SLOWAKEI Roadtrip: rund ums kleinste Hochgebirge der Welt

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Wir haben uns auf unserem Slowakei Roadtrip ins „Hinterland“ begeben. Unsere Tipps für ein Wochenende in der Slowakei rund um Hohe und Niedere Tatra – inkl. Bergbaustädte und Zakopane in Polen.


Viel gewusst haben wir ja nicht vor unserem Slowakei Roadtrip. Klar, in Bratislava waren wir – wie wohl jeder Ostösterreicher – schon mal auf Tagesausflug. Aber darüber hinaus? Googelt man nach „Tatra“, findet man zuhauf Rundreisen diverser Veranstalter, die alle die gleichen Punkte im Programm haben: Teufelspass, Tschirmer See, Floßfahrt. Alles beliebte Ziele, aber hoffnungslos überlaufen.

Wir haben die Route dieser Slowakei Rundreise erweitert und sind gleich „rund um“ die Hohe Tatra gefahren. Einfach auch deswegen, weil wir zusätzlich einen Abstecher nach Polen (Zakopane) einlegen wollten.

Ausgeflogen in die Slowakei: welche Urlaubsziele es in der Slowakei „rund um die Tatra“ gibt

In der Mitte der Slowakei: nicht nur die Hohe Tatra!

Irgendwo habe ich gelesen, dass die Slowakei eines der unbekanntesten Länder Mitteleuropas ist. Das hat einen wahren Kern. Denn: was wussten wir schon von unserem Nachbarland? Bratislava kannten wir – seit dem Twin City Liner ist die Stadt zum Hot Spot für einen Tagesausflug ab Wien geworden. Aber mehr?

Ich hatte zum Beispiel nur die „Hohe Tatra“ im Kopf. Dass es eine „Niedere Tatra“ gibt, wusste ich bis zu unserem Trip nicht (oder hatte es gut vergessen). Von der Hohen und Niederen FATRA ganz zu schweigen…


warum man einmal einen Slowakei Roadtrip machen sollte

  • weil man bei der Rundreise durch die Slowakei auf Natur pur trifft: mit 40% Waldanteil liegt die Slowakei im mitteleuropäischen Spitzenfeld; 71% Anteil machen Berglandschaften aus (die höchsten Gipfel der Karpaten liegen hier)
  • weil es hier sogar mehr Burgen als in Schottland oder Irland gibt – eine auf 27.000 Einwohner (siehe mein Ausflug auf die Burgruine Devín)
  • weil es hier deutsche Geschichte gibt: vor allem in Bratislava, aber auch rund um die Bergbaustädte im Landesinneren
  • weil man in der Hohen Tatra alten Kurort-Charme antrifft

unser Slowakei Roadtrip – die Route:

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übrigens: „SLO“ ist nicht gleich „SLO“!

Den Unterschied zwischen Slowenien und der Slowakei kenne ich als Ost-Österreicherin natürlich sehr gut. (Bzw. eher die Tatsache, dass es zwei verschiedene Länder sind. Was argentinischen Freunden von mir z.B. nicht bekannt war).

Aber: Wir hatten sogar den slowenischen Reiseführer mit in der Slowakei. Denn danach gings gleich zu unserem Slowenien Roadtrip.


was war der wesentliche Unterschied „zwischen SLO und SLO“?

  • die kulturelle Nähe Sloweniens zu Österreich (im Gegensatz zu dem für uns doch sehr fremden Slowakischen)
  • die Panelaks: die es in der Slowakei gibt, aber nicht in Slowenien
  • auch in der Sprache sollen Unterschiede zum Südslawischen auszumachen sein: keine „kremsnita“ und kein „prsut“ in der Slowakei (das Slowakische wird übrigens von den slawischen Sprachnachbarn am Besten verstanden)
  • dafür aber: sprachliche Nähe in den Ortsnamen: wir waren beide Male in einem „Bystritz“: sowohl im slowakischen „Banská Bystrica“ als auch im slowenischen „Bohinjska Bistrica“

Welche Stationen wir bei unserem Slowakei Roadtrip angefahren sind:

1. „Rockies“-Stimmung beim Slowakei Roadtrip: in der Niederen Tatra

Sonnenblumen und Getreide bestimmen das Landschaftsbild auf unserer Route bis zur Landesmitte der Slowakei, in der Ebene überqueren wir die Waag. Erst vor Banská Bystrica wird es erstmals hügelig auf unserem Slowakei Roadtrip – wir reiten in die slowakische Bergwelt ein, die mit der niederen Tatra beginnt.


auf der Route 66 in Richtung „Rockies“?

