Einmal über den Semmering gezuckelt: und zwar mit der WALDVIERTELBAHN!

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Eine gemütliche Bahnfahrt durch den hohen Norden zwischen Gmünd und Groß Gerungs: unsere Tipps für eine Ausflugsfahrt mit der Waldviertelbahn (Werbung).


Einmal entschleunigen ist angesagt, und das im hohen Norden? Dann am besten gleich einsteigen in die Waldviertelbahn!

Die Schmalspurbahn zwischen Gmünd und Litschau bzw. Groß Gerungs ist das perfekte Ausflugsziel für Jung und Alt – und für alle jene, denen bei Natur pur und viel „Gegend“ das Herz lacht. Was im Waldviertel so viel bedeutet wie: viel Wald, viele Teiche – und ganz viele Granitblöcke. Einfach Entspannung pur, wenn die malerische Landschaft wie am „Waldviertler Semmering“ in gemächlichem Tempo an einem vorbeizieht.

Die Fahrt mit der Waldviertelbahn bleibt aber dennoch aufregend – und das nicht nur für Eisenbahnfreunde. Wer glaubt, während der Strecke gemütlich im Jausenwagerl (das gibt´s natürlich!) hockenzubleiben, der wird schnell eines Besseren belehrt. Unsere Erfahrung zeigte: „Ruhig sitzen“ ist in der Waldviertelbahn schwierig, wenn man den Kopf gefühlt tausend Mal aus dem Fenster halten muss, um die Lok in einer Kurve zu erleben.

Für alle, die dazu noch ein bisschen (kulinarische) Action serviert bekommen möchten, hat die Waldviertelbahn auch genügend kultige Themenfahrten anzubieten.

Wer´s nicht glaubt: Bitte einfach nachlesen (und nachfahren). Die Zuckelei mit der Waldviertelbahn zahlt sich aus – versprochen!

Ausgeflogen mit der Waldviertelbahn: vom Bahnhof Gmünd auf den „Semmering“ gezuckelt
1. Nord- oder Südast auf der Waldviertelbahn: unsere Tipps für die Strecke
2. Von Gmünd nach St. Martin: ins Hochland rund um den Nebelstein
3. Von Steinbach bis Bruderndorf: kurvenreiche Bergfahrt am Waldviertler Semmering
4. Von Langschlag nach Groß Gerungs: ein Stück Eisenbahngeschichte
5. Mehr als „nur“ eine Lokfahrt: die Themenfahrten mit der Waldviertelbahn

Die Waldviertelbahn: schon 120 Jahre ein Klassiker im nördlichen Waldviertel

Klar: Bei der Waldviertelbahn wartet als Highlight nicht so ein tolles Postkartenmotiv wie die Salzkammergutseen bei der Fahrt mit der Schafbergbahn. Und auch sonst wird man keine großen Sehenswürdigkeiten zu Gesicht bekommen. Aber wer Natur pur und beschauliches Dahinzuckeln durch viel Landschaft liebt, ist hier genau richtig.

Waldviertelbahn Gmünd Groß Gerungs

Auch mit der Semmeringbahn ist die Waldviertelbahn nicht zu vergleichen. Wobei: Am Semmering kommt man hier auch vorbei – dem „Waldviertler Semmering“ eben. Zumindest dann, wenn man am Südast der Waldviertelbahn zwischen Gmünd und Groß Gerungs unterwegs ist. Aber dazu später.

Im Gegensatz zu Bergbahnen wie der Schafbergbahn wurde die Waldviertelbahn – wenn auch jetzt touristisch genutzt – einst für den regulären Güter- und Personenverkehr erschlossen. Bis in die Achtziger Jahre bzw. zur Jahrtausendwende war es zwischen Gmünd und Litschau bzw. Groß Gerungs noch möglich, den Zug zu nehmen.

Der Südast zwischen Gmünd und Groß Gerungs durfte dabei im Jahr 2023 Jubiläum feiern: 120 Jahre ist es her, dass die Bahn hier ihren Betrieb aufgenommen hat. Der Streckenabschnitt bis nach Steinbach-Bad Großpertholz war bereits ein Jahr davor eröffnet worden, am Nordast war man da bereits seit zwei Jahren unterwegs.

