Rund um den ÖSTLICHSTEN PUNKT ÖSTERREICHS: eine Zickzack-Grenztour

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Im österreichischen „Hintaus“ von Bratislava, einer slowakischen Freizeitoase, und rund um das Dreiländereck zur Slowakei & Ungarn: wo Österreichs östlichster Punkt liegt.


Wieder ein Dreiländereck, an das mich meine Grenztour zu den Rändern Österreichs führte. Dieses mal war ich in der Grenzregion rund um den östlichsten Punkt Österreichs unterwegs – eine Reise entlang einer Zickzack-Grenze zur Slowakei und zu Ungarn. Ganz im Norden des Burgenlands, wo man gefühlt schon in Niederösterreich unterwegs ist.

Ausgeflogen zum östlichsten Punkt Österreichs: eine Rundtour zwischen Österreich, der Slowakei & Ungarn
1. Kittsee: im „Hintaus“ von Bratislava – oder doch Chicago?
2. Bratislava: eine Zwillingsstadt „im Eck“
3. Danubiana: Paradies – oder Kunstoase?
4. der östlichste Punkt Österreichs: ein echtes Dreiländereck
5. Mosonmagyaróvár: wo sich kleine Donau und Leitha treffen
6. Nickelsdorf: Neue Teilung rund um die Pannonia Fields

wo das Burgenland eine wilde Zick-Zack Grenze fährt

Ein Blick auf die Karte macht mehr als deutlich: Hier, im Norden des Burgenlands, hat die Grenze zur Slowakei und nach Ungarn ganz schön ordentliche Ecken und Kanten. Nach der fast geraden Grenzlinie entlang der March – maximal durch den Flussverlauf leicht gewellt – franst der östlichste Rand Österreichs hier ziemlich aus.

Die Zick-Zack Grenzziehung beschränkt sich übrigens nicht nur auf die Außengrenze Österreichs: auch zwischen dem Burgenland und dem angrenzenden Niederösterreich schert die Grenze aus.

In diesem Eck rund um den östlichsten Punkt Österreichs ist sowieso alles anders: gefühlt befinde ich mich in Berg und Kittsee bereits in Niederösterreich (Hainburg ist ja schon ums Eck), und der „richtig burgenländische“ Seewinkel fängt auch erst in Halbturn an. Wobei: die „Pannonia Fields“ rund um Nickelsdorf sind dann vom Steppenfeeling des Seewinkels auch nicht mehr weit entfernt.


die Route zur Grenztour rund um den östlichsten Punkt Österreichs (Karte)

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1. Kittsee: im „Hintaus“ von Bratislava – oder doch Chicago?

Den Beginn meiner Grenztour rund um den östlichsten Punkt Österreichs macht Kittsee, die nördlichste Siedlung des Burgenlands (und damit natürlich gleichzeitig die Grenze zu Niederösterreich).

Das ehemalige Köpcsény rühmt sich als größte Marillengemeinde Österreichs. Aber noch einen Superlativ kann Kittsee aufweisen: es ist der am schnellsten wachsende Ort Österreichs. Kein Wunder, liegt Kittsee doch direkt an, bzw. hinter, Bratislava.

Nur ein paar Felder trennen die Gemeinde vom Bratislaver Stadtteil Petržalka – doch dieser wächst schon langsam von drüben nach herüben. Somit wächst wieder zusammen, was einst ein Ganzes war. EinTeil des ehemaligen Engeraus gehörte früher tatsächlich zu Kittsee – und ist seit 1919 als Kopčany (der slowakische Name für Kittsee) Teil Bratislavas.

Viele Slowaken sind denn auch in den letzten Jahren von Bratislava hierher gezogen. Was sich auch – unüblich für einen Grenzraum am ehemaligen Eisernen Vorhang – am überdimensionalen Einkaufszentrum entlang der B50 zeigt.


Chicago in Kittsee – wie bitte?

Das alte Kittseer Schloss diente einst als Grenzfeste gegen Ungarn. Heute sieht man sich eher im neuen Schloss um – das allerdings auch bereits über 300 Jahre auf dem Buckel hat. Das von Paul Anton Fürst Esterházy barockisierte Schloss ist auch aufgrund des Schlossparks ein feiner Anblick.