Nach Banská Bystrica, das bereits an den Ausläufern der Niederen Tatra liegt, sind wir auf der „Route 66“ unterwegs (I/66). Und irgendwie passt das auch ganz gut, wir fühlen uns an die USA, an die Rocky Mountains erinnert. Die Besiedelung ist weniger kleinräumig als in Österreich, wir fahren an rostigen alten Betriebsgeländen vorbei, dann kommt lange nichts. Beim Stahlwerk in Podbrezova zweigen wir von der Route 66 hinauf in die Tatra ab.

Niedere Tatra Slowakei Roadtrip

Statt Alpen-Stil finden wir eher den Lodge-Stil aus den amerikanischen Bergen wieder. Noch dazu die komplett fremde Sprache, die das Fremde noch weiter betont (im Gegensatz zu den italienischen Alpen, in denen man sprachlich doch viel leichter durchkommt).

Wir haben uns für unsere Slowakei Rundreise ein „mythisches“ Quartier in „Myto pod Dumbierom“ ausgesucht, also unter dem „Dumbier“, einem der vier Zwei-Tausender hier in der Niederen Tatra. Höher ist die Niedere Tatra nicht, aber als Skigebiet für die Einheimischen ausreichend. Und man ist hier unter sich: Die Niedere Tatra ist eher für den lokalen Tourismus bedeutend, während die Hohe Tatra von ausländischen Gästen aus Tschechien, Polen, der Ukraine und Ungarn besucht wird. Nur drei Zweitausender gibt’s in der Niederen Tatra, neben den örtlichen Skizentren rund um Dumbier und Chopok lädt der ländliche Charakter zu gemütlichen Wanderungen ein.

Myto pod Dumbierom Slowakei Roadtrip

In unserer Ferienlodge sind wir auch ziemlich die Einzigen mit deutschsprachigen Kennzeichen. Kein Wunder: Wenn schon Tourismus in der Niederen Tatra, dann konzentriert sich dieser eher am Nordhang. Im Süden, also auch hier rund um Myto mit dem Skizentrum Hapace, finden sich nur wenige Hotelbauten.

2. alter Kurort-Charme im kleinsten Hochgebirge der Welt

Die Hohe Tatra ist nicht nur für Slowaken ein Touristen-Hotspot! Was uns erwartet: bekannte Luftkurorte und der höchst gelegene Ort der Slowakei.

Von unserer Lodge, die unterhalb des Dumbier gelegen ist, fahren wir über den einzigen befahrbaren Pass der Niederen Tatra auf die nördliche Seite des Massivs. Der „Teufelspass“ wie er so schön in den zahlreichen Busreise-Prospekten genannt wird, teilt auf 1.200 Metern Höhe die Niedere Tatra in zwei Hälften.

Unser erster Blick auf die Hohe Tatra auf unserem Slowakei Roadtrip! Der Anblick eines aus der Ebene thronenden Gebirges, dessen Umrisse man fast zur Gänze erfassen kann, ist uns eigentlich nur vom Leithagebirge bekannt. Das natürlich nicht so hoch ist – aber nicht wesentlich kleiner im Umfang (ich habe nachgesehen: zwar schmäler, aber länger!)


im kleinsten Hochgebirge der Welt

Die Hohe Tatra ist ein Hochgebirge. Allerdings ein kleines – das kleinste der Welt. Nur 17 Kilometer breit und 26 Kilometer lang ist das Massiv. Und deshalb schaffen wir es auch bei unserer Slowakei Rundreise, die Hohe Tatra an nur einem Tag zu umrunden!

Wir fahren an den Rändern des Nationalparks entlang, der das Gebirge einfasst. Auch auf polnischer Seite. Und wenn der klassische Blick auf die Hohe Tatra der von der Südseite ist: der von Norden ist nicht weniger beeindruckend!

Eigentlich handelt es sich bei der Hohen Tatra um mehrere „Tatras“. Auf slowakisch wird von den „Vysoké Tatry“ gesprochen – also den Hohen Tatras. 25 Gipfel liegen über 2.500 Metern, die höchsten Spitzen auf über 2.600. Die Grenze zu Polen verläuft teilweise über den Hauptkamm.


erster Stop: Štrbské Pleso – der Tschirmer See

Der Tschirmer See liegt an der gleichnamigen, am höchsten gelegenen Siedlung der Slowakei – im kleinsten Gebirge der Welt. Klingt gut, oder? Hat aber seinen Nachteil, dass alle dorthin wollen – wirklich ALLE. Bis zum See kommen wir nicht, vor den Parkplätzen versuchen Einweiser die Masse aus Bussen und Tagestouristen in den Griff zu bekommen.

