DANZIG: 5 Tipps für ein Wochenende voller Weltgeschichte

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Was sich an einem Wochenende in Danzig ausgeht: von einer geschummelten Altstadt, einem Lost Place mit (Welt-)Geschichte, einem mondänen Ostsee-Strandbad und zwei besonderen Kirchen


Ich wusste vor meinem Danzig Wochenende gar nichts über Polen. Außer, dass „da mal irgendwas war“ mit dieser Stadt, aber auch mit Polen. Irgendetwas, das auch mit Deutschland zu tun hatte.

Und genau deswegen wollte ich mir die Stadt, die jetzt „Gdansk“ heißt und soviel deutsche Vergangenheit in sich trägt, ansehen. Die Stadt, in der so viel Welt- und Zeitgeschichte geschrieben wurde.

Ein Wochenende lang habe ich mich auf die Spuren nicht nur deutscher Geschichte in Danzig gemacht.

Danzig – eine Stadt voller wechselseitiger Geschichte

Danzig liegt an der Ostsee, in der Danziger Bucht in der Nähe der Weichselmündung. Den deutschen Bezug der knapp 500.000 Einwohner zählende Stadt merkt man schon alleine an den großen Söhnen, die Danzig hervorgebracht hat: Schopenhauer und Fahrenheit, Günter Grass und Siegfried Lenz, aber auch Klaus Kinski wurden hier geboren.

Aber: Es ist eine Geschichte in drei Teilen – nämlich die der Hansestadt in polnischer und preußischer Hand, und die der freien Handelsstadt.

So wechselvoll, dass selbst ein kurzer Abriss in Stichworten schon zu lang zu werden droht:

Zuerst Hansestadt unter den Polen, dann unter dem Deutschen Orden (Blütezeit im 14. Jahrhundert). Danach freie Stadt unter Polen (Blütezeit im 16./17. Jahrhundert als mächtigste Stadt an der Ostsee). Enklave Preußens (nach der ersten Teilung Polens 1772), danach von Preußen annektiert. 7 Jahre Freistaat „Republik Danzig“ unter französischer Vorherrschaft (1807), dann ab 1815 gute 100 Jahre preußisch. Kurzes Intermezzo als freie Stadt unter dem Schutz des Völkerbunds, 1939 vom Deutschen Reich annektiert.

Der Rest ist bekannt: Nach dem Krieg Westverschiebung der Grenzen und somit polnisch, Austausch der Bevölkerung. 1980 Solidarność-Bewegung, ab 1989 Republik.


warum man sich Danzig unbedingt einmal ansehen sollte

  • weil hier gleich ZWEIMAL Geschichte geschrieben wurde, die Auswirkungen auf die gesamte Welt hatte
  • weil man auch hier am Stadtbild merkt, dass Danzig einst weltoffene deutsche Hanse- und freie Handelsstadt war (z.B. im Gegensatz zum recht sozialistisch geprägten Warschau)
  • und man in der ehemaligen „Löwin der Hanse“ auf den ersten Blick glaubt, in Norddeutschland zu sein und nicht in Polen
  • weil Danzig eine wirklich nette Altstadt hat inkl. Kopfsteinpflaster und ziegelroten Backsteinhäuschen (samt Ziergiebeln) – allerdings mit einem interessanten Geheimnis (siehe Punkt 1)
  • weil ich hier wieder im „Backsteinland“ bin, allerdings in einer interessanten Kombination mit Kirchen im Namen Marias; Backstein ist hier gleich Maria…(siehe Punkt 2)
  • weil die Stadt Ostsee-Charme hat und man gleich bei der Ankunft den Meeresgeruch wahrnehmen kann und die Möwen kreischen hört
  • und auch, weil selbst im bereits kalten November eine wunderbare Stimmung sowohl in der Stadt als auch an der Ostsee zu finden war und die Nebelschwaden einfach gut zur Atmosphäre „dazugepasst“ haben
Danzig Wochenende

Welche Sehenswürdigkeiten gibts also in Danzig zu bestaunen?

