KRAKAU GEHEIMTIPPS: 10 Dinge, die den Städtetrip erst komplett machen

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Tipps für Bars, Clubs & Cafés – und ein Rundgang durch die Stadt, der auch die nicht so überlaufenen Ecken und Stadtviertel mit einbindet: 10 Krakau Geheimtipps.


Werbung. Klar wird man die klassischen Sehenswürdigkeiten auf der To-Do-Liste stehen haben. Doch welche Geheimtipps in Krakau lohnen, bei einem Städtetrip mit ins Programm aufgenommen zu werden?

Ich habe meinen Rundgang durch Krakau durch ein paar nette Ecken und feine Viertel erweitert und dabei auch kultige Lokale und Cafés besucht. Hier meine persönlichen Tipps.

Ausgeflogen nach Krakau: Geheimtipps, die man bei der Städtereise unbedingt mit einplanen sollte
1. Bars, Clubs und weitere Lokale: ein paar Geheimtipps im jüdischen Viertel Krakaus
2. Rechts der Weichsel in Podgórze: einmal hinüber ins alt-österreichische Stadtviertel spaziert
3. Einer der besten Ausblicke auf Krakau: Treffpunkt der Einheimischen am Krakus-Hügel
4. Spaziergang durchs Villenviertel: eine Oase der Stille hinter der Josefskirche
5. Wo Seiltänzer zum Tanzen kommen: wieder zurück ins jüdische Viertel
6. Meine persönlichen Geheimtipps: Buchgeschäfte und nette Cafés zum Abhängen
7. Einmal rauf aufs Schiff: an der Weichsel entspannen“
8. Ein Städtebauprojekt, das sich ins Heute gerettet hat: sozialistischer Realismus in Nowa Huta
9. Weitere Tipps für Krakau: Was man hier sonst noch erleben kann
10. Ein echter Geheimtipp in Krakau: unbedingt einplanen beim Städtetrip

Krakau Geheimtipps: 10 Dinge, die man bei einem Besuch auf der Liste haben sollte

Ein erster Rundgang in Krakau wird wohl die klassischen Sehenswürdigkeiten auf dem Programm stehen haben: einmal vom Hauptmarkt in Richtung Wawel und über den Planty-Park wieder zurückspaziert: Eine Runde durch die Altstadt, die ich bereits in meinem Artikel zu den Sehenswürdigkeiten Krakaus beschrieben habe und bei der man Folgendes zu sehen bekommt:

  • den Hauptmarkt mit Marienkirche und Tuchhallen
  • den Königsweg entlang der Grodzka Straßev
  • den Wawel mit Schloss, Kathedrale – und Drache
  • den Planty-Park mit weiteren interessanten Gebäuden
  • den Krakauer Barbakan am Florianstor
  • und das jüdische Viertel rund um die Szeroka Straße

Aber danach? Welche Tipps abseits der Touristenrouten gibt es noch, und was gibt es alles im jüdischen Viertel zu sehen?

Nun, ich habe die Geheimtipps in Krakau erkundet – und zwar jene, die nahe der Altstadt zu Fuß zu erreichen sind, aber auch solche, für die man eine Weile mit der Straßenbahn in die Peripherie hinauszuckeln muss. Und viele kultige Lokale und Cafés dazu.

Los geht´s mit meinen Tipps, Krakau abseits der großen Touristenströme zu entdecken!

1. Bars, Clubs und weitere Lokale: ein paar Geheimtipps im jüdischen Viertel Krakaus

Los geht die Runde zu den Krakauer Geheimtipps in Kazimierz, dem jüdischen Viertel der Stadt. Der erste Eindruck: Ein bisschen verfallen kommt das Viertel noch immer daher. Und tatsächlich „lebt“ es auch erst seit 25 Jahren, nachdem es nach dem Auszug der ins Ghetto vertriebenen Juden auch während der Zeiten des Kommunismus absichtlich dem Verfall preisgegeben war. Nach der Wende hat auch Spielbergs „Schindlers Liste“ dazu beigetragen, dass die Einwohner heute zurückgekehrt sind – und mit ihnen zahlreiche Touristen.

Krakau jüdisches Viertel Rundgang

Bei einer Städtereise nach Krakau kann man sich untertags die Nachnutzung der vielen Synagogen ansehen, was ich in meinem Artikel zu den Sehenswürdigkeiten Krakaus beschrieben habe.

Dabei kommt man nicht umhin zu bemerken: Hier pulsiert das Leben, und ja, man wird wiederkommen, wenn abends der Bär steppt und man dann aber gar nicht weiß, in welches kultige Lokal man zuerst einkehren soll.