  • Waldviertelbahn Gmünd Litschau Groß Gerungs
  • Waldviertelbahn Gmünd Litschau Groß Gerungs
  • Waldviertelbahn Gmünd Litschau Groß Gerungs
  • Waldviertelbahn Gmünd Litschau Groß Gerungs

Die Schmalspurbahn war wie so oft als Abzweiger einer regulären Hauptbahn angelegt worden – in diesem Fall der Kaiser-Franz-Josefs-Bahn, die zwischen Wien und Prag auch in Gmünd einen Halt einlegte (zur wechselvollen Geschichte des Gmünder Bahnhofs weiter unten). Die gerade am Südast kurvenreiche Strecke verlangte nach einer wendigeren Schmalspurbahn, die die vielen Bögen und Steigungen – bis zu 29 Promille an der steilsten Stelle – problemlos meistern konnte.

Auch wenn es vor dem Ersten Weltkrieg sogar Überlegungen gab, die Waldviertelbahn bis nach Krems, Grein oder Freistadt zu verlängern: Es kam, wie es kommen musste, und so ereilte auch die Waldviertelbahn das Schicksal vieler anderer Nebenstrecken. Zuerst wurde der Personenverkehr (1986 am Nord- und 2001 am Südast), schlussendlich auch der Güterverkehr eingestellt.

Gott sei Dank wurde die schöne Strecke im Norden vor Jahren wiederbelebt. Erste Touristenzüge fuhren schon ab dem Ende der 1980er Jahre und führten zur Gründung des Waldviertler Schmalspurbahnvereins. Der Wackelsteinexpress zwischen Heidenreichstein und Gmünd fährt mit seinen Museumszügen als Verein nun bereits seit 1995.

Seit 2010 ist die NÖVOG als Betreiber der Strecken Gmünd-Litschau bzw. Gmünd-Groß Gerungs an Bord – samt modernem Bahnhof in Gmünd mit Wartehalle und Remise (2014). Die Waldviertelbahn unterliegt dabei im Gegensatz zu vielen Vereinsbahnen dem Eisenbahngesetz (mit touristischem Schwerpunkt), wie Herbert Frantes, Dienststellenleiter der Waldviertelbahn, bei unserem Besuch erzählte.


Zum Einsatz kommen neben den bekannten Goldenen Triebwagen auch zwei Nostalgie-Dieselloks aus den Jahren 1961 bzw. 1962 samt Waggons, die wiederum an die 100 Jahre auf dem Buckel haben. Ergänzt wird die Flotte durch zwei Dampfloks aus dem Jahr 1906.

  • Waldviertelbahn Dampflok
  • Niederösterreich Bahnen
  • Waldviertelbahn Diesellok
  • Diesellok
  • Niederösterreich Bahnen
  • Waldviertelbahn Jausenwagerl
  • Niederösterreich Bahnen
  • Niederösterreich Bahnen
  • Niederösterreich Bahnen

Wir waren bei unserem Ausflug von Gmünd nach Groß Gerungs mit der jüngeren der beiden Dieselloks unterwegs.

Unser Fazit: Ein erlebnisreicher Ausflugstag, den wir einfach nur genossen haben. Warum? Da gibt’s gleich mehrere Gründe.


