Friaul Roadtrip, Teil 1: Küste, Kaffee und Karst
Unsere Tipps zum Roadtrip durch den Friaul: an der Strada Costiera entlang nach Triest, und weiter durch Karst und Wein
Unser Wochenende in Friaul-Julisch Venetien war grenz- und weinlastig: Entlang der italienisch-slowenischen Grenze kurvten wir zwischen Küste und Karst, Habsburgerreich und venezianischem Löwen, Italien und Slowenien, und diversen Weinanbaugebieten herum.
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Unser Friaul Roadtrip in der Übersicht: Die gesamte Route, die genauen Grenzen, und Tipps für unterwegs und Unterkunft.
Unsere Route am Friaul Roadtrip, Teil 1: Triest, Karst und Collio
1. an der österreichischen Riviera
Los geht’s an der ehemaligen „österreichischen Riviera“, die sich von Duino bis hinunter nach Triest zieht. Die Küstenstraße Strada Costiera schlängelt sich am schmalen Streifen zwischen Karsthochebene und Küste entlang. Die „galleria naturale“ verweisen auf den rauen Fels, der uns umgibt, und der auch rechts von der Straße steil zum Meer hin abfällt.

Wir nutzen die diversen Parkbuchten, die uns herrliche Aussichten auf den Golf von Triest ermöglichen. Die senkrechten Felsklippen, das blaue Meer, der Blick auf die Küstenlinie sowie die Aussicht auf die gegenüberliegende Isonzo-Mündung nahe Grado (in der wir auch schon ein herrliches Wochenende in Natur und Abgeschiedenheit verbracht haben) – es ist einfach bezaubernd.

Erster malerischer Stopp ist Duino: Das Schloss auf der Klippe hat bereits Viele inspiriert. Rilke, Twain, Hugo von Hofmannsthal, Johann Strauß, Franz Liszt, Kaiser Franz Josef mit seiner Sisi – sie alle waren da. Mit dem „Rilke-Weg“ hat man hier dem Literat, der hier seine „Duineser Elegien“ verfasst hat, ein Denkmal gesetzt.

Ein Stück trauriger Habsburger-Geschichte erwartet uns ein Stückchen weiter südlich. Miramare, das weiße Schloss auf einem Felsvorsprung auf halbem Weg nach Triest wurde von Maximilian, dem Bruder Kaiser Franz Josefs, in Auftrag gegeben. Die Fertigstellung des Märchenschlosses konnte er nicht mehr selbst erleben, er wurde als Kaiser Mexicos 1864 erschossen. Wenigstens Sisi durfte Miramare als Sommersitz nutzen. Als Sitz der deutschen Generalität erlangte es im zweiten Weltkrieg weitere Berühmtheit.

Schloss Duino ist heute in Besitz der Fürsten von Thurn und Taxis (deren italienischer Name mir viel besser gefällt: Torre e Tasso). Die Parkanlagen sowie auch das Schloss selbst (inkl. Bunker und Piano Forte von Franz Liszt) können besichtigt werden. Auch Miramare kann besichtigt werden
2. Stippvisite in Triest
Von Miramare geht’s weiter an der Küstenpromenade. Hier bei Barcola kann man schon das Auto abstellen und den Liegestuhl auspacken. Oder das Surfbrett. Oder, so wie wir, nochmal einen Blick auf den Leuchtturm hinter uns, die Fischerboote im Golf vor uns uns und die Küste gegenüber werfen.
Den Leuchtturm Faro della Vittoria, der an die gefallenen Seeleute des ersten Weltkriegs erinnert, werden wir dann nochmal von oben sehen.
Das Auto haben wir dann wirklich abgestellt und sind mit dem Bus hineingefahren nach Triest, der Stadt der Winde. Im „kleinen Wien an der Adria“, das niemals unter venezianischer Herrschaft stand, und in der Stadt des wahren italienischen Caffés folgen wir den Spuren von Commisario Laurenti, aber auch denen der Habsburger und Römer.




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unsere Tipps für einen kurzen Besuch in Triest (inkl. Café, Bar und Commissario – und den wichtigsten Sehenswürdigkeiten)
3. durch den Carso Triestino
Der weitere Weg führt uns durch die nächste Grenze, den Karst. Die Hochebene entlang der italienisch-slowenischen Trennlinie bildet die Klimagrenze zwischen Kontinental- und Mittelmeerklima, zwischen alpiner und mediterraner Kultur oder: zwischen Butter und Olivenöl. Noch sind wir an der Küste, aber in Kürze werden wir entlang der typischen Steinmauern in karger Landschaft herumfahren.
Der Carso Triestino (Triester Karst) ist namensgebend für alle Karstlandschaften der Welt – also für Gegenden, in denen karge, steinige Böden tonangebend sind für Landwirtschaft und Architektur. Die Dörfer sind klein, das Häuser aus Stein mit wenigen und kleinen Öffnungen, um der Natur wenig Angriffsfläche zu bieten. In diesem nur 10 Kilometer breiten und 30 Kilometer langen Landstrich wird slowenisch gesprochen, die Minderheit ist hier stark vertreten.
Wir verlassen die Strada Costiera in Barcola in Richtung Karsthochebene. Die Sicht auf Triest ist bezaubernd, der Leuchtturm dominiert jetzt das Bild aus einer anderen Perspektive. Was auch gut zu erkennen ist – eine „Grauslichkeit“ in Gestalt der „Santuario di Montegrisa“, eine Kirche aus Sichtbeton, im Stil des Brutalismus errichtet (wie passend…)
Und jetzt wird’s schön langsam wein-lastig. Angefangen mit Prosecco – den kann man hier nicht nur trinken, sondern der Weg durch die Karstterrassen führt auch durch den kleinen Ort. Allerdings: der Name täuscht, die Prosecco-Traube kommt aus dem DOC-Gebiet Conegliano und Valdobbiadene im Treviso. Hier herrscht dann doch der eher erdige Terrano (oder Refosco) vor. Macht nichts, das Gedankenspiel mit Prosecco ist trotzdem schön.

