BRESLAU TIPP für Aktive: schöne Orte mit dem Rad erkunden

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Breslau mit dem Rad entdecken: Tipps für schöne Plätze rund um die Altstadt (sowie Radverleih & Route), kultige Lokale in Breslau – und ein Ausflug ins Grüne.


(Werbung) Klar. Die üblichen schönen Plätze in Breslau hat natürlich jeder am Plan. Wie gut, dass die Stadt gut zu Fuß zu erkunden ist.

Aber rund um die Altstadt? Gibt es auch einiges zu sehen, und nicht nur, was die berühmte Jahrhunderthalle Breslaus betrifft. An meinem zweiten Tag in Breslau habe ich mir daher ein Rad geschnappt und mich auf Erkundungstrip rund um das Zentrum begeben: von West nach Ost, und mit einem Abstecher über die Oderinseln in ein alternatives Viertel im Norden.

Auch ein Abstecher in die Umgebung Breslaus ist sich bei meinem Städtetrip ausgegangen. Ein Tipp für alle, die auch die Region Schlesien – sowie eines ihrer Wahrzeichen – kennenlernen wollen.

Ausgeflogen nach Breslau: (Geheim-)Tipps für alle, die gerne etwas mehr sehen
1. Kult im Toleranz-Distrikt: Lokale en Masse im Breslauer Szeneviertel
2. Kunst im öffentlichen Raum: Abstecher zum „Zug gen Himmel“
3. Flanierroute einmal anders: mit dem Rad am Festungsgraben entlang
4. Kino-Schauen wie dazumals: Geschichtsunterricht im Breslauer Panorama
5. Auf Spurensuche im alternativen Viertel Breslaus: Geheimtipp Nadodrze
6. An der Oder entlang nach Osten: rund um die Most Grunwaldzki
7. Das „polnische Pantheon“: UNESCO Welterbe Breslauer Jahrhunderthalle
8. sflug ins Grüne: zwischen japanischem Garten und schlesischer Holzkirche
9. Architektur der Moderne mal zwei: Luft, Licht, Sonne & Grün im WuWA
10. Ausflugsziele in der Umgebung Breslaus: eine Wanderung zum „Schlesischen Olymp“

Breslau mit dem Rad entdecken: Tipps für die schönen Orte rundherum

Schon die farbenfrohen Giebelhäuser am Breslauer Rynek bewundert, für einen schönen Ausblick auf die Altstadt auf den Turm der Elisabethkirche gestiegen, zwischen zwei Kirchtürmen auf der Magdalenenkirche gestanden und die Barocksäle in der Breslauer Universität besucht? Noch dazu die Oderinseln aufgesucht und den Tag sogar auf der Dominsel mit dem Laternenanzünder ausklingen lassen? Dann ist die Altstadt-Tour in Breslau ja so gut wie abgehakt.

Wie gut, dass es nun daran gehen kann, weitere schöne Orte in Breslau zu besuchen. Wer möchte, tut dies wie ich mit dem Rad (natürlich geht es auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, Tipps dazu gibt es hier).

Breslau mit dem Rad

Für den Ausflug zum Zobtenberg, dem „Schlesischen Olymp“ (siehe Punkt 10), muss man allerdings tatsächlich in den Zug steigen.


Tipps für Radverleih und Route

Für meine Radtour in Breslau habe ich ein Leihrad von nextbike genutzt. Ganz einfach deswegen, weil ich dafür mein österreichisches Konto benutzen konnte. Die wenigen Stunden, die ich auf dem Rad verbracht habe, haben mich alles in allem nur etwa € 5,- gekostet.

Für die knapp 21 km lange Radtour war ich inkl. aller Fotostopps etwa 3,5 h unterwegs (rund 400 hm).

Breslau mit dem Rad

Startpunkt war im Toleranzviertel neben der Altstadt (Punkt 1), Endpunkt beim WuWA (Punkt 9). Alles in allem habe ich alle dazwischen angeführten Orte besucht.