Warum man einmal mit der Waldviertelbahn gefahren sein sollte

  • Weil man das Waldviertel liebt. Oder das Zug fahren. Oder am besten beides. Aber eben nicht nur: Wer mit Kindern unterwegs ist, wird genauso seine Freude haben wie diejenigen, die eher für die kulinarischen Genüsse zu haben sind. Bei den zahlreichen Themenfahrten der Waldviertelbahn (siehe unten) ist einfach für jeden etwas dabei.
  • Hier geht es noch mit Charme – und echt persönlich zu. Während bei manch anderer touristischer Bahn ohne Massenabfertigung gar nichts mehr möglich ist, menschelt es hier selbst bei vollem Betrieb. Auch unsere Fahrt mit der Waldviertelbahn zwischen Gmünd und Gerungs war gut gebucht. Am Bahnhof in Gmünd blieb dennoch für kurzfristig hereinschneiende Passanten genügend Zeit für Fragen, die vom Dienststellenleiter höchstpersönlich mit ein paar Tipps für die optimale Route beantwortet wurden.
  • Das geht auch so im Zug weiter: Da bleibt bei Ticketkontrolle oder -kauf genügend Zeit für einen kurzen Plausch. Generell lassen alle im Zug mit sich reden und geben auch bereitwillig Auskunft. Und wer mit dem Goldenen Triebwagen fährt, darf dabei dem Lokführer als Reisebegleiter zuhören, um alle Highlights auf der Fahrt aus erster Hand mitzubekommen.
  • Davon gibt es übrigens einige. Ruhig sitzen während der Fahrt? Wer´s glaubt! Man meint vorab ja, die zweistündige Fahrt zwischen Gmünd und Groß Gerungs gemütlich im Waggon verbringen zu können. Das würde auch stimmen. Schlussendlich hängt man sich dann doch in jeder Kurve einmal auf der einen, dann auf der anderen Seite des Waggons aus dem Fenster, um einen guten Blick auf die Lok zu erhaschen. Sofern man nicht sowieso auf den Plattformen zwischen den Waggons den Fahrtwind genießt.
  • Aber das tun auch die anderen. Ein Foto ohne fremde Köpfe? Fast unmöglich. Aber auch sehr verständlich. Es geht ja allen gleich mit der Begeisterung, nicht nur im Zug selbst, sondern auch rundherum. Trainspotter gibt es einige, die dem Zug über mehrere Station hinweg nachfahren. Das ist natürlich nicht nur bei der Waldviertelbahn so. Aber wer den hohen Norden liebt, findet das hier oben umso toller.
  • Selbst wird man natürlich auch zum Trainspotter, spätestens beim Ab- und Ankoppeln an der Endhaltestelle. Wenn man dann auch noch der Dampflok der Waldviertelbahn auf der Strecke begegnet, ist das natürlich ein weiteres Highlight. Wer selbst mit der Dampflok durch das Waldviertel zuckelt (siehe zu den Terminen weiter unten), kann natürlich auch beim Andampfen zuschauen oder dabei sein, wenn die Lok bei den Wasserstationen nachtanken muss.
  • Dann passt auch das ganze Drumherum der Nostalgiefahrt gut zum entschleunigenden Feeling: Wird doch die Fahrt durch ein ständiges Pfeifen und Tuten der Lok begleitet. An der Trasse reihen sich nicht wenige Stopp-Schilder für den Straßenverkehr auf, am Südast quert die Straße gleich mehrmals die Gleise – und ganz oft auch der Radweg.
  • Apropos: Radfahrer kommen bei der Waldviertelbahn natürlich auch auf ihre Kosten. Eine Strecke Zug fahren, eine Strecke radeln – nichts schöner als das. Entweder am Iron Curtain Trail am Nordast (meist an der Trasse entlang) oder am Waldviertelbahn-Radweg am Südast, der gleich mehrmals die Gleise kreuzt.
  • Wer am Südast unterwegs ist, darf auch durch zwei Tunnels fahren – übrigens die einzigen im Waldviertel. Da wird´s auf einmal stockfinster im Waggon, sodass man nicht einmal mehr die Hand vor Augen erkennen kann. Auch ein Erlebnis für sich!
  • Für das leibliche Wohl ist bei der Waldviertelbahn natürlich auch gesorgt. Allerdings: So verlockend das Angebot im Jausenwagerl auch sein mag (Kaffee und Mohnzelten bei der Hinfahrt, Zwettler oder Schremser Bier oder gleich ein paar Schnapserln bei der Rückfahrt): Man kommt fast gar nicht dazu, sich gemütlich ins Jausenwagerl zu setzen, weil die Plattformen zwischen den Waggons wie starke Magneten wirken – und zwar immer wieder.
  • Auch Kinder sind in der Waldviertelbahn schwer beschäftigt. Die etwas Größeren dürfen mithilfe der Maskottchen „Paul und Lisa“ und den Stations-Schautafeln eine Waldviertelbahn-Rätselrallye meistern. Für die kleineren Passagiere sorgt der Kinderspielwaggon für Abwechslung.

