Im burgenländischen Gebirge rund um den GESCHRIEBENSTEIN
Wo man sich im Burgenland tatsächlich wie in den Alpen fühlt: eine Geschriebenstein Tour mit interessanten Ausblicken aus luftiger Höhe.
Burgenländisches Gebirge? Rund um die höchste „Erhebung“ des Burgenlandes – wie es statt „Berg“ immer so schön heißt – haben wir uns bei unserer Geschriebenstein Tour doch etwas wie im westlichen Teil Österreichs gefühlt.
Man glaube es kaum – nicht nur einmal haben wir bei unserem Ausflug von oben nach unten geschaut…sowie über die (grüne) Grenze nach Ungarn.
2. Umland- und Grenzblick: die Geschriebenstein Aussichtswarte
3. Ausblick aus der „Vogelperspektive“: beim Rechnitzer Stausee
4. Blick ins Grün: zwischen den Baumwipfeln in Althodis
Wo die Grenze festgeschrieben ist: der Geschriebenstein
Mit 884 Metern Höhe ist der Geschriebenstein die höchste Erhebung des Burgenlandes (bzw. auch Westungarns). Auch wenn wie gesagt nicht von einem „Berg“ gesprochen werden kann – als Teil des „Günser Gebirges“ kommt hier durchaus Alpenfeeling auf!
Und tatsächlich handelt es sich bei dem Günser Gebirge um die letzte Erhebung der Alpen vor der pannonischen Tiefebene. Vom geologischen Standpunkt interessant: Gesteinsarten wie in den Hohen Tauern kommen hier wieder zum Vorschein, man spricht von einer „penninischen Einheit“.
Das Gebiet um den Geschriebenstein ist weitläufiger als gedacht. Ordentlich lange zieht sich die B56 durch das „Gebirge“, zwischen Lockenhaus und Rechnitz ist man knapp 17 Kilometer nur im kurvenreichen Waldgebiet unterwegs! Verständlich, dass auch Motorradlfahrer diese Strecke gut kennen….
Die Weite des Günser Gebirges bemerken wir dann auch bei Punkt 4: das Waldgebiet zieht sich nicht nur tief nach Osten ins Ungarische hinein, sondern auch ordentlich nach Westen – dort, wo der von weitem sichtbare ORF Burgenland Sender am Hirschenstein zu finden ist.
Grenzüberschreitende Natur
Im Geschriebenstein Naturpark finden sich über 500 Kilometer an Wanderwegen zwischen Eichen und Hainbuchen. Weiler wie Unterkohlstätten verraten mit den Ortsteilen Glashütten, Holzschlag und Weissenbachl von der waldreichen Topographie.
Dass wir es mit Naturpark Geschriebenstein (oder eben auch: Írottkö) mit dem ersten grenzüberschreitenden Naturpark Österreichs zu tun haben, bemerken wir im gesamten Ausflugsgebiet: die Schautafeln sind durchgängig ungarisch angeschrieben.
Eigentlich geht’s bei den „geschriebenen“ Grenzen des Geschriebenstein-Gebiets gar nicht um die heutigen Landesgrenzen, sondern um die fürstlichen Herrschaftsgrenzen.
Etwa in der Höhe des Aussichtsturms, der heutzutage Österreich von Ungarn trennt, teilt sich das Geschriebenstein Gebiet in den nördlichen Teil der Esterházys (bis Lockenhaus) sowie den südlichen Teil der Batthyánys (bis Rechnitz) auf.

Wo wir bei den geschriebenen Grenzen unterwegs waren
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1. Burg-Blick: wo in Lockenhaus Ritter speisen
Erster Stop unserer Tour rund um den Geschriebenstein: die Burg Lockenhaus. Bei unserem Besuch ist die Burg corona-bedingt noch gesperrt, aber die mächtigen Festungsmauern der letzten echten Ritterburg des Burgenlands sind beeindruckend genug, ebenso der Blick in den Burghof.



Mittelalter-Fans können sich hier nicht nur beim Ritteressen austoben, sondern sich auch in einem historischen Burgzimmer einsperren lassen (=übernachten).
Neben den Burgzimmern kann man auch in Apartments an der Burgmauer übernachten. Neben historischen Führungen werden z.B. Fledermausführungen angeboten (auf Anfrage). Mehr zu Besuch, Burgtaverne und Burghotel in der Burg Lockenhaus hier.
2. Umland- und Grenzblick: die Geschriebenstein Aussichtswarte
Warum wir auf Geschriebenstein Tour unterwegs sind? Weils hier schön ist (das wissen wir von unserer kleinen Wanderung zur Aussichtswarte, die wir vor 3 Jahren von Rechnitz aus unternommen haben). Und weil wir hier besten Ausblick auf Rax, Schneeberg, den Neusiedler See und auf Ungarn haben.
Früher Vorhang, heute Treffpunkt: die Geschriebenstein Aussichtswarte
Aber auch wegen meiner Grenz-Serie sind wir hier. Denn mitten am Geschriebenstein verlief bis Ende der Achtziger Jahre der Eiserne Vorhang. Noch besser: mitten durch den Aussichtsturm zieht sich auch heute noch die österreichisch-ungarische Grenze.