In den meisten Fällen war ich auf eigens ausgewiesenen Radstreifen unterwegs, nur in Nadodrze rumpelte ich mehrmals über Kopfsteinpflaster. Selbst hier kann man aber auf den Gehweg ausweichen, was in Breslau – im Gegensatz zu Wien – nicht mit Kopfschütteln erwidert wird. In Breslau machen die Passanten nämlich dankenswerterweise sogar den Weg frei.

Die nextbike-Stellplätze sind in der App, vereinzelt auch auf Google Maps eingezeichnet. Die polnische Partnerseite von nextbike für Breslau ist hier zu finden.

1. Kult im Toleranz-Distrikt: Lokale en Masse im Breslauer Szeneviertel

Das Toleranzviertel – bekannt für seine vier Kirchen unterschiedlichster Konfessionen in unmittelbarer Nachbarschaft – habe ich bereits im Artikel zu den klassischen Breslauer Sehenswürdigkeiten beschrieben. Für meine Radtour diente es als Ausgangspunkt – aber natürlich ist das Viertel ebenso gut zu Fuß von der Altstadt aus erreichbar.

Toleranzviertel Breslau

Warum man neben den vier Kirchen unbedingt einen Fuß dorthin gesetzt haben sollte? Weil sich hier alle wohlfühlen werden, denen Kunst & Kultur am Herzen liegt und die einen Sinn für außergewöhnliche Lokale haben.

Da wäre zum einen das Howe Horyzonty Kino – ein Programmkino, das auch internationale Filme zeigt. Gleich daneben gibt es Kunst im öffentlichen Raum zu sehen – und damit sind nicht die Graffiti gemeint, sondern die Galerie Neon Side in einem Hinterhof der Ruska Straße (Nr. 46C), bei denen ausrangierte Neon-Lichter ein letztes Zuhause erhalten haben.

Und dann wären da noch die vielen Lokale rund um die Świętego Antoniego. Bei meinem Besuch war ich in der südlich davon verlaufenden Parallelstraße untergebracht (zum Hoteltipp für Breslau siehe hier) und kann auf jeden Fall folgende coole Lokale bzw. Cafés empfehlen:


Coole Lokale in der Włodkowica-Straße

  • das Bułka z Masłem: ob Frühstück oder Abendessen, das Interieur frischt hier noch jeden müden Besucher auf – übrigens nicht nur im Wintergarten!
  • das Mleczarnia: egal ob frühmorgens oder spätabends, in dem mit Kerzenlicht beleuchteten schummrigen Lokal fühlt man sich bei den vielen Bildern an der Wand wie selbst in einer alten Fotografie; Spitzendeckchen und Musik der 70er Jahre tun ihr Übriges.
  • das Cocofli: ob Buchcafé oder Weinbar – wie man dieses Lokal nutzt, bleibt einem selbst überlassen.
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Alle drei Lokale befinden sich nur ein paar Schritte voneinander entfernt.


Weitere coole Cafés in Breslau – dieses Mal in der Altstadt

Wer kultige Lokale liebt, ist auch nahe der Breslauer Universität in der Altstadt gut aufgehoben.

  • Vinyl Café: gemütliches Ambiente inmitten jeder Menge Schallplatten, die noch dazu am antiken Plattenspieler abgespielt werden.
  • Art Café Kalambur: ein Jugendstil-Haus, vor dem ein großes Krokodil wacht; Hort für  Musiker, Maler, Fotografen, Schriftsteller und alle, die ihren Drink gerne in einem ungewöhnlichem Ambiente zu sich nehmen.

Das Vinyl Café befindet sich in der Kotlarska 35/36, das Art Café Kalambur in der Kuźnicza 29A.

2. Kunst im öffentlichen Raum: Abstecher zum „Zug gen Himmel“

Gut – dieser Sehenswürdigkeiten-Stopp muss nicht unbedingt sein. Wer also die Radrunde etwas verkürzen möchte, kann diesen Punkt getrost auslassen. Allerdings: Weit muss man nicht radeln, um den in den Himmel hinauffahrenden Zug zu finden, der am Strzegomski-Platz neben einem alten Bunker einen unerwarteten Hingucker abgibt.

