vor allem dann nicht, wenn sogar die Jugendherberge Tag und Nacht von einem mächtigen Koloss bewacht wurde (und ich von Vergewaltigungsversuchen in der vorigen Nacht erfahren hatte). In solchen Situationen ist es mehr als ratsam, auf sein Bauchgefühl zu hören und tatsächlich den einen oder anderen Programmpunkt auszulassen.


    Wie kann ich einem Diebstahl oder Überfall vorbeugen?

    Ein Klassiker, der natürlich nicht nur allein reisende Frauen betrifft: Ich bin immer wieder von Neuem verwundert, wie oft man auf Touristen trifft, die mit um den Hals gehängten fetten Kameras, sperrangelweit offenen Taschen und Brieftaschen im Gesäß durch dichtgedrängte Gassen spazieren. Wer noch in der pre-Handy-Zeit unterwegs war, wird sich erinnern können: Sind erst die Dokumente und das Geld weg, ist auch die Reise aus.


    Wie kann ich mich vor Übergriffen schützen?

    Gerade wir Frauen fragen uns doch so oft, wie wir wahrgenommen werden: Ein Thema, das gerade für allein reisende Frauen sehr wichtig ist. Will ich meine Ruhe haben, werde ich mich unauffällig kleiden und im Zweifelsfall nicht klein, sondern eher „groß“ machen. Was bedeutet, selbstbewusst und sicher auftreten, auch wenn´s im Inneren gerade nicht danach aussieht. Selbst mit meinen 1,80 Metern musste ich nicht erst einmal etwas großspuriger auftreten, um mir den nötigen Respekt zu verschaffen.


    Was tun bei Einsamkeit?

    Hand aufs Herz. Wer dieses Gefühl nicht kennt, war noch nie alleine unterwegs. Im Gegensatz zu echten Gefahrensituationen kommt man recht schnell (und leider immer wieder) in die Situation, sich vor Ort etwas einsam zu fühlen. Auch ich hatte immer wieder solche Momente, an denen ich so schnell wie möglich nach Hause zu meiner Familie wollte. In Zeiten von WhatsApp und Co wird dies gottseidank immer weniger zum Problem. Es hilft, zu wissen, dass das traurige Gefühl meist nur eine Folge von Überforderung oder – gerade in meinem Fall – Hunger ist. Ist es wirklich ganz schlimm, findet sich dann doch oft unerwartet der eine oder andere Reisende oder Einheimische im Umfeld, mit dem sich die Einsamkeit schneller als gedacht wieder überwinden lässt.


    Was tun bei aufdringlichen Personen?

    Natürlich kann es auch vorkommen, dass es sich bei Reisegefährten oder Einheimischen um keine angenehme Bekanntschaft handelt. Gerade in Südamerika hatte ich selten, aber doch, mit dem „blonde Frau“-Thema zu kämpfen. Aus meiner eindeutig europäischen Herkunft wurde geschlossen, dass ich auf der Jagd nach einem Urlaubsflirt mit einem heißen Latino wäre. Meist reicht es, klipp und klar auf das fehlende Interesse hinzuweisen. Auch wenn der vermeintliche Lover etwas schwer mit der Abfuhr umgehen kann.


    Welche Ängste es beim allein Reisen noch gibt?

    Gerade mit dem Alter kommen neue Bedenken dazu, die in jungen Jahren überhaupt kein Thema waren. So plagen mich seit neuestem Gedanken zur Verlässlichkeit meines Autos. Erst im letzten Jahr habe ich gruselige Momente in vermeintlich sicherer Umgebung im benachbarten Ausland erlebt. Man lernt also nie aus: Abzocker gibt es viele. Manchmal muss man sich eben einfach auf die Füße stellen.