Bis zur Grenzöffnung konnte man von Turm auf den 50 Meter entfernten Eisernen Vorhang blicken und auf die ungarische Seiten hinüberspieken. Im Juni 1988 wurde hier – angeblich von Touristen – der Eiserne Vorhang entfernt.
Heute erinnern nur noch zahlreiche Schautafeln im Turminneren an die historische Trennlinie. Sowie der Grenzstein, der anno 1922 die neue Staatsgrenze zwischen Ungarn und dem abtrünnigen Burgenland festlegte.
Von beiden Seiten der Warte laufen hier auch die Geschriebenstein Wanderwege aus Österreich und Ungarn zusammen. Den Weg vom Parkplatz ziert ein Steinlehrpfad, dessen Ausstellungsobjekte durchaus auch als Rastplätze dienen…


Der Alternativblick: wenns schnell gehen muss
Wer keine Zeit für den „Anmarsch“ zur grenzüberschreitenden Aussichtswarte hat, kann sich auch direkt an der Margarethenwarte einparken. Auch von hier genießt man Blick auf Schneeberg und Rax, statt Rechnitz kommt Lockenhaus ins Bild. Mit dem grünen Blätterdach rundherum fühlen wir uns wie in einem Baumwipfelpfad. Eine gute Einstimmung für Punkt 4….


Anfahrt: Der Parkplatz zur Geschriebenstein Aussichtswarte liegt direkt an der B56 in Mitte der Höhe zwischen Lockenhaus und Rechnitz. Der Aussichtsturm kann nach einem halbstündigen Spaziergang erreicht werden.
Die Margarethenwarte ist bereits nach Lockenhaus an der Bundesstraße zu finden (Parkplatz ebenso angeschrieben, Achtung, die Warte ist in Google unter „Marienwarte“ zu finden).
Wer zur Aussichtswarte wandern möchte: Wanderungen sind von Lockenhaus sowie Rechnitz mit jeweils 2,5 Stunden angegeben (Weg Nr. 11). Wir haben vor drei Jahren eine Wanderung auf den Geschriebenstein unternommen und waren von Lockenhaus etwas kürzer unterwegs. Vom Feeling her handelte es sich um einen etwas längeren Waldspaziergang mit einigen Höhenmetern – wenn auch nicht vielen.
3. Ausblick aus der „Vogelperspektive“: beim Rechnitzer Stausee
Bevor wir nach Rechnitz weiterfahren, statten wir noch dem Badesee im Faludital einen Besuch ab. Schön abgelegen liegt der Stausee gleich am Rand des Waldgebiets, Wanderwege führen auch von hier auf den Geschriebenstein.
Der 300 Meter lange Stausee ist perfekt für einen Besuch mit Kindern: drinnen eine kleiner Wasserspielplatz, auf den Wiesen rundherum weitere Spielplätze. Für Erwachsene gibt’s noch ein romantisches Platzerl mitten im See.
Warum wir hierher gekommen sind? Um uns die riesige Vogelvoliere anzusehen, die verletzten und wieder aufgepäppelten Vögeln ein neues Zuhause bietet.
Fast versteckt steht der 22 Meter hohe Turm am Waldrand. Der Aufgang ist barrierefrei gestaltet und zieht sich daher ordentlich in die Länge: bei dem Vogelkäfig-Durchmesser von 17 Metern und einigen Umrundungen kommt hier einiges an „Metern“ zusammen!
Auch in der Vogelvoliere fühlen wir uns mitten im Blätterdach wie auf einem Baumwipfelpfad…


Im Turm werden nur Vögel gehalten, die nicht mehr in die Natur entlassen werden können (kranke bzw. aus dem Nest gefallene Vögel). Zur Brutzeit im Frühling verstecken sich die Vögel gerne in ihren Nestern. Wir haben aber dennoch einige süße Piepmatze gesehen. Kindern gefällt auch das Labyrinth der Wald- und Vogelwelt Rechnitz.
Ein Blumenpark in Rechnitz City
Rechnitz hatte bis zum Zweiten Weltkrieg ein Barockschloss aufzuwarten, von dem heute nur mehr der Park übriggeblieben ist. Das Schloss diente bis 1944 als Sitz der Südostwall-Bauleitung, sowie als kärgliche Unterkunft für jüdische Zwangsarbeiter (sie waren im Keller und in den Ställen untergebracht).
Von der ehemals jüdischen Gemeinde in Rechnitz (unter dem Schutz der Batthyánischen Herrschaft im 17. Jahrhundert gegründet) ist sind heute nur mehr die Judengasse und der Friedhof übriggeblieben.

Der Stadtpark ist unerwartet weitläufig und daher einen kurzen Abstecher wert. Bachblütenfreunde können im Bachblütenkraftpark ihre tonangebende Pflanze ermitteln.
Mehr zum Südburgenland rund um den Geschriebenstein
Ein Jahr später bin ich noch einmal beim Geschriebenstein vorbeigekommen, dieses mal per Rad: unser Erfahrungsbericht auf der Paradiesroute Südburgenland
4. Blick ins Grün: zwischen den Baumwipfeln in Althodis
Der nächste Ausblick auf unserer Geschriebenstein Tour führt ebenso an den Rand des Naturparks – diesmal auf westlicher Seite mit direktem Blick auf den ORF Sender.

Nach Althodis hätte es uns nie im Leben verschlagen, wäre da nicht der Baumwipfelweg, der auf einem halben Kilometer Länge ins grüne Blätterdach führt.

Zum Baumwipfelpfad kann man auch z.B. vom Geschriebenstein Parkplatz bei der Aussichtswarte wandern – rund 6 Kilometer sind dabei zu absolvieren.
Was man noch rund um den Geschriebenstein tun kann
- In Unterkohlstätten den Kalkofen besichtigen.
- Den ungarischen Teil des Naturpark Geschriebenstein erwandern oder Köszeg besichtigen (was bei unserer Geschriebenstein Tour aufgrund von Corona noch nicht möglich war).
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