Kunstinstallation Zug gen Himmel

Bei dieser Installation aus dem Jahr 2010 handelt es sich um eine 74 Tonnen schwere Dampflok vom Typ Ty2-1035 aus dem Jahr 1944.

Im Bunker ist ein Museum zeitgenössischer Kunst untergebracht. Wer möchte, kann für die Aussicht von oben aber auch direkt mit dem Lift ins Café am Dach hinauffahren.

3. Flanierroute einmal anders: mit dem Rad am Festungsgraben entlang

Man kennt es gut von anderen Städten, in denen sich ein Grüngürtel um eine Altstadt zieht (siehe z.B. die Planty in Krakau). Und auch in Breslau wurde die alte Stadtmauer auf Veranlassen von Napoleon im Jahr 1807 geschleift. Übriggeblieben ist eine vier Kilometer lange Promenade, an der man gemütlich von West nach Ost entlangbummeln kann. Entlang des alten Festungsgrabens reihen sich da nämlich einige schöne Gebäude auf. Oder man radelt die Promenade wie ich auf dem Radstreifen ab. 

Festungsgraben Breslau mit dem Rad entdecken

Den Anfang macht da z.B. die Neue Börse aus dem 19. Jahrhundert, die auf der anderen Straßenseite von einem neugotischen Bau aus rotem Backstein (Gerichtsgebäude) gespiegelt wird.

Weiter geht es am Freiheitsplatz, der von der Breslauer Oper, dem Nationalen Musikforum und dem Henryk Tomaszewski Theatermuseum flankiert wird. Dahinter befindet sich das Breslauer Stadtschloss (mit hübschem Barockgarten).

  • Festungsgraben Breslau mit dem Rad entdecken
  • Festungsgraben Breslau mit dem Rad entdecken
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  • Festungsgraben Breslau mit dem Rad entdecken
  • Festungsgraben Breslau mit dem Rad entdecken
  • Festungsgraben Breslau mit dem Rad entdecken

Vorbei am Kopernikuspark und -denkmal macht der Stadtgraben nun um die einstige Liebichshöhe einen Knick. Bis zum Schleifen der Stadtmauer war hier eine Bastion, auf der Jahrzehnte später das Belvedere mit dem schönen Namen errichtet wurde. Erst vor Kurzem ist das Gebäude nach umfassender Renovierung wiedereröffnet worden. Auf der anderen Seite des Festungsgrabens gibt es schöne Stadtvillen aus dem 19. Jahrhundert zu bewundern.

Breslau Hauptbahnhof

Wer möchte, kann hier kurz noch kurz in Richtung Süden radeln, um sich den Breslauer Hauptbahnhof anzusehen. Einst einer der größten Bahnhöfe des Deutschen Reichs, zeigt sich das im Krieg zerstörte Gebäude heute wieder prächtig im Tudorstil.

Den Endpunkt des Stadtgrabens bildet der Park Słowackiego, einem polnischen Dichter gewidmet und ebenso mit einem Denkmal an das Massaker von Katyn, dem Massenmord polnischer Offiziere durch die Sowjets im Jahr 1940, versehen. Nördlich des Parks schließt das Nationalmuseum im Neorenaissance-Stil des 19. Jahrhunderts ab.

4. Kino-Schauen wie dazumals: Geschichtsunterricht im Breslauer Panorama

Noch innerhalb des Słowackiego-Parks befindet sich eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Breslaus. Natürlich ist das Panorama von Racławice auch gut zu Fuß vom Zentrum aus zu erreichen.

Panorama von Racławice

Was es mit dem berühmten Gemälde auf sich hat, fragt man sich nur dann, wenn man nicht sattelfest in der polnischen Geschichte ist. Die hat ja einiges an Territorialverlusten zu erzählen, ja, für mehr als 120 Jahre verschwand sogar das ganze Land bekannterweise von der Landkarte.