Entweder verfällt man dem Charme á la Alt-Wiener Kaffeehaus bei dunklem holzgetäfeltem Interieur, oder man sucht sich eines der schummrigen Lokale mit Spitzendeckchen und Kerzenbeleuchtung aus, die man auf den ersten Blick wohl der alternativen Szene zuordnen würde. Aber nein, in Kazimierz gehört das einfach zum „local style“ dazu.

Fangen wir bei meinem Auszug der kultigen Lokale in Kazimierz bei jenen zwei Bars an, die für den Beginn des wiedererstarkten Lebens in Kazimierz stehen und heute Ikonen des Nachtlebens rund um den Plac Nowy sind.


Sehenswerte Clubs und Bars im jüdischen Viertel

  • das Alchemia, das heute auch als Veranstaltungslokal für Konzerte von Jazz bis zu Klezmer dient
  • das Singer, das mit seinen mit Nähmaschinen verzierten Tischen interessante Akzente setzt
  • die Mleczarnia Bar, deren Schanigarten in jenem Hinterhof liegt, in dem auch Szenen für Schindlers Liste gedreht wurden
  • das Eszeweria, das mit seiner spärlichen Beleuchtung ein typisches Bild der Lokale um den Nowy Plac zeigt
  • das Klezmer Hois, ein altes jüdisches Badhaus, in dem man an der Szeroka Straße etwas edler dinieren kann (jüdische Küche!)
  • das Hevre, das mit seinen Fresken ebenso an den jüdischen Background (einst als Gebetshaus) erinnert
  • und das Restauracja Polska, in dem sich direkt am Plac Nowy typische polnische Küche genießen lässt

2. Rechts der Weichsel in Podgórze: einmal hinüber ins alt-österreichische Stadtviertel spaziert

Ein Sprung über die Weichsel – und schon ist man von Kazimierz in Podgórze gelandet. Einst unter dem Habsburger Josef II gegründet, galt die freie königliche Stadt lange als Gegenstück zu Krakau. Handel dominierte hier das Leben, aber auch das intellektuelle Leben kam in Podgórze nicht zu kurz.

Krakau schöne Viertel Podgórze

Während dem Ersten Weltkrieg wurde die Stadt in Krakau eingemeindet, nach dem Zweiten Weltkrieg ereilte sie das gleiche Schicksal wie das jüdische Viertel: sie wurde dem Verfall überlassen. Auch hier findet man heute viele schöne Plätze, die man auf jeden Fall zu den Geheimtipps Krakaus zählen darf.

Besonders am Podgórski Platz erinnert die Szenerei ein wenig an andere alt-österreichische Städte wie z.B. das tschechische Olmütz.

Ghettoplatz Krakau

Doch zuerst ist auf diesem Spaziergang einmal der Ghettoplatz mit seinen 70 leeren Stühlen dran, der an das „von Juden ausgelöschte“ Krakau der Nachkriegszeit erinnert (mehr dazu in meiner Sehenswürdigkeiten-Tour durch Krakau).

Tipp: Viel Wissenswertes zu den Stadtvierteln Krakaus ist auf der Seite von Krakow Heritage zu finden. Wer gerne die Geschichten hinter den Geschichten liest, findet hier viele Hintergrundinfos zur Geschichte der Stadt und ihrer Entwicklung.

3. Einer der besten Ausblicke auf Krakau: Treffpunkt der Einheimischen am Krakus-Hügel

Hat man den Ghettoplatz hinter sich gelassen, sollte man (entweder zu Fuß oder per Tram) bis zum Cmentarz Podgórski, dem Friedhof Podgórzes, fahren. Einerseits, weil es von dort den besten Blick zum nächsten schönen Platz Krakaus gibt. Aber auch, weil man dabei an den vielen Blumenständen vor dem Friedhof vorbeikommt – was man in Polen einfach auch einmal gesehen haben sollte.

Einmal beim Friedhof um die Ecke gebogen – und schon erscheint ein „Hügel auf dem Hügel“, der also gleich zweimal zu erklimmen ist.

Krakus-Hügel gute Aussicht auf Krakau

Auf dem bereits erhabenen Gelände soll hier im 7. Jahrhundert n.Chr. ein Grabhügel errichtet worden sein, in welchem der Gründer der Stadt, König Krakus, begraben sein soll. Heute hat man vom Krakus-Hügel besten Blick auf die Stadt – und auch viel Grün für sich allein, denn Touristen tummeln sich hier nur wenige.