Schloss Kittsee

In Kittsee liegt auch Chikago. Wohlgemerkt: Chikago mit K. Eine Referenz an die „größte Stadt des Burgenlands“, in deren 1. bis 7. Gasse an die ausgewanderten Kittseer gedacht wird.


was von der Grenze übriggeblieben ist – und wo heute die Grenze zu Niederösterreich liegt

Ein interessantes Zeitgeschichte-Zeugnis ist direkt an der Grenze zu Niederösterreich zu finden – eigentlich bereits in der niederösterreichischen Gemeinde Berg. Denn hier, allerdings direkt an der Gemeindegrenze zu Kittsee, wurde 2008 bei Grabungsarbeiten eine Panzersperre des Südostwalls gefunden, der ab September 1944 gegen die vorrückende sowjetische Armee errichtet worden war. Die einzelnen Panzergräben und Bunkeranlagen konnten zu Kriegsende allerdings nicht mehr zu einer lückenlosen Linie fertiggestellt werden.

Panzersperre Radrastplatz Königswarte Kittsee Berg

Die deutsche Panzersperre wurde von der Roten Armee weiterverwendet, die Rechtschreibfehler haben sich bis heute erhalten.

Einen richtigen „Zacken“ macht die westliche Gemeindegrenze von Kittsee – und damit natürlich ebenso wieder die niederösterreichische Grenze bzw. bis 1920 die Grenze zu Deutsch-Westungarn. Wohl jeder Österreicher ist schon einmal indirekt mit dem Ort Edelstal in Berührung gekommen: hier befindet sich die Abfüllstation der Römerquelle – und auch von Coca Cola Österreich.

Die Panzersperre befindet sich am Radrastplatz Königswarte (genaugenommen noch im niederösterreichischen Berg). Entlang der Grenze sind auf slowakischer Seite mehrere Bunkeranlagen aufgereiht. Wer einen Schützengraben samt Panzer des ehemaligen Südostwalls besichtigen möchte, kann dies z.B. im südburgenländischen Bildein tun.


und nochmals dicht an dicht zur Slowakei

Auf der anderen Seite Kittsees führt die Landesstraße nach Jarovce. Dichter an der Grenze geht’s wohl kaum: gleich hinter Bahnhof und Ortsschild von Kittsee verläuft die Grenze zur Slowakei. Ein Stück entlang der Landstraße ist man noch auf österreichischem Boden unterwegs – die Staatslinie läuft am Weg nebenher entlang. Der postierte Bundesheerler lässt mich vor einem Foto zurückschrecken, dafür erfolgt dann der Blick zurück zum Grenzübergang in Richtung Burgenland.

2. Bratislava: eine Zwillingsstadt „im Eck“

Besten Blick auf Bratislava hat man in Berg „am Berg“. Die Aussicht auf der Königswarte zeigt nochmals, in welch greifbarer Nähe hier die „Twin-City Wiens“ liegt. Was man leider nicht sieht: die Grenzlinien rundherum. Denn die Stadt ist im Süden und Westen von zwei Staats- sowie Sprachgrenzen umrahmt. Nicht nur in Österreich ist man hier schnell – auch im ungarischen Rajka.


mehr zu Bratislava

Bratislava Ausflug

Die slowakische Hauptstadt habe ich bei einem früheren Ausflug besucht – und dabei mehr gemacht, als „nur“ vom Bahnhof oder von der Anlegestelle des Twin City Liners zur Burg und in die Altstadt zu flanieren: Bratislava Ausflug

3. Danubiana: Paradies – oder Kunstoase?

Nach meinem Grenzübertritt bei Kittsee bin ich auf den slowakischen Teil der Donau gespannt. Und zwar dort, wo sie beim Wehr Čunovo aufgestaut wird und eine Freizeitoase – sowie ein Museum moderner Kunst – hinter sich lässt. Und das ganze nur 20 Kilometer von Bratislava entfernt.

Beim übermächtigen Wehr zweigt der Kraftwerkskanal ab, der die Donau bis zum Kraftwerk Gabčikovo teilt. Wobei: der „Kanal“ nimmt 80% des Flusses in Anspruch (und wird dabei bis zu 700 Meter breit), die eigentliche Donau bildet als Grenzfluss zu Ungarn nur den schmalen Begleiter.