In dem Rundbau aus den 1960er Jahren wird die für Polen schicksalsträchtige Schlacht bei Racławice dargestellt – und zwar in Form eines Panoramagemäldes. Dass man so etwas wie einst im 19. Jahrhundert, also noch vor Zeiten des Filmkinos, betrachten kann, ist schon alleine recht ungewöhnlich – und daher mehr als sehenswert. Der Rundumblick wirkt tatsächlich wie ein gemaltes Video. Aber auch sonst ist die Darstellung auf der 114×15 Meter messenden Leinwand sehr beeindruckend. Denn diese geht nahtlos in eine Kulisse aus Sand über, was mitsamt der detailreichen Darstellung einem 3D-Erlebnis recht nahekommt.

  • Panorama von Racławice
  • Panorama von Racławice
  • Panorama von Racławice
  • Panorama von Racławice
  • Panorama von Racławice
  • Panorama von Racławice

Warum die Schlacht zum nationalen Mythos wurde? Der Sieg eines polnischen Freiwilligenheers über das überlegene Heer der Russen im Jahr 1794 inspirierte das Land zu weiteren Aufständen (auch wenn die Auseinandersetzungen schlussendlich trotzdem zur Dritten Teilung Polens führten). Das Panoramagemälde wurde im Jahr 1894 von Jan Styka und Wojciech Kossak in Lemberg angefertigt und galt nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs lange Zeit in der Sowjetunion (von der Lemberg nun Teil war) verschollen. Erst seit dem Jahr 1985 kann man das berühmte Panoramagemälde in Breslau besichtigen.

Tickets für das Panorama von Racławice am besten vorab online buchen (50 Zloty). 

5. Auf Spurensuche im alternativen Viertel Breslaus: Geheimtipp Nadodrze

Bei meiner Radtour durch Breslau ging es nun aus dem Park hinaus und über einen kleinen Bootssteg samt einladendem Café in Richtung Xawery-Dunikowski-Boulevard. Auch wenn ich bereits bei meinem Spaziergang durch die Altstadt Breslaus hier vorbeigekommen war: Mit Blick auf die Dominsel muss man einfach immer wieder einen kurzen Stopp einlegen.

Altstadtspaziergang Oder Breslau

Der Weg führte nun weiter über die Oderinseln bzw. nördlich der Oder ins nächste Viertel. Daher auch der Name Nadodrze, also „oberhalb der Oder“, einem ehemals als „Odertor“ bekannten Stadtteil Breslaus.

„Deutsch“ ist auch das Schlüsselwort für die nächsten Stopps, denn in dem etwas „alternativen“ Viertel findet man nach wie vor einige interessante Spuren deutscher Geschichte. Auch wenn diese nach dem Zweiten Weltkrieg so gut wie möglich vom neuen Regime entfernt wurden (vom Krieg zerstörte Gebäude wurde im gotischen, weil slawischen, Stil wiederaufgebaut), findet man auf einigen Hausfassaden noch so manchen Schriftzug, der an die alte Nutzung eines Gebäudes erinnert. Heute legt man die damals übermalten Firmenzeichen wieder frei und erinnert sich somit der früheren Geschichte der Stadt.

  • Nadodrze Geheimtipp in Breslau
  • Nadodrze Geheimtipp in Breslau
  • Nadodrze Geheimtipp in Breslau
  • Nadodrze Geheimtipp in Breslau

Neben den deutschen Aufschriften zeigt sich Nadodrze generell sehenswert, weil hier noch nicht alle Gebäude revitalisiert werden konnten. Das Viertel erinnert mancherorts noch an die Zeiten, als es wegen seines zweifelhaften Rufs gemieden wurde. Nicht umsonst werden hier gerne Filmszenen gedreht, die das „alte Berlins“ darstellen sollen.

Viele Häuser aus der Jahrhundertwende wurden allerdings bereits aufgehübscht, können aber die Wohnbauten aus kommunistischen Zeiten und vor allem den Schlot des Kraftwerks nicht überdecken.

Nadodrze Geheimtipp in Breslau

Wer hier wohnt, ist heute allerdings stolz auf sein Viertel – etwas, was man bereits beim ersten Berührungspunkt mit Nadodrze am überlebensgroßen Wandgraffito bemerkt (Ecke Bolesława Drobnera/Władysława Łokietka).