1. eine geschummelte Altstadt erkunden – und davon gibt’s in Danzig gleich zwei

Denn in Danzig ist die „Altstadt“ gar nicht die eigentliche Altstadt. Damit ist aber noch gar nicht das Schummeln gemeint – denn die echte Altstadt, die sogenannte „Rechtstadt“, hat noch ein Geheimnis zu verbergen.

Aber alles der Reihe nach: In Danzig gibt’s im Prinzip zwei historische Stadtzentren. Eine „Altstadt“ und die „Rechtstadt“. Und alles, was man sonst in einer Altstadt findet, findet man hier eben hier in der „Rechtstadt“. So weit so gut.

Stimmt so nicht ganz. Denn eigentlich findet sich in der Rechtstadt nur eine Kopie des alten Danzig. Alle Gebäude wurden in den 50er Jahren wieder aufgebaut, nachdem die Rechtstadt in den letzten Kriegstagen fast völlig zerstört worden war. In Danzig ist das hier in sogar in noch größerem Ausmaß als in Warschau passiert.

Danzig Kriegsende

600 Häuser wurden in Danzig nach altem Vorbild wiederaufgebaut. Wo früher deutsche Patrizierfamilien wohnten, zogen polnische Arbeiterfamilien ein. Und wo es keine genauen Dokumentationen mehr gab, wurde versucht, das polnische Erbe im Barock- oder Renaissancestil mitaufzubauen.

Denn schließlich wurde die Stadt nach dem Krieg zur Aussiedler-Stadt. Deutsche raus, Polen rein. Die heutigen Bewohner sind vorrangig Danziger in zweiter oder dritter Generation.

Was ist nun der Unterschied zwischen Rechtstadt und Altstadt? Die „rechte“, dh. richtige Stadt, war das Handelszentrum, bewohnt von Kaufmännern und deutschen Patrizierfamilien. Dort die Altstadt der Handwerker und Fischer.

Ich beginne meinen Rundgang in der Rechtstadt, da hier auch das touristische Zentrum liegt. Kein Wunder: Meinen Weg beschritten schon die polnischen Könige, wenn sie der Stadt einen Besuch abstatteten.


Der Königsweg in der „Rechtstadt“ – von Hohem Tor bis zum Grünen Tor

Los geht’s beim Hohen Tor (Brama Wyżynna), auf dem die Wappen der drei bestimmenden Mächte angebracht sind: polnischer Adler, preußisches Hohenzoller Königswappen und Wappen der Freien Stadt Danzig (der Löwe). Zum Tor gehören auch Stockturm, Peinkammer und Goldenes Tor (Złota Brama) , das den Weg in die Langgasse eröffnet.

  • Hohes Tor
  • Goldenes Tor
  • Goldenes Tor

Im Stockturm befindet sich das Bernsteinmuseum, das u.a. eine Inkluse (Einschluss) einer gefangenen Eidechse zeigt.


Spätestens in der Langgasse (ulica Długa) tritt die alte Hansestadt hervor. Wo früher Kaufmanns- und Bürgerhäuser das Leben bestimmten, sind es heute Cafes, Restaurants und kleine Geschäfte. Die Fassaden sind farbenfroh, die Häuser schmal, die Giebel spitz.

Die Langgasse geht über in den Langen Markt (Długi Targ), der vor allem vom rechtstädtischen Rathaus dominiert wird: ein Renaissancebau mit Uhrturm, heute der Museum der Geschichte der Stadt Danzig. Das Glockenspiel tönt zu jeder Stunde (37 Glocken!). Oben an der Spitze thront der polnische König Sigismund II August (16. Jh.).

Auch am Langen Markt zu finden: der berühmte Neptunbrunnen, das Goldene Haus und der Artushof (ehemaliger Sitz der Kaufmannsgilde). Das Rathaus ist für seinen Roten Saal bekannt.


Am Ende des Königswegs gelangt man durch das Grüne Tor (Brama Zielona) zur Mottlau; und weiter über die Grüne Brücke zur Speicherinsel Wyspa Spichrzów. Das Grüne Tor sollte früher Könige beherbergen – jetzt residiert hier Lech Wałęsa.