    Als Frau allein reisen: meine Tipps

    • Sich bereits zu Hause in die Reise hineinversetzen.
      Und die passende Reise für einen selbst auswählen. Dabei helfen Fragen wie: Ist das Reiseziel das richtige? Passt die Unterkunft zu mir? Wird es vor Ort Mitreisende oder Ansprechpartner geben oder möchte ich mich alleine durchschlagen?
    • Nicht gleich ins große Abenteuer stürzen.
      Dieser Tipp ist nicht zu unterschätzen: Klein anfangen, um sich in der Situation als allein reisende Frau zuerst einmal selbst kennenzulernen. Dabei kann es sich um ein Wochenende im eigenen Land oder um eine Städtereise in ein Land mit ähnlicher Kultur handeln. Man lernt, mit sich selbst umzugehen und die Schuld für ungute Gefühle nicht auf die Reise zu schieben. Irgendwann ist dann schon im Vorhinein klar, in welchen Situationen man müde, grantig oder ängstlich reagieren wird.
    • Pausen machen!
      Gerade die vorhin erwähnten unguten Gefühle vermitteln das ganz deutlich. Neben Pausen sollte man auch darauf achten, dass die Genuss-Momente nicht zu kurz kommen. Auch darauf musste ich erst einmal draufkommen. Es bringt ganz und gar nichts, jeder Sehenswürdigkeit nachzujagen, um dann vollkommen übermüdet die Flinte ins Korn zu werfen. Mit einem guten Kaffee in der Hand ein Stündchen lang andere Leute zu beobachten, hat schon manche schlechte Stimmung wieder gerettet.
    • Auf´s Bauchgefühl hören.
      Ein (sehr wichtiger) Tipp, der natürlich nicht nur für allein reisende Frauen gilt. Heute ist es zwar nicht mehr der Messerstecher in Rio de Janeiro, dafür aber die Autowerkstatt in Ungarn, die meine technische Unwissenheit sowie fehlende Sprachkenntnis ausnützt und mir neben einer überteuerten Reparatur sogar eine Übernachtung in einem Kabuff in der hintersten Einöde aufs Auge drücken möchte. Mein Bauchgefühl sagt: Verschwinde so schnell wie möglich, auch wenn du es mit dem Auto vielleicht nicht mehr bis nach Hause schaffst. Im Nachhinein die richtige Entscheidung.
    • Sich gut vorbereiten.
      Selbst wenn der Notfall eintritt: Es hilft, genau zu wissen, was zu tun ist. Das bedeutet, sich vorab in potentielle Situationen hineinzuversetzen und zu überlegen, auf wen oder was man konkret angewiesen wäre. Ob es sich um eine wichtige Telefonnummer oder die Info zur Route für die Daheimgebliebenen handelt: Mittlerweile sichern wir uns auch in unserem Alltag so ab. Ist der Mann auf Radtour nicht mehr telefonisch zu erreichen, weiß ich zumindest, wo ich ihn im Notfall suchen sollte.
    • Trotzdem auf das Gute vertrauen.
      Zu 99% wird man aus jeder mulmigen Situation wieder gut herauskommen. Auch wenn´s leichter hingeschrieben als getan ist: Es hilft, einen kühlen Kopf zu bewahren und zu überlegen, was man selbst einer Person in derselben Lage raten würde. Meine Erfahrung zeigt auch, dass gerade allein reisenden Frauen gerne von Einheimischen oder anderen Reisenden geholfen wird.

Was beim „ersten Mal“ hilft: ein Buchtipp

Das Buch einer Reiseblogger-Kollegin war ein netter Augenöffner und hat mir gezeigt, dass auch andere allein reisende Frauen die gleichen Erfahrungen machen. Wem also der letzte Tritt in den Hintern fehlt, sollte dort ruhig einmal hineinblättern.

Buchtipp allein reisen als Frau

Barbara Horvatits-Ebner alias Reisepsycho beschreibt in „Arkadien und Cornetti“ ihre Italien-Reise auf den Spuren Goethes. Auch wenn es sich dabei um einen Reisebericht handelt, fasziniert er viel mehr als sehr persönliche Erzählung, die Barbaras Entwicklung von einer unerfahrenen Alleinreisenden zu einer sicheren Travellerin zeigt, die immer besser lernt, mit ihren Gefühlen umzugehen. Die sehr saloppe und persönliche Schreibweise macht einen weiteren Reiz des Buches aus: Man erfährt wirklich bis ins kleinste Detail, was sich Barbara in den einzelnen Situationen ihrer Reise gedacht hat.

Was mich am Buch gepackt hat und was der Grund war, warum ich es schlussendlich verschlungen habe, war vor allem die einnehmende Beschreibung von Situationen, die man als allein reisende Frau nur selbst zu gut kennt: Frustrations-Momente, die beim Reisen einfach immer wieder aufkommen. Ob Überforderung nach der gefühlt millionsten Sehenswürdigkeit oder Situationen, in denen man sich den Partner oder auch die Eltern sehnlichst herbeiwünscht: Allesamt Erlebnisse, von denen man, zuhause angekommen, meist nicht mehr erzählt. Ich hatte sie alle – und jede Frau, die schon einmal alleine auf Reisen war, wird sie kennen.

Barbaras Buch kann ich allen ans Herz legen, die ihre erste Erfahrung als allein reisende Frau noch vor sich haben. Ein heißer Tipp! Hier geht´s gleich direkt zum Buch..


https://www.ausgeflogen.at/

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