An welchen Hausfassaden in Nadodrze man deutsche Spuren entdecken kann

  • gleich neben dem Graffito am Eckhaus daneben: „Zur Eisenhandtum“ (Ecke Władysława Łokietka/Rydygiera)
  • in der Kaszubska 1: Teile von „Gastwirtschaft“
  • in der Wojciecha Cybulskiego 5: „Zur Schmiede“
  • in der Biskupa Tomasza Pierwszego 16: u.a. „Karl Lau Restauration zur goldenen 3“, „H. Helmrichs Gastwirtschaft“, „Kohlensäure-Vertrieb“, „Spedition“ etc.
  • deutsche Spuren Nadodrze
  • deutsche Spuren Nadodrze
  • deutsche Spuren Nadodrze
  • deutsche Spuren Nadodrze
  • deutsche Spuren Nadodrze

Die Tipps zu den deutschen Spuren habe ich dankenswerterweise vom wirklich sehr informativen Insider-Blog „WroclawGuide.com“ übernommen. Wer weitere Spuren deutscher Geschichte in Nadodrze sucht, kann hier noch einige weitere Adressen samt übersichtlicher Karte nachschlagen. Top!

6. An der Oder entlang nach Osten: rund um die Most Grunwaldzki

Wir machen nun einen großen Sprung in den nächsten Breslauer Stadtteil: Einmal quer durchradeln ist also angesagt, von Nadodrze über die Oderinseln zurück zur Oderpromenade und darüber hinaus in Richtung Osten.

Most Grunwaldzki

Als nächster schöner Platz in Breslau zeigt sich eindeutig die gewaltige blaugetünchte Oderbrücke, die allerdings eine andere Farbe im Namen trägt. Bei ihrer Entstehung 1910 wurde sie noch als Kaiserbrücke bezeichnet und war damals die längste Hängebrücke Polens. Heute ist sie als Most Grundwaldzki bekannt.

Most Grunwaldzki

Kurz darauf gibt es an der Oder ein weiteres Unikum zu sehen: Eine Seilbahn über den Fluss, die zwei angrenzende Universitätsfakultäten verbindet. Der Oderstrand direkt daneben lässt vermuten, dass hier von April bis September einiges los sein dürfte (bei meinem Besuch ist die Beach Bar allerdings noch geschlossen).

Gegenüber lacht mich ein Wasserturm aus Backstein aus den 1860er Jahren an, danach folgt die Technische Universität Breslaus, und dann zeigt sich an der Oder sogar ein verträumtes Plätzchen, wo sich rund um eine Oderschleuse mehrere Boote und Angler ihr Stelldichein geben.

  • Breslau mit dem Rad erkunden
  • Breslau mit dem Rad erkunden
  • Breslau mit dem Rad erkunden

Und dann habe ich auch schon die Tiergartenbrücke (Most Zwierzyniecki) erreicht – ein Zeichen, dass die nächste Sehenswürdigkeit in unmittelbarer Nähe liegt: die Jahrhunderthalle wartet!

Wer „River Crossing“ mit der Seilbahn machen möchte, kann sich hier zu den Betriebszeiten und Preisen der Polinka Seilbahn informieren.

7. Das „polnische Pantheon“: UNESCO Welterbe Breslauer Jahrhunderthalle

Warum man unbedingt dieses Viertel im Osten Breslaus bei einem Besuch einplanen sollte? Natürlich wegen der Jahrhunderthalle, die nach einem kurzen Intermezzo nach dem Krieg („Volkshalle“) heute wieder ihren alten Namen trägt (auf Polnisch: Hala Stulecia). Gemeinsam mit dem 4-Kuppel-Pavillon wurde sie zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt. Rund um die Volkshalle gibt es aber auch so einiges anderes zu sehen.