Und der Ort selbst? Ist einer der am höchst gelegenen mitteleuropäischen Kurorte. Als Wintersportzentrum war Štrbské Pleso 1970 Austragungsort der nordischen Ski-WM.


zweiter Stop beim Slowakei Roadtrip: Starý Smokovec

Der nächste Kurort auf unserem Slowakei Roadtrip verweist im Namen auf die gemeinsame Geschichte: „Altschmeks“ hört sich doch wirklich sehr österreichisch an! Auch hier sind wir wieder in einem bekannten Kurort, Starý Smokovec sollte das zweite Davos werden, die alten Sanatorien im typischen Schweizer Alpen-Fachwerkstil zeugen von dieser Absicht. Was uns ewig an Starý Smokovec erinnern wird: die zahlreichen Rennradler-Gruppen, die auf ihrem Pausenstop die Cafés überrennen…

  • Starý Smokovec
  • Starý Smokovec
  • Starý Smokovec
  • Starý Smokovec

dritter Stop: Tatranská Lomnica

Die Fortsetzung von Starý Smokovec – für Sportler und Wanderer gedacht. Eine Seilbahn führt zur Lomnitzer Spitze (Lomnický štít), dem zweithöchsten Gipfel der Slowakei (2.632m). Mit Zwischenstationen beim Steinbachsee (Skalnaté pleso) und weiterer Auffahrtsmöglichkeit auf den Lomnitzer Sattel (Lomnický hrebeň) ein perfektes Ausflugsziel.

3. ein kurzer Umweg am Slowakei Roadtrip: eine Schleife durch Polen – und Zakopane

Wir reisen weiter, biegen aber nicht – was auf einer Slowakei Rundreise logisch wäre – nach Süden ab, sondern bleiben auf nördlicher Route, denn: Wer überquert schon mal einen slowakisch-polnischen Grenzübergang? Natürlich, in Zeiten von Schengen beläuft sichs auf eine ziemlich unspektakuläre Durchfahrt.

Spektakulärer ist für uns da eher die Natur: Sowohl auf slowakischer, als auch auf polnischer Seite, zeigt sich der Nationalpark Hohe Tatra in viel sattem Grün. Ein bezauberndes Paradies, in dem wir fast alleine unterwegs sind.

Unvermutet erwartet uns nach der polnischen Grenze eine saubere, gepflegte Ferienregion. Die bezaubernden Häuschen wirken mit ihren aufgesetzten zweistöckigen Giebeln und dem erhabenen Erdgeschoß wie fünfstöckige spitze Dreiecke. Manchmal mit Ausguck im spitzen Dachgeschoß.

Mein erster Eindruck von Polen ist also mehr als bezaubernd! (Und mein zweiter in Danzig etwas später dann auch.)

Zakopane stellt sich dafür als riesig, komplett überlaufendes Sommersportzentrum dar. Aus ists hier mit der Idylle! Es dauert etwas, bis wir den Weg zur Schanze durch den riesigen Ort gefunden haben. Noch dazu wird die Anlage auch gerade renoviert. Viel Umweg für ein wenig Sehenswertes.

  • Zakopane
  • Zakopane

Dafür lieben wir das letzte Stück unseres „Schlenkerers“ umso mehr: Der Blick von Norden auf die Hohe Tatra ist herrlich. Und in Richtung Grenze erleben wir zwischen Wald und Holz ein unberührtes Stück Weg – Waldviertel-Feeling pur. Außer uns ist hier keiner unterwegs…

Slowakei Roadtrip

4. retour dorthin, wo der Liptauer herkommt

Die Straße schlängelt sich in einer schönen Talabfahrt vom Westausläufer der Hohen Tatra über Zuberec bis in die Talsenke zur Niederen Tatra hinunter, was reizvolle Ausblick auf den Liptauer Stausee Liptovská Mara hervorbringt. In der aufgestauten Waag verschwand in den 70er Jahren ein kompletter Ort, was der Slowakei die drittgrößte Wasserfläche des Landes bescherte. Selbst die größte Holzkirche des Landes musste weichen.

Und hier machen wir Stop, um einen „Liptauer“ zu essen. Allerdings nicht die österreichische Topfen-Aufstrich-Variante, sondern das slowakische Nationalgericht, die Liptauer Nockerln bzw. Bryndzové halušky. Die Erdäpfelnockerl mit Schafkäse (Brimsen, Bryndza) direkt von der Alm werden mit Speck serviert. Der Mann an meiner Seite löscht seinen Durst mit slowakischem Bier. Und meine Idee zum Artikel „Reisen mit Mann“ wird geboren.