Ich habe mich hier entschieden, nicht direkt an der Promenade zum Wahrzeichen Danzigs vorzugehen, sondern den Blick darauf von der Speicherinsel zu nehmen, die von der Mottlau eingeschlossen wird.

Über 300 Speicher gabs hier – nach 1945 allesamt nur mehr Ruinen, teilweise bis heute. Mit Glück kann man noch ein paar Reste erhaschen, denn: jetzt es wird hier ordentlich gebaut. In ein paar Jahren hat sich dieser Flecken sicherlich gemacht.

Von der Spitze der Speicherstadt blicke ich aufs Krantor, das Wahrzeichen Danzigs (Brama Żuraw). Auch dieses wurde nach dem Krieg wiederaufgestellt und steht heute als größter mittelalterlicher Hafenkran der Welt an der Mottlau. Die Antriebsräder für den Kran (der nicht nur für das Löschen der Ladung, sondern auch für das Aufstellen von Schiffsmasten zuständig war) können besichtigt werden. Daneben wartet auch das das Museumsschiff Soldek – Kohle- und Erzfrachter – auf neugierige Besucher.

Krantor: Öffnungszeiten & Tickets; mit der Fähre setzt man zum Museumsschiff über

Ich gehe retour in die Rechtstadt und biege auf die Frauengasse (ul. Mariacka) ein. Hier findet man vor den Bürgerhäusern noch die sogenannten „Beischläge“ (kleine Terrassen). In der Marienstraße wurden 1980 die „Buddenbrooks“ gedreht. Bernstein-Fans können sich in einem der zahlreichen Shops austoben. Für Kulturinteressierte gibt’s eine ganz besondere Kirche (siehe Tipp 3).

Bernstein Danzig

Altstadt und nicht existierende Friedhöfe

In der Altstadt wurden nur die wichtigsten Gebäude nach dem Krieg wiederaufgebaut. Rund um die Markthalle erlebe ich das Bild, wie ich mir Polen vorstelle: Außerhalb der Halle finden sich Standln, und an kleinen Tischchen sitzen Rentner und verkaufen Pilze.

Danzig Markthalle

Der Hauptbahnhof Gdansk Glowny wurde 1900 fertiggestellt und war damals einer der besten Bahnhöfe Europas.

Was mich viel mehr an diesem Ort fasziniert: Der „Friedhof der nicht existierenden Friedhöfe“. Ein eingezäuntes Areal, in dem – vor allem den Umsiedlungen nach Kriegsende geschuldet – 27 Friedhöfe ihre letzte Ruhe gefunden haben.

2. Backstein und Bernstein – zwei besondere Kirchen besuchen

Polen ist das katholische Land, in dem Religion sogar Maturapflichtfach war. Trotz Kommunismus.

Die Dominanz der Kirche bemerkt man hier schon alleine beim Mittagsläuten von gleich mehreren Kirchen(glocken). Und natürlich an den vielen Statuen von JP2, denen ich an meinem Danzig Wochenende auf Schritt und Tritt begegne.

Wem? Jan Pawel II. So heißt hier nämlich Papst Johannes Paul II (also eigentlich in Wirklichkeit).


Backstein – und ein wunderbarer Ausblick

Und: natürlich merkt mans an den Kirchen! Was mir besonders gefällt: Im Backsteinland sind auch die Kirchen aus Backstein. Zumindest die Marienkirche, die die Rechtstadt überragt. Irgendwie könnte „Backstein“ hier auch für „Maria“ stehen, denn die Marienburg, Sitz des Deutschen Ritterordens (und nicht weit von Danzig entfernt), ist ja als größte Backsteinburg der Welt bekannt.

Aber zurück zur Marienkirche. Auch sie ist ein Superlativ, denn sie ist die größte mittelalterliche Backsteinkirche Europas.

Marienkirche

Typisch norddeutsche Backsteingotik – mit Kreuzrippengewölbe und Spitzbögen. 150 Jahre wurde an ihr gebaut, um allen Danzigern Platz in der Kirche zu bieten. Was sich heutzutage nicht mehr ganz ausgeht – aber 25.000 Personen passen noch hinein in die „Bazylika Mariacka Wniebowzięcia Najświętszej Maryi Panny w Gdańsku“.