Jahrhunderthalle Breslau

Angefangen hat es mit der Jahrhundertausstellung, die hier – so wie zur der Zeit auch in anderen Städten üblich – im Jahr 1913 aus dem Boden gestampft wurde. Nur zwei Jahre zuvor beschlossen, wurde der Monumentalbau nach nur 15 Monaten Bauzeit rechtzeitig eröffnet.

Jahrhunderthalle Breslau

Damals galt die von Architekt Max Berg geplante Jahrhunderthalle als größtes aus Stahlbeton errichtetes Gebäude der Welt, ihre im Durchmesser 65 Meter messende Kuppel als größte freitragende der Welt. Aufgrund dieser Dimensionen wurde sie in einem Atemzug mit dem Pantheon und der Hagia Sophia genannt. Wie man in der begleitenden Ausstellung im Gebäude erfährt, hätte die Jahrhunderthalle Platz, um den Petersdom gleich dreimal aufzunehmen.

  • Jahrhunderthalle Breslau
  • Jahrhunderthalle Breslau
  • Jahrhunderthalle Breslau

In der Ausstellung erfährt man einiges zur Fertigung (die Stahlrippenstruktur wurde per Kreiskran aufgesetzt, wiewohl viele Stimmen damals vor einem Einsturz der Kuppel warnten). Auch die weitere Geschichte der Hala Stulecia ist spannend. In der Ausstellung werden Tagesschau-Ausschnitte aus der Bauzeit, aber auch aus der Zeit der Nationalsozialisten gezeigt. Und auch die weitere Nutzung der Halle ist interessant: 1948 gab es eine Ausstellung über die „wiedergewonnenen Gebiete“ in der Halle sowie den Weltkongress der Intellektuellen für den Frieden. Heute wird die Hala Stulecia für Sport- und Kulturveranstaltungen wie Konzerte oder Opern genutzt und fasst 5.000 Besucher.

  • Jahrhunderthalle Iglica
  • 4-Kuppel-Pavillon
  • Jahrhunderthalle Iglica

Ende der 1940er Jahre wurde auch die Iglica errichtet, jene um die 90 Meter hohe Stahlnadel, die der Jahrhunderthalle auf ihrem Haupthof vorgelagert wurde. Auch dazu werden interessante Filmdokumente gezeigt (man sieht, wie sie errichtet wurde, aber auch, wie sie für Sanierungen abgebaut wird).

4-Kuppel-Pavillon

Genauso einnehmend wie die Iglica ist der bereits oben erwähnte 4-Kuppel-Pavillon: ein klassizistisches Ensemble mit vier Kuppeln auf quadratischem Grundriss, das ebenso in Stahlbetonweise errichtet wurde. Heute wird dort u.a. eine Sammlung zeitgenössischer polnischer Kunst gezeigt.

Mehr zu den Öffnungszeiten und Preisen hier: Jahrhunderthalle, 4-Kuppel-Pavillon

8. Ausflug ins Grüne: zwischen japanischem Garten und schlesischer Holzkirche

Gleich vorweg: Im Sommer muss es wunderbar sein, rund um das angrenzende Wasserbecken durch die halbkreisförmige Pergola zu flanieren. Das war es auch im Winter – wenngleich die Szenerie noch etwas zu wünschen übrigließ, denn: Der Multimediabrunnen samt Wassershows war noch nicht in Betrieb, und im Winter kann man nur erahnen, wie die massiven Betonpfeiler der Pergola im Herbst von buntem Laub eingerahmt – oder sogar versteckt – werden.

Breslau mit dem Rad

Bei meinem Besuch im März war hier statt Grün nur Betongrau zu sehen (die 750 Pfeiler werden nur oben durch eine Holzkonustruktion verbunden).

Auf jeden Fall sollte man in der Mitte des Halbkreises in Richtung Scheitniger Park abbiegen (Park Szczytnicki) und ein bisschen durch die Gegend streifen. Man kommt zuerst am Japanischen Garten vorbei, der einst ebenso für die Jahrhundertausstellung angelegt worden war, aber erst seit 1995 (und nach dem Jahrhunderthochwasser erst wieder ab 1997) als solcher in Betrieb ist. Und das geht auch im März gut: Flanieren über die kleinen Holzstege, die Koi-Karpfen in den Teichen bewundern und einen Blick zum Teegarten werfen.