Tickets und Ermäßigungen für die Waldviertelbahn

Die Waldviertelbahn verkehrt zwischen Ende April und Anfang November zwischen Gmünd und Litschau bzw. Groß Gerungs. Die Dampflok fährt jeden 1. und 3. Samstag (Südast) bzw. Sonntag (Nordast) im Monat.
Die Preise für die Waldviertelbahn betragen für die Fahrt mit der Diesellok zwischen Gmünd & Groß Gerungs € 19,- bzw. € 25,- für Hin- und Rückfahrt, für die Fahrt von Gmünd nach Litschau € 14,- bzw. € 18,- (je Erwachsenem, Stand 2023). Bei der Fahrt mit der Dampflok kosten die Waldviertelbahn-Tickets zwischen Gmünd & Groß Gerungs € 26,-/35,-, für die Fahrt zwischen Gmünd & Litschau € 21,-/28,-. Teilstrecken sind dementsprechend günstiger.
Ermäßigungen gibt es für Senioren (ab 65), Inhaber des NÖ Familienpasses, Fahrgäste mit Behinderungen und Gruppen. Kinder unter 6 Jahren fahren gratis. In der NÖ-Card ist eine Gratisfahrt Gmünd-Litschau bzw. Groß Gerungs in den Dieselzügen, aber nicht in den Dampfzügen enthalten. Für Klimaticket-Besitzer ist die Waldviertelbahn zum ermäßigten Preis buchbar.
Tickets für die Waldviertelbahn sind online auf der Seite der Niederösterreich Bahnen buchbar. Radabstellplätze sind gratis, aber verpflichtend zu reservieren.

1. Nord- oder Südast auf der Waldviertelbahn: unsere Tipps für die Strecke

Bei der Planung eines Ausflugs mit der Waldviertelbahn kommt unweigerlich die Frage auf: Nordast oder Südast? Was ist der Unterschied? Und welche Strecke ist für wen geeignet?

Zuerst einmal: Auf beiden Strecken der Waldviertelbahn geht es vom Bahnhof Gmünd aus „nach oben“ – je nach gewählter Strecke entweder geographisch oder topographisch.

Soll heißen: Wer den Nordast gewählt hat, bewegt sich auf der Landkarte in eine Region, die nicht umsonst als oberes Waldviertel bezeichnet wird. Bei der Endstation in Litschau befindet man sich dabei ganz in der Nähe des nördlichsten Punkts Österreichs.

Wer hingegen am Südast nach Groß Gerungs unterwegs ist, fährt ebenfalls nach oben – und zwar Meter um Meter, bis hinauf auf den „Waldviertler Semmering“, der auf seinem Scheitelpunkt ganze 810 Höhenmeter – und damit 300 Meter Differenz zum Bahnhof in Gmünd – aufweisen kann.

Grundsätzlich unterscheiden sich die beiden Strecken der Waldviertelbahn durch die jeweilige Landschaft und Fahrtdauer. Am Nordast zuckelt man zwischen Teichen und Mooren dahin, kann bei einem Stopp in Alt Nagelberg den Glasbläsern über die Schulter schauen oder am Litschauer Herrensee Boot fahren und schwimmen.

Perfekt, wenn man mit Kindern unterwegs ist – vor allem deswegen, weil die Fahrtzeit auf den 25 Bahnkilometern mit einer knappen Stunde überschaubar bleibt.

Am Südast dauert die Fahrt etwas länger. Bis nach Groß Gerungs sind 43 Bahnkilometer zurückzulegen, was je nach Zug zwischen eineinhalb und zwei Stunden dauert. Dafür kommen hier selbst Waldviertel-Kenner auf ihre Kosten und dürfen ein Stück „unbekannteres“ Waldviertel kennenlernen. Zumindest uns ging es so, denn vom Waldviertler Semmering hatten wir zwar schon gehört – aber drübergefahren waren wir noch nicht.

Wer mit der Dampflok unterwegs ist, muss eine etwas längere Fahrtzeit einrechnen (je nach Anzahl der Waggons wird dabei ein oder zweimal Wasser nachgetankt).

Tipp für einen Ausflug mit Kindern: Bis zur Station Abschlag fahren, zum Alpakahof spazieren (20 Minuten) und dann über die Station Steinbach-Bad Großpertholz wieder den Weg zurück nach Gmünd nehmen.

Den Besuch der Blockheide in Gmünd wird man mit Kindern vor oder nach der Fahrt sowieso ins Auge gefasst haben (mehr dazu siehe hier).