Bryndzové halušky Slowakei Roadtrip

5. das eiserne Herz der Slowakei: die Bergbaustädte

Bevor es wieder zurück nach Österreich geht, beenden wir den Ausflug ins Hochgebirge auf unserem Slowakei Roadtrip mit einem Stop im Mittelgebirge und statten zwei Bergbaustädten im slowakischen Erzgebirge einen Besuch ab.

Gold, Silber und Kupfer festigten die Bedeutung dieser Region. Wir sehen uns die „Kupferstadt“ Banská Bystrica und die „Silberstadt“ Banská Štiavnica an. Und Kremnitz? Einst für den Kremnitzer Golddukaten bekannt, prägt das Münzhaus in Kremnitz noch immer – als eine der ältesten Firmen der Welt – Münzen.


Banská Bystrica – ein Sprung in die junge Unistadt

Wir legen einen Stop in der „Sommerhauptstadt der Slowakei“ ein – einem Studentenstädtchen in der Mitte des Landes, das seine heutige Bedeutung weniger der alten Erzgeschichte, als vielmehr seiner jüngeren Geschichte schuldet.

Bis 1944 war Neusohl deutsches Siedlungsgebiet. Den Hauptplatz – den früheren „Altmarkt“ – dominieren Bürgerhäuser im Renaissance-Stil. Der Platz firmiert jetzt allerdings unter anderem Namen – als Synonym der slowakischen Nation. Denn:

Banská Bystrica

Im Sommer 1944 bildete sich hier das Zentrum des Slowakischen Nationalaufstands (SNP), eine Richtungswende gegen das faschistische Regime. Der Hauptplatz ist seitdem als „Namestie SNP“ benannt. Ein Obelisk erinnert an die gefallenen Sojwet-Soldaten. Und einen schiefen Uhrturm (Neigung 60 Zentimeter) haben sie hier auch.

Banská Bystrica Slowakei Roadtrip

Was uns viel mehr gefällt: die schmucken Fassaden der Bürgerhäuser, die netten Cafes und die Blicke in die Seitengasserln….


etwas hügeliger geht’s weiter in Banská Štiavnica

Auch dem ehemaligen Schemnitz, der „Silbernen“, statten wir einen Besuch ab. Eine bezaubernde Fahrt durch die vulkanischen Schemnitzer Berge bringt uns in das auf einem Hügel thronende Zentrum des Bergbaus, der ältesten Bergbaustadt der Slowakei.

1627 fanden hier die weltweit ersten Sprengungen mit Schießpulver statt. Unter Maria Theresia wurde die erste europäische Bergbauakademie gegründet, die dem Städtchen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts eine Blütezeit bescherte: Ende des 18. Jahrhunderts war Banská Štiavnica die drittgrößte Stadt Ungarns (nach Bratislava und Debrecen).

Seit 1993 darf die Stadt wieder als UNESCO Welterbe aufblühen. Die Silberstollen unter der Stadt können heutzutage besichtigt werden (Zugang über das Berggericht in der Stadt).

Banská Štiavnica Slowakei Roadtrip

Was uns gefallen hat: Die verwinkelten Gässchen der Altstadt um den Radničné Námestie mit Blick auf das alte Schloss sowie die Kalvarienbergkirchen (eine oben, eine unten, dazwischen 17 Kapellen).

  • Banská Štiavnica
  • Banská Štiavnica
  • Banská Štiavnica
  • Banská Štiavnica
  • Banská Štiavnica
  • Banská Štiavnica

was man noch auf einem Slowakei Roadtrip sehen kann

gut zu wissen: meine Tipps für den Slowakei Roadtrip

  • unterwegs per Auto: es ist eine E-Vignette zu lösen (€ 10,- für 10 Tage, siehe hier), der Zustand Straßen ist teilweise nicht mit Österreich zu vergleichen – die Hauptrouten sind jedoch super ausgebaut
  • in der Hochsaison sollte man auf jeden Fall den Tschirmer See vermeiden – oder sehr früh vor Ort sein
  • Unterkunft: in der Niederen Tatra gibt’s sehr feine Lodges, die sich auch lagetechnisch perfekt für Ausflüge sowohl zur Hohen Tatra als auch zu den Bergbaustädten anbieten – und natürlich für schöne Wanderungen; noch dazu ist die Niedere Tatra im Gegensatz zur Hohen Tatra nicht überlaufen
  • Anfahrt Hohe Tatra: alle drei Kurorte in der Hohen Tatra können mit der „Tatra-Bahn“ ab Poprad erreicht werden; Streckenübersicht
  • Lomnitzer Spitze: Infos zur dreiteiligen Auffahrt mit der Seilbahn von Tatranski Lomnica aus

mehr Roadtrip-Tipps

wo ich aktuell unterwegs bin: Ausgeflogen auf Facebook


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