  • Aussichtspunkt Krakus-Hügel
  • Aussichtspunkt Krakus-Hügel
  • Aussichtspunkt Krakus-Hügel

Direkt unter dem Krakus-Hügel kann man den Liban Steinbruch nicht übersehen. Im einstigen Arbeitslager wurden einige Szenen aus „Schindlers Liste“ gedreht, die im fast direkt angrenzenden KZ Płaszów spielen. Wer genau schaut, kann noch Filmrequisiten wie die Nachbauten jüdischer Grabsteine oder die Lagerstraße erkennen.

Wer zur Sonnwende kommt, darf vom Krakus-Hügel das Spektakel der aufgehenden Sonne über dem Wanda Hügel – zweiter historischer Hügel Krakaus und im Stadtteil Nowa Huta gelegen – verfolgen. Daneben existieren noch zwei weitere aufgeschüttete Hügel, die allerdings erst in späteren Jahrhunderten zu Ehren bedeutender polnischer Helden errichtet wurden. Sowohl Kościuszko-Hügel als auch Piłsudski-Hügel liegen im Westen der Stadt.
Das KZ Płaszów ist nach etwa 20-minütigem Fußmarsch vom Krakus-Hügel zu erreichen. Im Gegensatz zum KZ Auschwitz ist an diesem Ort keine Gedenkstätte errichtet worden – und daher bis auf ein paar Tafeln nicht viel zu sehen.

4. Spaziergang durchs Villenviertel: eine Oase der Stille hinter der Josefskirche

Wie kommt man nun vom Krakus-Hügel wieder zurück nach Kazimierz und in die Altstadt? Der schönste Weg führt über das Villenviertel in Podgórze – und ja, das sollte man sich wirklich nicht entgehen lassen.

Dafür muss man zuerst einmal auf der südlichen Seite des Hügels bis nach unten spazieren und dann die Fußgängerbrücke über Schnellstraße und Gleise nehmen. Voilá, schon steht man am Rand des Park Bednarskiego, an dessen Ostseite sich einige schöne Jugendstilbauten aus dem beginnenden 20. Jahrhundert entlangschmiegen. Eingezäunte Villen, die Luxemburgische Botschaft, eine Schule: Am Fuß des Kalkstein-Felsens von Krzemionki präsentiert sich ein nettes Wohnviertel inmitten viel Grün.

Wer über die Treppe der Tatrzańska Straße nach unten spaziert, wird sich über die bunt bemalten Stufen wundern, auf denen Zitate von Krakauer Autoren zu sehen sind. Die Texte sind zwar meist nicht mehr lesbar oder wurden überhaupt gleich ganz übermalt – aber hätte man sonst diesen schönen Durchgang gefunden?

Und dann fällt beim Weg nach unten auch schon die Josefskirche auf. Betrachtet man die Vorderansicht der Kirche vom Podgórski Platz aus, glaubt man, eine Kathedrale vor sich zu haben – so täuscht der dreieckig angelegte Marktplatz über die wahren Verhältnisse hinweg.

Josefskirche Krakau ein echter Geheimtipp

Die Kirche aus dem Jahr 1832 wurde Anfang des 20. Jahrhunderts in ihre heute neugotische Form umgebaut. Man sollte sie nicht links liegenlassen, denn: Wer dem Kreuzweg auf der rechten Seite folgt, darf eine wahre Oase der Ruhe entdecken.

Zuerst wird man allerdings wieder einmal von einer Statue Papst Johannes Paul II. begrüßt. Ein paar Stufen weiter steht man plötzlich in einem wahren Paradies, in dem sich auf einigen Terrassen gleich mehrere Sitzgelegenheiten zwischen unzähligen Grünpflanzen eingenistet haben.

Josefskirche Krakau ein echter Geheimtipp

Bei meinem Besuch durfte ich das Vogelgezwitscher und den Rundum-Blick ganz alleine genießen: ein perfekter Ort, um sich kurz zu entspannen, bevor es wieder ins belebte Kazimierz geht!

5. Wo Seiltänzer zum Tanzen kommen: wieder zurück ins jüdische Viertel

Die Runde endet nun wieder im jüdischen Viertel Krakaus, das seit dem Jahr 2010 auch vom Podgórski Platz aus über die Bernatka Fußgängerbrücke zu erreichen ist.