Und noch ein Tipp: Wer sich für kulinarischen Themenfahrten der Waldviertelbahn wie den Knödel- oder Schafkäseexpress interessiert (mehr dazu siehe unten), wird dabei eher am Nordast fündig werden.

Wir haben uns bei unserem Ausflugstag mit der Waldviertelbahn für den Südast zwischen Gmünd und Groß Gerungs entschieden und waren mit der historischen Diesellok unterwegs.

2. Von Gmünd nach St. Martin: ins Waldviertler Hochland rund um den Nebelstein

Los geht die Fahrt in Gmünd, der Bezirkshauptstadt am (fast) nördlichsten Rand vom Land, deren Geschichte aufgrund der Randlage sogar eng mit dem Bahnhof verknüpft ist.

Gmünd Sehenswürdigkeiten

In den letzten 30 Jahren des 19. Jahrhunderts für die Erschließung des Waldviertels von enormer Bedeutung, landete der Gmünder Bahnhof aufgrund der Grenzziehung nach dem Ersten Weltkrieg auf der tschechischen Seite. Die geteilte Stadt (mehr zur wechselvollen Gmünder Geschichte hier) hatte eben auch Auswirkungen auf die Bahn: Heizhaus, Werkstätte und Lok-Drehscheibe fanden sich danach hinter der Grenzlinie, sodass österreichische Passagiere erst in Gmünd-Stadt zusteigen konnten. In den Anfangszeiten des Eisernen Vorhangs führte die Trasse des Nordasts sogar noch über die Tschechoslowakei.

Bei der Fahrt mit der Waldviertelbahn bleibt man heute aber ganz auf österreichischem Boden. In Richtung Südast geht es zuerst einmal über das heute noch für Rangierfahrten genutzte „Gleisdreieck“ in der Nähe des Grenzübergangs in Richtung Lainsitztal.

An Wiesen und Feldern und der Station Dietmanns vorbei ist der erste markante Blickpunkt die Wallfahrtskirche Unserfrau in Alt Weitra, bevor die Bahn in einer Kehrschleife den leichten Anstieg nach Weitra in Angriff nimmt.

Wallfahrtskirche Alt Weitra

Die Braustadt wird in einem großen Bogen südlich umrundet, was perfekte Ausblicke auf Weitra garantiert: So bekommt man das hoch über der Stadt thronende Renaissance-Schloss für eine ganze Weile wie im Schaufenster präsentiert. Weitra würde sich auch gut für einen Besuch eignen (wer einen Rundgang in der Braustadt einlegen möchte, kann dafür natürlich auch ein Ticket für die Teilstrecke erwerben).

Schloss Weitra

Danach gesellt sich zu den Waldviertler Wiesen und Feldern bereits immer mehr Wald dazu. Ab und an blitzt zwischen den Streusiedlungen die markante Sendeanlage am Wachberg hervor.

Die nächste Station hat wieder ein nettes Pfarrkircherl zu bieten: Ab St. Martin am Fuße des Nebelsteins geht es nun direkt neben der Lainsitz entlang bis nach Steinbach.

3. Von Steinbach bis Bruderndorf: kurvenreiche Bergfahrt am Waldviertler Semmering

Steinbach-Bad Großpertholz ist die nächste Station der Waldviertelstation in Richtung Groß Gerungs. Während der Ort sonst eher als Kurort oder für seinen Naturpark Nordwald bekannt ist, nützen die Dampfloks die Station, um nach einer Bergfahrt beim historischen Wasserturm nachzutanken (je nach angehängter Waggonzahl muss das ein- oder zweimal erledigt werden).

Fahrgäste können sich derweil beim Schwammerlschnitzer Walter Kapeller umsehen, der direkt bei der Station seine Meisterwerke – u.a. aus Baumstümpfen bearbeitete Riesen-Schwammerln – zeigt. Wem so ein Schwammerl zu groß fürs Einpacken ist, kommt am besten nach der Fahrt mit der Waldviertelbahn noch einmal extra vorbei.