Weiter geht’s nach Repen/Monrupino, die Straße ist von einer hohen Steinmauer gesäumt, spätestens jetzt wissen wir, dass wir im Karst sind. Bzw. genauso haben wir uns ihn vorgestellt. Auch die typischen Steinhäuser dominieren hier das Landschaftsbild.
Vorbei am Kloster Monrupino führt unser Weg über die Grenze nach Dotovlje, wo der „Caffé“ auf slowenisch eingenommen wird.

Die größte für Touristen zugängliche Höhle „grotta gigante“ befindet sich ums Eck bei Prosecco
4. hinein in den slowenischen Karst
auf und runter geht’s durch die Hügellandschaft des slowenischen Karsts, die Dörfer thronen auf den Hügelspitzen. Dazwischen Weinterrassen und Weingüter, dahinter leuchtet die Bergkette.

Nach Stanjel geht’s hinunter in den Bezirk Nova Gorica. Die ersten Kreuze, die an den ersten Weltkrieg erinnern, sehe ich bei Branik. Hier wurde Geschichte geschrieben, wir sind in der Gegend der Isonzoschlachten angekommen.

Und auch in der Gegend weiterer umkämpfter Grenzen. Denn: Noch bis vor 14 Jahren war die Grenze im ehemaligen Görz lebendig – eine Grenze, die die Stadt in zwei Teile teilte. Görz lag genauso wie Triest noch im Einflussbereich der Habsburger – bis zum ersten Weltkrieg. In der Zwischenkriegszeit italienisch, war es wie Triest danach ständig umkämpft. Erst 1947 wurde der Status mit der Teilung besiegelt. Und zwar in einen jugoslawischen Teil (Nova Gorica), und einen italienischen Teil, das heute Gorizia. Reste des Grenzzauns können angeblich noch am Bahnhof Transalpina besichtigt werden.
Für die Stadt selbst nehmen wir uns keine Zeit, auch wenn es Grund genug gäbe: für den Habsburger Adel war das „österreichische Nizza“ ein lohnendes Urlaubsziel.


Wir sind nun nach dem Karst im nächsten Weinbaugebiet angelangt – dem Weißwein DOC-Anbaugebiet „Collio“. Auf der Strada del Vino del Collio fahren wir an Oslavia vorbei. Das Denkmal für die Gefallenen des ersten Weltkriegs kann man nicht übersehen.
5. Stopp am Weltkriegsdenkmal
Die Isonzo-Schlachten von 1915 und 1917 brachten wenig Landgewinne, dafür aber außerordentliche Verluste. Die Gebeine von über 57.000 Gefallenen wurden den drei Grabtürmen des Mahnmal „Sacrario Militare di Oslavia“ beigelegt.
20.000 Namen, alphabetisch auf drei Ebenen sortiert, lassen uns bedrückt zurück.
Der Veteran der die Anlage überwacht zeigt uns die Hügelkette, wo die Schlachten stattgefunden haben. Hier tritt die slowenische Soča als Isonzo auf italienischen Boden, die geteilte Stadt liegt zu unseren Füßen.

Sacrario Militare di Oslavia, kein Eintritt. Nur 20 Kilometer entfernt steht die noch größere Anlage in wirklich beeindruckender gigantischer faschistischer Architektur: in Redipuglia liegen die Gebeine von 100.000 Gefallenen

Drei Jahre später werde ich mir die Gefechtsstellungen des Gebirgskriegs am Plöckenpass ansehen: eine kleine Grenztour in den karnischen Alpen
6. vom Collio in die Goriška Brda
Gleich nach Oslavia führt uns der nächste Grenzübertritt in den slowenischen Teil des Collio (hier: die Goriška Brda). Kein Wunder, liegen doch zwei Drittel des ehemalig habsburgischen Weinanbaugebiets auf slowenischem Boden.

Hier orientieren sich die italienischen Winzer nach Slowenien hin und richten sich nach den historischen Grenzen – und nicht den aktuellen. Und das merken wir auch bei unserer Fahrt übers slowenische „Eck“, das hier nach Italien hineinragt. Der Autoverkehr ist durchmischt, es sind genauso viele Italiener wie Slowenen unterwegs, hier ist keine tote Grenzregion.
Viele Winzer sind unterwegs, wir riechen Maische und Trester, Steinpilze und Eierschwammerln werden verkauft. Wo die Grenze im Kalten Krieg für den Reiseverkehr gesperrt war, war hier Ausnahme für die Winzer. An die Habsburger erinnern heute noch Heurigen und Stehachterl („tajut“).
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- hier geht’s zum Übersichtsartikel Friaul Roadtrip: die gesamte Route, die genauen Grenzen, und Tipps für unterwegs und Unterkunft
- Etappe 2: Markuslöwe und Alpencharme
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