Unerwartet der Innenraum: 30 Meter hoch – und komplett nüchtern. Vielleicht aber auch deshalb, da die Innenausstattung im Krieg verloren ging.

Marienkirche

Und dann der Aufstieg nach oben: 150 schmale Steinstufen führen in einem engen Pfeiler als Wendeltreppe hinauf, insgesamt sind 402 Stufen zu bewältigen. Von oben wirken die Patrizierhäuser mit ihren bunten Fassaden und roten Giebeldächern wie Soldaten in Reih und Glied.

Der Eintritt für den Turmaufstieg in der Marienkirche beträgt 10zlt.
Übrigens: Die „Backsteinburg“ Marienburg, bedeutender Sitz des Deutschen Ritterordens im Mittelalter, liegt südöstlich von Danzig in Malbork (=Marienburg) und ist in einer guten halben Stunde per Zug erreichbar.


Bernstein – aber eigentlich viel mehr

Bei der zweiten Kirche geht’s um Bernstein, aber eigentlich hat diese Kirche viel Interessanteres zu bieten……Und damit meine ich nicht nur den wunderschönen Namen ;-))

Die Brigittenkirche (Bazylika pw. św. Brygidy) ist ein Beispiel für die polnische Verquickung von Kirche und Politik. Eigentlich habe ich sie ja besucht, um den bekannten Bernsteinaltar zu sehen. Allerdings hat mich etwas anderes viel mehr in den Bann gezogen.

Ganz untypisch für einen Kirchenraum fallen mir sofort diverse Flaggen, Tafeln und Denkmäler in den Seitennischen auf. Wo bin ich denn hier gelandet?

Die Brigittenkirche war Treffpunkt der Solidarność-Bewegung in den 80er Jahren. Trotz des damals geltenden Kriegsrechts konnten sich die polnischen Intellektuellen hier ungestraft versammeln – und auch West-Politiker wie Margret Thatcher treffen. Zahlreiche Gedenktafeln weisen auf die Opfer der Nazi- und Sowjetherrschaft hin – aber auch die Solidarność-Priester wie Henryk Jankowski, die die Bewegung unterstützt haben.

Ein weiteres Gedenkwerk ist erst im Entstehen: Der Bernsteinaltar, der an die Werftarbeiter des Aufstands von 1970 erinnern soll. Seit 2001 arbeiten Bernsteinjuweliere am 11 Meter hohen und 12 Meter breiten Kunstwerk in Form einer Lilie, das in seiner Endform größer als das Bernsteinzimmer sein wird.

Die Brigittenkirche kann von Mo-Sa von 10.10-18.30, am So von 13.30-18.30 besichtigt werden.

3. sich einen Ort ansehen, an dem das Grauen – und Weltgeschichte – seinen Anfang genommen hat

Ein Pflicht-Termin bei einem Kurztrip nach Danzig: Die Westerplatte – der Ort, an dem der zweite Weltkrieg seinen Anfang nahm.

Ohne jegliche Vorwarnung wurde das polnische Munitionslager im Danziger Hafen am 1. September 1939 vom Panzerkreuzer „Schleswig-Holstein“ beschossen. Die Besatzung hielt sieben Tage Widerstand – der Rest ist Geschichte.

Schon alleine die Fahrt in Richtung Hafen ist interessant: Nach dem Stadtzentrum von Danzig durchmischen sich die Backsteinhäuser mit Wohnblöcken aus kommunistischen Zeiten. Und tatsächlich kommt hier dann auch einmal „Polen“-Feeling auf.

Auf der Halbinsel spaziere ich durch einen Park, der von den Ruinen der Bunker und Kasernen übersät ist. Viele Schautafeln beleuchten die Hintergründe und Geschehnisse zum ersten September, aber auch zur Eingliederung ins Deutsche Reich und der weiteren polnischen Geschichte bis hin zur Solidarność-Bewegung. Schon alleine dafür hat sich der Weg ins Hafengebiet an der Toten Weichsel gelohnt.