Beim Hinausfahren aus der Station geht es schon steil hinauf: bis zu 26 ‰ an Steigung sind jetzt zu überwinden. Die Szenerie zeigt sich jetzt kurvig und waldig, was sich auch im Namen der nächsten Station bemerkbar macht: Nach Abschlag wird später übrigens noch so ein „Schlag“, nämlich Langschlag folgen. In Abschlag könnte man aussteigen, um eine Kurzwanderung (20 Minuten, perfekt mit Kindern) zum Alpakahof „Sonnseitn“ einzulegen, dort die Tiere zu begutachten oder den Hofladen zu stürmen.

Nun wird die Fahrt mit der Waldviertelbahn echt spannend – weil richtig kurvig. Der Semmering beginnt! Dass es sich hier um den kleinen Bruder des Gebirgspasses an der Grenze zwischen Niederösterreich und der Steiermark handelt, wurde ja bereits erwähnt. Nur: Wer ist hier wirklich schon einmal drübergefahren oder daneben hergewandert wie am „echten“ Bahnwanderweg am Semmering?

Zuerst muss die Waldviertelbahn aber einmal den kleinen Bruderndorfer Tunnel passieren, bevor sie zur zweiten Wasserstation, nämlich an der Station Bruderndorferwald, einlaufen darf. Die durch eine Quelle aus dem Hochwald gespeiste Zisterne hat ähnlich viele Jahre wie die Dampfloks der Waldviertelbahn auf dem Buckel: Sie ist schon seit dem Jahr 1903 in Betrieb.

Und noch ein kleines Highlight gibt es hier zu bewundern: Beim Bahnmeisterhäuschen mit dem dunkelroten Anstrich könnte man direkt meinen, irgendwo in den Wäldern Schwedens gelandet zu sein! Schuld ist der Tucholsky-Roman Gripsholm aus dem Jahr 1931, der hier im Bruderndorferwald im Jahr 1999 verfilmt wurde und für die „Umbenennung“ der Station Bruderndorf in Mariefred sorgte. Wer es genau wissen möchte: Auch beim echten Schloss Gripsholm (60 km westlich von Stockholm gelegen) gibt es einen Bahnhof Mariefred – und zwar bei der dortigen Schmalspur-Museumsbahn.

Einmal muss sich die Waldviertelbahn jetzt noch nach oben quälen, von mittlerweile 749 Metern Seehöhe bis zum Scheitelpunkt auf 806 Metern. Für diesen letzten Anstieg durfte ich dem Lokführer sogar über die Schulter schauen (wenn es nicht gerade stockfinster wie im großen Bruderndorfer Tunnel wurde).

Dass die Waldviertelbahn-Mitarbeiter nicht nur begeisterte Eisenbahner sind, sondern die Lokführer als „Reisebegleiter“ auch zur Gegend einiges zu erklären wissen, beweist mir Johannes Schendl: Danke für den rechtzeitigen Hinweis zum „Waldviertelblick“ bzw. zum höchsten Punkt der Strecke, der gleichzeitig die europäische Hauptwasserscheide markiert. Von Gmünd weg hat die Bahn hier ganze 300 Höhenmeter hinter sich gebracht. Wer hätte das geglaubt?

Waldviertelblick Nebelstein

Tipp: Ein Video zur Durchfahrt durch den Tunnel gibt es hier zu sehen.

Nach der Absolvierung des „Semmeringpasses“, der durch die vielen Kurven und moosüberzogenen Granitblöcke am Weg ein wirklich beeindruckendes Schauspiel abgibt, taucht die Bahn nun wieder in offenes Gelände ein. Der Wald wird von einem breiten Tal abgelöst: Kurz vor Langschlag treffen wir auf die Zwettl.

4. Von Langschlag nach Groß Gerungs: ein Stück Eisenbahngeschichte

In Langschlag angekommen, darf man sich entscheiden: Sollen es eher die „besten Mohnzelten des Waldviertels sein“, die es im dortigen Bauernladen zu erstehen gibt? Oder möchte man lieber die Museumsdampflok Uv.2 (298.206) aus dem Jahr 1902 bewundern, die bis ins Jahr 1963 auf der Ybbstalbahn eingesetzt wurde? Und geht sich dann auch noch das kleine Eisenbahnmuseum im Güterwaggon daneben aus, das zur Entstehung der Waldviertelbahn einiges zu erzählen hat? Wer hier aussteigt, könnte auch einen 15minütigen Spaziergang zur Bisonranch einlegen.