Und dann sollte man am östlichen Ende beim „Park Hotel“ wieder aus dem Grün herausspazieren, denn ein kleiner Tipp wartet noch – zumindest für all jene, die sich nach der Jahrhunderthalle noch für ein weiteres Stück Architekturgeschichte der Moderne interessieren.

Die Wasserspiele des Multimediabrunnens finden von Juli bis Oktober statt (10-20 Uhr). Das aktuelle Programm der Vorführung (von Klassik bis Pop) kann man hier nachschlagen. Natürlich kann man auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Jahrhunderthalle anreisen. Direkt an der Südseite der Jahrhunderthalle befindet sich die Straßenbahnstation (mit Linie 10 geht es wieder zurück in die Stadt).

9. Architektur der Moderne mal zwei: Luft, Licht, Sonne & Grün im WuWA

Ja, man kann hier gleich eine weitere Sehenswürdigkeit mitnehmen, wenn man schon den Weg zur Jahrhunderthalle eingeschlagen hat. Ein Projekt der Moderne aus dem Ende der 1920er Jahre, als Wohnraum in einer der am dichtest besiedelten Städte der Republik knapp geworden war, und als Ideen zum gemeinschaftlichen Wohnen ganz Europa überzogen (man denke an die Bauhaus-Bewegung).

  • WuWA Architektur der Moderne Breslau
  • WuWA Architektur der Moderne Breslau
  • WuWA Architektur der Moderne Breslau
  • WuWA Architektur der Moderne Breslau
  • WuWA Architektur der Moderne Breslau

Auch in Breslau wurden Überlegungen zu neuen Wohntypen, Bautechniken und Materialen angestellt, was 1929 in der Ausstellung „Wohnung & Werkraum“ mündete. Es ging um schnell erbaute, funktionelle Gebäude für alle Zielgruppen, die dazugehörige Siedlung WuWA war innerhalb von nur drei Monaten erbaut. „Luft, Licht, Sonne & Grün“ war das Stichwort der Moderne.

Heute kann man an den teils sanierungsbedürftigen unterschiedlichen Wohnbauten der Anlage entlangspazieren, u.a. am ehemaligen Ledigenheim, dem heutigen „Park Hotel“ vorbei.

Tipp: Am besten vorab einen Kaffee im WuWA-Café bei der Straßenbahnstation (Tramwajowa) holen. Dort liegt ein kleiner Infofolder zur Anlage auf (und ein feines Plätzchen ist es obendrauf).

10. Ausflugsziele in der Umgebung Breslaus: eine Wanderung zum „Schlesischen Olymp“

Wenn noch ein bisschen Zeit bleibt beim Städtetrip nach Breslau: Warum nicht einen Ausflug in die Umgebung andenken und einem der Wahrzeichen der Region Niederschlesien einen Besuch abstatten? Und zwar einem, das den Beinamen „Schlesischer Olymp“ nicht von ungefähr trägt, ragt es doch aus der niederschlesischen Tiefebene gut sichtbar ganze 500 Meter heraus.

Ausflugsziel Breslau Umgebung Wanderung Zobtenberg

Der Zobtenberg, auf Polnisch Ślęża, ist gemeint, etwa 30 km südwestlich von Breslau gelegen und gut mit dem Zug erreichbar. Daher: Ab in die Vorortelinie. Nach etwa 40 Minuten Fahrzeit kann es auch schon losgehen!

Ausflugsziel Breslau Umgebung Wanderung Zobtenberg

Genau diese rund 500 Höhenmeter kommen dann auch bei dieser kurzen Wanderung zusammen. Vom Bahnhof weg ist einer der offiziellen Startpunkte (Kletterpark Linowy „Wieżyca“) nach etwa einer halben Stunde erreicht, danach sollte man auf der gelben Wanderroute mit weiteren 1,5 bis 2 Stunden bis zum Gipfelkreuz rechnen.