Tipp: Beim Überqueren der Brücke genau auf die Figuren achten, die zwischen den Seilen eingearbeitet sind! Bewegt sich die Brücke, wackeln auch die Seiltänzer. Ein unerwartetes Schauspiel…

Dass man nun zwar im jüdischen Viertel, aber doch im ehemals eigenständigen christlichen Teil dieses Stadtviertels angekommen ist, zeigt sich besonders an zwei Gotteshäusern: der auffälligen Paulinerbasilika direkt an der Weichsel (Nationalheiligtum der Polen, viele Dichter und Künstler sind hier begraben), und der Katharinenkirche ein Stück weiter nördlich an der Begrenzungslinie zum einstigen jüdischen Shtetl.

Katharinenkirche schöner Platz in Krakau an der Weichsel

Am Wolnica Platz ist heute wieder Leben eingekehrt: Ins alte Rathaus ist heute das Ethnografische Museum eingezogen, und am Weg dorthin säumen auf der Mostowa Straße zahlreiche Cafés und Bars den Gehsteig.

  • Wolnica Platz schönes Viertel Kazimierz Krakau
  • Wolnica Platz schönes Viertel Kazimierz Krakau
  • Wolnica Platz schönes Viertel Kazimierz Krakau
  • Wolnica Platz schönes Viertel Kazimierz Krakau

Einen Blick kann man dabei ins Buchgeschäft LOKATOR werfen, in dem sich die Auswahl der Bücher allerdings auf polnische Literatur beschränkt. Ein Klassiker für Einheimische (besonders für Regenwetter). Aber wo kann man als Tourist in der Stadt in Büchern schmökern?

6. Meine persönlichen Geheimtipps: Buchgeschäfte und nette Cafés zum Abhängen

Wo kann man beim Städtetrip nach Krakau also noch Chillen, Kaffee trinken und in Buchgeschäften stöbern?

In punkto Kaffeehauskultur steht Krakau Wien um nichts nach. Schließlich soll Jan III. Sobieski die erste Bohne nach der Schlacht bei Wien nach Polen gebracht haben – so berichtet es zumindest die Legende. In Wirklichkeit sollen es die Österreicher gewesen sein, die mit der neu gegründeten Stadt Podgórze auch den Kaffee nach Krakau brachten und damit die Voraussetzung für die Künstlercafé-Szene der Jahrhundertwende schufen.

Königsweg Krakau Altstadt Rundgang

Heute existieren unzählige einladende Cafés in Krakau, die man alle bei einem Städtetrip gar nicht unterbringen kann. Es lohnt sich aber immer, zumindest einen Blick hinzuwerfen, um Interieur und Dekoration zu bestaunen. Wo zahlt sich das zum Beispiel aus?

Das Singer habe ich ja bereits als Geheimtipp im ersten Punkt erwähnt. Auch das Vis a Vis am Hauptmarkt ist einen Besuch wert. Abseits der Touristenroute kann man im Café Massolit in der Felicjanek-Straße in englischen Büchern schmökern.

Krakau Sehenswürdigkeiten Hauptmarkt

Auch Buchgeschäfte findet man in Krakau, der ersten polnischen UNESCO Literaturstadt, zuhauf – nämlich ganze 80 an der Zahl (bei gut 760.000 Einwohnern). Die Geschichte des Empik am Hauptmarkt, eines der ältesten Buchgeschäfte Europas, geht sogar bis ins Jahr 1610 zurück: interessanterweise ein im Vergleich zum dortigen Trubel tatsächlich ruhiger Ort, der sich gut für eine kurze Pause eignet.

Krakau Sehenswürdigkeiten Hauptmarkt Buchgeschäft

Im jüdischen Viertel sollte man das Buchgeschäft des Austeria Verlags in der alten Popper Synagoge besuchen, um in faszinierendem Ambiente Literatur zu jüdischen und mitteleuropäischen Themen zu finden.

Gleich daneben kann man natürlich auch am Plac Nowy durch die Stände des Flohmarkts stöbern.

7. Einmal rauf aufs Schiff: an der Weichsel entspannen

Was für Wien die Donau, ist für Krakau die Weichsel. Der längste Fluss Polens, der auf seinem Weg in die Mündung an der Danziger Bucht auch durch die Hauptstadt Warschau fließt, bietet sich in Krakau dann an, wenn man etwas Pause vom Trubel sucht.

Krakau an der Weichsel schöne Plätze

Idealerweise platziert man sich für eine kurze Rast zwischen Wawel und Grunwaldzki-Brücke und sieht den Ausflugsschiffen, die auf dem trägen Fluss entlangschippern, zu.

Einen guten Blick hat man auch von der Terrasse des hauseigenen Cafés am Hostel-Boot direkt gegenüber der Paulinerbasilika.   