  • Station Langschlag
  • Station Langschlag
  • Station Langschlag
  • Station Langschlag
  • Station Langschlag Eisenbahnmuseum
  • Station Langschlag Eisenbahnmuseum
  • Station Langschlag Eisenbahnmuseum

Wir aber fahren mit der Bahn weiter, halten uns direkt neben Bundesstraße und der Zwettl – und reiten danach, vorbei am einladenden Naturschwimmbad, in der Endstation Groß Gerungs ein. Auch hier gibt es wieder einige Exponate der Eisenbahngeschichte im Gütermagazin-Museum zu betrachten, so z.B. ein Bahnhof-Zentralschloss für mehrere Weichenschlüssel.

Wer mit der Bahn wieder zurückfährt, kann nun einen kleinen Ortsspaziergang einlegen und eines der Kaffeehäuser besuchen (entweder am Hauptplatz oder in der Schulgasse).

Oder man hat es für einen längeren Halt auf die Kraftarena abgesehen, deren Wirkung man sogar mit Wünschelrute und Pendel erleben kann, u.a. bei der größten Opferschale des Waldviertels oder einem 500-Tonner aus Granit („Weltkugel“).

Waldviertelbahn Gmünd Groß Gerungs

Für uns ging es nach dem netten Zwischenhalt allerdings wieder mit der Waldviertelbahn retour nach Gmünd.

5. Mehr als „nur“ eine Lokfahrt: die Themenfahrten mit der Waldviertelbahn

Beim Durchblättern des Waldviertelbahn-Folders kommt man ganz schnell ins Staunen – ungelogen. Natürlich gibt es zu bestimmten Terminen wie Advent und Silvester die üblichen Sonderzüge.

Kombiangebote für diverse Waldviertler Ausflugsziele wie zur Glashütte in Alt Nagelberg und der Biermeile in Weitra (Glas- und Biertour), zum Bärenwald in Arbesbach (Bärenwaldexpress) oder dem Alpakahof in Abschlag (Alpakaexpress samt Abholung durch die Alpakas) gehören auch zum Programm der Waldviertelbahn.

Kulturaffiner und romantischer sind dann schon die Ausfahrten zum Litschauer Schrammel.Klang.Festival (Schrammelklangexpress) oder Straßenfest (Candle light train samt Retourfahrt bei Kerzenlicht).

Selbst so kultige Themenfahrten wie ein Westernzug (samt Überfall!), ein Musikantenzug oder Zaubererzug werden angeboten, aber auch eine Oldtimer-Parallelfahrt mit der Dampflok.


Aber dann geht es auch noch kulinarisch ganz schön vielfältig zu

Nämlich schön waldviertlerisch, und zwar mit einer wirklich ordentlichen Auswahl an Themenfahrten:

  • Bier- und Mohnexpress: samt 1 Zwettler und 1 Mohnzelten pro Fahrgast nach Überquerung des Semmerings
  • Knödelexpress: samt Einkehr im Gasthaus in Litschau (Fleisch-, Grammel- und Marillenknödel)
  • Erdäpfelexpress: samt „Erpfl-Grätzl-Fest“ in Litschau
  • Schafkäseexpress: Käseverkostung im Zug samt Wanderung von Bruderndorf zum Lämmerhof mit Hofführung
  • Karpfenexpress: samt Führung zur Karpfenfarm in Schönau bei Litschau
  • Mohnnudelzug: samt Mohnnudelessen in Litschau
  • Schnitzelexpress: samt Schnitzelessen der Feuerwehr am Bahnhof Litschau
  • „Kistensau“ Express: samt Frühschoppen beim Schönauer Dorfwirt
  • Martiniganslexpress: samt eigenem Gansl im Litschauer Gasthaus
  • Waldviertler Gulaschzug: samt Kesselgulasch am Litschauer Bahnhof
  • Dorfwirtexpress: samt Frühschoppen in Schönau bei Litschau

Lust bekommen? Hier geht´s zu den aktuellen Themenfahrten der Waldviertelbahn.

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Herzlichen Dank an die Niederösterreich Bahnen für die Einladung zu der herrlichen Ausflugsfahrt mit der Waldviertelbahn! (Werbung)

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