Die Landzunge an der Wehr liegt auch ziemlich am Dreiländereck zu Österreich und Ungarn. Bis zur ungarischen Grenze sind es nur wenige hundert Meter, und auch Österreich ist nur ein paar Kilometer entfernt. Nämlich genau dort, wo man dann wirklich am Dreiländereck steht – und sogleich am östlichsten Punkt Österreichs (siehe nächster Punkt).

  • Donau Cunovo
  • Donau Cunovo
  • Donau Cunovo
  • Donau Cunovo
  • Donau Cunovo
  • Donau Cunovo
  • Donau Cunovo

was das Ganze nun mit Kunst zu tun hat?

Direkt an der Landzunge kommt man an einem ganz untypischen Bau vorbei: dem Danubiana Meulensteen Kunstmuseum. Mitten im Fluss findet man eines der „romantischsten Museen moderner Kunst Europas“, gesponsert von einem niederländischen Mäzen. Wer hätte das an solcher Stelle erwartet?

Grundsätzlich kommt man hier aber zum Radeln oder Wassersporteln her. An den Anlegern rund um das Wehr finden sich denn auch viele Yachten, und am Wassersportgelände Čunovo tummeln sich Rafter im Slalomgelände – Amateure, als auch Profis.

Das Danubiana Meulensteen Kunstmuseum befindet sich an der äußersten Spitze des Wehrs, mit Aussichtsplattform am Dach. Von dort kann am Damm bis zum Kraftwerk Gabčikovo weitergefahren werden. Das Auengebiet rund um die alte Donau ist Naturschutzgebiet. Infos zu den Wassersport-Möglichkeiten gibt’s hier.

4. der östlichste Punkt Österreichs: ein echtes Dreiländereck

Weiter geht’s recht unspektakulär in Richtung Ungarn. Ich bin „hintaus“ unterwegs zwischen Danubiana und Rajka, und am Grenzübergang zwischen den Feldern ist nichts los. Ich würde die Grenze auch überhaupt nicht bemerken, wäre ich nicht auf der Suche danach.

Grenzübergang Rajka Slowakei Ungarn

Spätestens in Rajka, wo die „Liszt Ferenc utca“ angeschrieben ist, weiß ich, dass ich mich nun tatsächlich in Ungarn befinde.

Ein kurzes Stück weiter westlich fährt man entweder über die Bundesstraße oder die Autobahn über die slowakisch/ungarische Grenze: ein wichtiger Grenzübergang für die damaligen Bürger der Tschechoslowakei auf ihrem Urlaub in Richtung Plattensee – oder gleich nach Jugoslawien.

Und noch ein weiteres Stück weiter westlich stoßen hier am Dreiländereck auch die Grenzen nicht nur der Slowakei und Ungarns, sondern auch gleich Österreichs zusammen.

Den östlichsten Punkt Österreichs rund um Deutsch Jahrndorf kenne ich von einem früheren Ausflug. Vom Ort selbst – der damit auch die östlichste Gemeinde des deutschen Sprachraums markiert – ist es ein ordentliches Stück bis zum tatsächlichen Grenzstein. Auf den endlosen vier Kilometern rollen sogar Inlineskater sorglos auf der Straße: wen soll es sonst in dieses Eck verschlagen?

Den Grenzstein muss man dann allerdings etwas suchen – der 3-Länder-Spitz verschwindet zwischen unzähligen Skulpturen.

  • der östlichste Punkt Österreichs
  • der östlichste Punkt Österreichs
  • der östlichste Punkt Österreichs
  • der östlichste Punkt Österreichs
  • der östlichste Punkt Österreichs

Der östlichste Punkt Österreichs ist unerwartet gut besucht: Ungarische und slowakische Radfahrer verschlägt es ebenso an den Grenzpunkt, neben Radwegen führen auch Wanderwege vorbei.


mehr zu den äußersten Punkten Österreichs

Ecken Oesterreichs

Neben dem östlichsten Punkt Österreichs habe ich mir auch schon den westlichsten, nördlichsten und südlichsten Punkt angesehen: die Ecken Österreichs

5. Mosonmagyaróvár: wo sich kleine Donau und Leitha treffen

Bei meinem heutigen Grenztrip geht’s allerdings für mich an der slowakisch/ungarischen Grenze weiter. Über das kleine Dorf Rajka führt mich der Weg weiter nach Mosonmagyaróvár. Rajka hat nichts mit der österreichischen Bank zu tun, auch nicht mit Raggendorf im Weinviertel – obwohl es diesem mit seinem deutschen Namen (Ragendorf) recht ähnelt.