  • Westerplatte
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  • Danzig Wochenende
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Krönender Abschluss: Das in seinen Ausmaßen nicht gerade unbeeindruckende Monument an der Landspitze. Und daneben die Botschaft: Nigdy więcej wojny – Nie wieder Krieg.

Westerplatte: mit der Wassertram F5 von der Grünen Brücke (Zielony Most) bis zur Westerplatte (Sommersaison, bis etwa September); ansonsten mit den Bussen 106, 138 – oder dem 606 Express (im Sommer). Am gegenüberliegenden Hafengeländer kann der Leuchtturm Neufahrwasser besichtigt werden – bekannt für seinen „Zeitball“ zur Bestimmung der Uhrzeit.

4. an einem weiteren Ort, der Weltgeschichte geschrieben hat, unerwartet einen Lost Place vorfinden

Nächster Programmpunkt: die Danziger Werft.

Auf dem riesigen Werksgelände probten Werftarbeiter 1970 erstmals einen Aufstand – und wurden dafür erschossen. 1980 dann die „Wende“ – ein weiterer Streik führte zur Gründung der Solidarność. Lech Walesas Bürgerbewegung mobilisierte 10 Millionen Anhänger.

Auf dem Weg zum Werftgelände beginnt gleich in der Nähe des Bahnhofes der „Weg zur Freiheit“: Ein Rest der Werftmauer aber auch ein Stück Berliner Mauer wurde als Erinnerung an die damaligen Geschehnisse aufgestellt. Läutete doch die Solidarność Bewegung das Ende des Kommunismus ein – nicht nur in Polen.

Am Solidarność-Platz stehen drei stählerne Kreuze mit als Mahnmal für die 1970 erschossenen Werftarbeiter. Und am Eingangstor zur Werft prangt ein Bild von JP2 – Papst Johannes Paul II.

Und dann bin ich auf einmal auf einem der schönsten Lost Places gelandet, die ich bis jetzt gesehen habe. Ich marschiere durch die Werkstraßen und inspiziere die Innenhöfe, komme aber auch an unzähligen Kränen und Schiffswracks vorbei.

Auf mehreren Infotafeln erfahre ich hier einiges zur Ende des 19. Jahrhunderts gegründeten „Kaiserlichen Werft“, die später zur Lenin-Werft umbenannt wurde. Mitte der 80er war die Werft eine „Stadt in der Stadt“ mit Geschäften, Kinos und Büchereien, die 25.000 Menschen Arbeit bot.

  • Danziger Werft
  • Danziger Werft
  • Danziger Werft
  • Danziger Werft
  • Danziger Werft
  • Danziger Werft
  • Danziger Werft

Die Werft (Stocznia Gdansk) hat sogar eine Entdeckungsroute samt Folder entwickelt: „Kaiserliche Werft Route“. Einer der Kräne kann als Aussichtsturm bestiegen werden. Tiefer ins Thema kann im Europäischen Solidarnosc-Centrum eingetaucht werden.

5. in Deutschlands einst mondänstem Ostseebad am Strand spazieren

Gottseidank habe ich mich an meinem Danzig Wochenende auch für einen Ausflug ins ehemalige Ostseebad der goldenen Zwanziger Jahre entschieden: den Spaziergang an der leicht vernebelten Ostsee werde ich so schnell nicht vergessen.

Sopot – damals als „Zoppot“ Treffpunkt der Bohéme – ist auch heute noch einer der beliebtesten Kurorte an der Ostsee. Was ich bemerkt habe: Ich war nicht alleine hier zum Flanieren.

Im Städtchen selbst – dem Geburtsort Klaus Kinskys – spaziert man vom Bahnhof kommend auf der „Monciak“ in Richtung Mole. Die Straße gedenkt dem polnischen Corps, das in der berühmten Schlacht den Monte Cassino eingenommen hatte.