  • Ausflugsziel Breslau Umgebung Wanderung Zobtenberg
  • Ausflugsziel Breslau Umgebung Wanderung Zobtenberg
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  • Ausflugsziel Breslau Umgebung Wanderung Zobtenberg
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  • Ausflugsziel Breslau Umgebung Wanderung Zobtenberg
  • Ausflugsziel Breslau Umgebung Wanderung Zobtenberg
  • Ausflugsziel Breslau Umgebung Wanderung Zobtenberg

Bis zum Bismarckturm verläuft der Anstieg recht steil, danach geht es im Mittelteil flach weiter, bevor es am Ende wieder recht steil dahingeht. Die Granitfelsen und -figuren sind hier wie im Waldviertel recht mystisch aufgeladen – schließlich sollen sich auf dem Ślęża keltische und germanische Kultstätten befinden. Und er ist auch sonst sehr begehrt: An einem Samstagvormittag bin ich hier definitiv nicht alleine unterwegs.

Dass es sich beim Zobtenberg um DEN Ausflugsberg der Region handelt, kann man auch am Gipfel nicht übersehen. Einerseits darf man hier in der Berghütte einkehren, andererseits auf der weitläufigen Wiese davor seine Würstchen beim Lagerfeuer auspacken – und das bei kuscheligen 6 Grad. Die einen besuchen die kleine Bergkirche (in der auch bei meinem Besuch tatsächlich eine Messe abgehalten wird), andere marschieren zum 200 m entfernt gelegenen Aussichtsturm, von dem aus ganz klar ersichtlich wird, warum das Umland als schlesische Tiefebene bezeichnet wird. Bei schönem Wetter kann man hier bis Breslau und bis zur Schneekoppe im Riesengebirge sehen.

  • Wanderung Zobtenberg Ausblick schlesisches Tiefland
  • Wanderung Zobtenberg Ausblick schlesisches Tiefland
  • Wanderung Zobtenberg Ausblick schlesisches Tiefland

Den Abschluss meines Ausflugstags macht ein kurzer Stopp in Sobótka, dem kleinen Ort, der am Fuße des Ślęża gelegen ist. Das einstige „Zobten am Berg“ hat viel an Geschichte zu erzählen. Alte Fotografien aus jedem Jahrzehnt sind am Hauptplatz ausgestellt und sprechen von den Zeiten vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg, als Zobten noch Teil Deutschlands war.

Ansonsten ist hier nicht viel los rund um Pfarrkirche und Bürgerhäuser aus Renaissance aus Barock (für das kleine Regionalmuseum im Ort sollte man des Polnischen mächtig sein). Wie gut, dass ich mich nach der erfrischenden Wanderung in einem kleinen gemütlichen Café im Ortszentrum aufwärmen kann, bevor es mit dem Zug wieder zurück nach Breslau geht.

Von Breslau verkehrt mehrmals täglich ein Regionalzug nach Sobótka. Für die Wanderung (etwas über 6 km pro Richtung, rund 500 hm) jeweils etwa 2-2,5 h einplanen.


Weitere Ausflugsziele in der Umgebung Breslaus

Bleiben wir gleich in dieser Region: Was kann man noch im Südwesten Breslaus tun, wenn man einen Ausflug in die Umgebung geplant hat? Wer noch ein kleines Stück weiter mit dem Zug fährt und im alten Schweidnitz aussteigt, kann hier ein weiteres UNESCO Welterbe besuchen: die Friedenskirche in Świdnica, größte Fachwerk- bzw. Holzkirche Europas mit sagenhafter barocker Innengestaltung.

Weitere Ausflugsziele in der Natur, die über das Sudentenvorland hinausgehen, liegen dann, westlich davon, bereits im Riesengebirge bzw. südlich davon im Glatzerland.

Dieser Artikel ist im Rahmen einer bezahlten Kooperation mit Poland Soul Travel entstanden – ein Projekt, das Lust auf Slow Travel in Polen machen möchte. Es ist gelungen, herzlichen Dank für die Einladung! Meine Eindrücke bleiben davon allerdings unberührt.

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