Zweisprachigkeit ist hier im Grenzland ein Thema: Schilder sind auf ungarisch und slowakisch angeschrieben, Straßen teils auch auf deutsch (so z.B. die „Petöfi Sándor utca“ als Schustergasse). Und wer Räder leihen möchte, kann dies beim Fahrradverleih Pingitzer in Mosonmagyaróvár tun.

Apropos Radeln: ich befinde mich hier noch immer im Naturparadies – kein Wunder, die Donau ist nicht weit. Besser gesagt die „kleine Donau“, oder „Moson-Donau“, wie sie hier genannt wird. Vom Čunovo-Wehr wird hier ein weiterer kleiner Kanal abgezweigt, der sich in Györ mit der Raab – und kurz darauf wieder mit der Donau vereinigt.

Dass ich mich hier allerdings auf der „Kleinen Schüttinsel“ befinden soll, ist mir nicht bewusst – zu weitläufig ist das „Inselgebiet“ auf über 50 Kilometern Länge und bis zu 8 Kilometer Breite. Und noch dazu liegen mit Mosonmagyaróvár und Györ auch nicht gerade kleine Städtchen auf der „Insel“.

Die Nähe zur Naturoase vermittelt dann auch das Bild im kleinen Weiler Bezenye…


unfreiwilliger Stop in Wieselburg-Ungarisch-Altenburg

Wieder eine Flussvereinigung: in Mosonmagyaróvár ist es die Leitha, die zur alten Donau dazustößt.

Mosonmagyaróvár ist ebenso eine Vereinigung, nämlich des ehemaligen Wieselburg (Moson) mit Ungarisch-Altenburg (Magyaróvár). In „ad flexum“ (wie es die Römer nannten) kann heute im Thermalbad entspannt werden.

Gerne hätte ich das Schloss gesehen, bevor ich über Hegyeshalom wieder nach Österreich zurückgekehrt wäre. Nur leider musste ich diese Grenztour abbrechen: bei über 35° streikte die Autobatterie, und mit der Abschleppung nach Györ und dem Austausch der Batterie war ich dann bis in den Abend beschäftigt. Daher habe ich von Wieselburg-Ungarisch-Altenburg nur die Ortstafel anzubieten (denn genau dort bin ich hängengeblieben…).

Wieselburg-Ungarisch-Altenburg Mosonmagyaróvár

6. Nickelsdorf: Neue Teilung rund um die Pannonia Fields

Nickelsdorf habe ich dann noch bei meiner nächsten Grenztour dazugenommen, die mich an den Grenzsaum des Seewinkels führte.

Durch das langgezogene Straßendorf taste ich mich an der Nebenstraße zum Ortsteil „Neue Teilung“ an der Grenze vor. Neue Teilung? Bis 1920 gehörte Miklosfálva noch zu Deutsch-Westungarn. Erst der Vertrag von St. Germain machte daraus das österreichische Nickelsdorf – sowie hier an der Grenze eine „neue Teilung“ des ehemaligen Herrschaftsgebiets.


Pannonia Fields in der pannonischen Tiefebene

Der Grenzübergang zwischen Nickelsdorf und Hegyeshalom war und ist vielbenutzt. Heute als Autobahnübergangsstelle – 1989 als Tor in den Westen für unzählige DDR-Bürger.

Nach dem paneuropäischen Picknick, in dem im August 1989 600 Ostdeutsche über den provisorisch errichteten Grenzübergang von St. Margarethen fliehen konnten, öffnete Ungarn seine Grenzen nach Österreich. Bis zum 15. November 1989 erreichten 34.000 Menschen über diesen Grenzübergang die Freiheit. Heute erinnert ein Mahnmal an dieses denkwürdige Ereignis.

Das Mahnmal zum Eisernen Vorhang liegt mitten in den „Pannonia Fields“, der Austragungsstätte des Nova-Rock-Festivals, das hier alljährlich zwischen Weizen-, Mais- und Sonnenblumenfeldern und unzähligen Windrädern stattfindet. Und viel Himmel….

mehr zu meinem Grenz-Roadtrip

Österreich von Ost nach West und wieder retour: an den Grenzen Österreichs

mehr Ausflugs-Tipps


https://www.ausgeflogen.at/

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