Für nicht-polnische Touristen ist die Fußgängerzone eher wegen des Krummen Häuschens interessant, das sich in seinen asymmetrischen Maßen an Gaudi orientiert (da werden Erinnerungen an die Kubushäuser in Rotterdam wach).

Vorbei an Villen, Luxushotels und Casinos geht’s weiter in Richtung Mole – dem längsten Holzsteg Europas, das seit den Zwanzigerjahren über einen halben Kilometer in die Ostsee hinein ragt. Der Jodgehalt am Ende der 511 Meter soll doppelt so hoch wie der Küste sein.

Auf den weißen Planken ergeben sich unzählige Ausblicke auf die Ostsee – und zurück auf Leuchtturm und Grand Hotel, in welchem schon DIE Dietrich und Garbo logierten.

Den Rückweg nach Danzig starte ich mit einem Strandspaziergang. Vorbei an Höckerschwänen, Fischkuttern und Fisch-Verkaufsständen spaziere ich die gut vier Kilometer bis nach Jelitkowo (das ehemalige Glettkau).

Von Danzig nach Sopot per Zug (rund € 1,-). Die Anreise ist auch mit dem Schiff möglich. Bis Jelitkowo spaziert man rund eine Stunde. Mit Tram 4, 6 oder 8 geht’s zurück nach Danzig. Wer den Strandspaziergang verlängern möchte, kann auch bis Brzezno (Brösen) weitergehen und dort mit Tram 3 oder 5 zurückfahren.

was man noch in Danzig tun kann

  • Genuss
    das Danziger Goldwasser verkosten: Likör mit Blattgold
  • Natur
    nach Bernsteinen (und Robben) suchen: die wilden Strände auf der noch zu Danzig gehörenden Insel Wyspa Sobieszewska sollen sich gut dafür eignen (vor allem nach einem Sturm, der die Ostsee aufgewühlt hat)
    weils so nett klingt: die rundherum vorgelagerten Halbinseln Hel (z.B. per Schiff) oder Frische Nehrung besuchen (oder das Frische Haff – schon in Kaliningrad, also Russland, gelegen)
    die für ihre Sanddünen bekannte Sandwüste des Slowinski Nationalpark aufsuchen (etwas westlich von Danzig)
  • Kunst und Literatur
    auf den Spuren von Günter Grass in Langfuhr wandeln (das heute den unaussprechlichen Namen Wrzeszcz trägt – per S-Bahn zu erreichen)
    Street Art im Plattenbau erleben (per Zug oder Tram nach Zaspa, auf der Karte sind die einzelnen Hauswände verzeichnet)
  • Geschichte
    in Danzig das Bernsteinmuseum oder das Museum des 2. Weltkriegs besuchen
    die Marienburg besichtigen: uneinnehmbarer Hauptsitz des Deutschen Ordens seit dem 14. Jahrhundert (eine halbe Stunde per Zug)

gut zu wissen: meine Tipps für ein Wochenende in Danzig

  • Anreise
    vom Flughafen Danzig ist man mit dem Zug in einer halben Stunde am Hauptbahnhof (im Viertelstundentakt,1x umsteigen am Danziger Bahnhof Wrzeszcz; umgerechnet rund € 1,50)
  • wie herumkommen mit Zug, Bus, Tram und Schiff
    Regionalzüge für die Fahrt zum Flughafen bzw. in die umliegenden Städte wie Sopot; IC-Züge für die Fahrt ins restliche Polen (z.B. nach Marienburg): Tram- und Buslinien (Linienauswahl oben auf der Seite); Schifffahrt (in der warmen Jahreszeit):
    Tipp: nicht vergessen, die polnischen Stationsnamen einzugeben: Gdansk Glowny (Hauptbahnhof), Gdansk Port Lotniczy (Flughafen), Malbork (Marienburg) usw.
  • wie verständigen
    mit Englisch, auch vereinzelt Deutsch, bin ich gut durchgekommen – die Polen waren freundlich und hilfsbereit
  • wo übernachten
    mein Hotel lag in der Danziger Altstadt: nahe genug am Hauptbahnhof sowie in perfekter Distanz zur Rechtstadt, aber auch für den Spaziergang zur Werft

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