In den letzten Jahren haben sich an der Weichsel diverse Einrichtungen wie das Museum der Japanischen Kunst und Technik Manggha, das Museum für Gegenwartskunst MOCAK oder das ICE Kongress Zentrum angesiedelt.

8. Ein Städtebauprojekt, das sich ins Heute gerettet hat: sozialistischer Realismus in Nowa Huta

Wer sich neben den klassischen Sehenswürdigkeiten einer Stadt auch für Städtebauprojekte interessiert, sollte nach Nowa Huta fahren. Ungefähr eine halbe Stunde mit der Straßenbahn muss man vom Zentrum aus einplanen, bis man am Plac Centralny angelangt ist. Und dort merkt man gleich: Der Name des Platzes rührt nicht von irgendwo her, sternförmig gehen von dort fünf Avenues aus – eine Anlage, die in den 1950er Jahren als Großprojekt in Angriff genommen wurde.

Und tatsächlich wurde Nowa Huta als Musterstadt auf dem Reißbrett entworfen: Eine neue Ära sollte hier als Gegenentwurf zu Krakau entstehen, orientiert an den Ideallinien der Renaissance und umgesetzt in monumentalen Betonbauten, zwischen denen auf den Avenues noch immer genug Platz für einen Panzer-Aufmarsch blieb. Wie die Krupp-Stadt Berndorf oder die Bata-Stadt Zlín sollte in der 15-Minuten-Stadt alles im engen Umfeld erreichbar sein – und das neue Viertel sollte für die Arbeiter der im Jahr 1949 dort errichteten Stahlhütte als sozialistischer Gegenentwurf zur konservativen bürgerlichen Königsstadt im Zentrum dienen.

Vom Plac Centralny ausgehend wurden fünf Sektoren (A-D) für je 20.000 Einwohner konzipiert. In den Arkaden der Betonmonumente sind Geschäfte angesiedelt, die Gebäude selbst überraschen in ihrer einfachen Strukturiertheit, aber auch durch Stilelemente aus Renaissance und Barock wie Ornamente, Balustraden und vorstehende Brüstungen – zumindest rund um den Zentralplatz, wo in den Jahren 1949-1952 die ersten Gebäude nach idealen Vorgaben errichtet wurden.

Plac Centralny Nowa Huta

Der Platz wurde jedoch nie vollendet, monumentale Gebäude fehlen – und Ende der 1950er Jahre wurde Nowa Huta schon nur mehr im Plattenbaustil erweitert (gefolgt von Gebäuden im postmodernen Stil Ende der 1980er Jahre). Steht man also am Plac Centralny, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, im „früheren“ Krakau angekommen zu sein – das Grau der Betonbauten trägt unweigerlich dazu bei.

Was davon geblieben ist? Das Stahlwerk ist immer noch in Betrieb und nach wie vor für die Luftverschmutzung in Krakau verantwortlich. Allerdings erinnert das Städtebauprojekt nur mehr optisch an die hehren Ansprüche des polnischen sozialistischer Realismus

Plac Centralny Nowa Huta

Heute ist Nowa Huta ein Stadtteil mit eigener Identität, der sich stolz von der Krakauer Innenstadt abgrenzt. Cafés sprießen hier immer mehr aus dem Boden, das Viertel ist aufgeblüht, was man selbst als Tourist beim Nowohuckie Centrum Kultury am Plac Centralny bemerkt: ein Kinderwagentreff samt Foodtrucks, hinter dem sich auf einmal weitläufige Wiesen ausbreiten. Damit hätte man nicht gerechnet! Aber klar, sogar vom Guardian wurde Nowa Huta als einer der besten europäischen Plätze zum Leben ausgezeichnet….

Die Uhren tickten in Nowa Huta auch schon zu Zeiten des Kommunismus anders, wie das Solidarności-Denkmal, das an die hier recht aktive Bewegung erinnert, andeutet. Und auch für eine architektonisch sehr interessante Kirche haben sich die Bewohner von Nowa Huta in den 1960/70ern eingesetzt. Eigentlich war das Viertel unter den Kommunisten ohne Gotteshaus geplant worden. Die im Stil eines Schiffes ohne Mast errichtete Kościół Matki Bożej Królowej Polski zeugt von der Erfolglosigkeit dieses Plans.


Bei einem Streifzug durchs Viertel kann man sich Folgendes ansehen:

  • die Rosenalle (Aleja Róż), eine Fußgängerzone, in der bis zum Jahr 1989 die obligatorische Lenin-Statue zu finden war (einen Anschlag darauf gab es bereits Ende der 1970er Jahre)
  • das vom Volksmund als Dogenpalast bezeichnete administrative Zentrum des Hüttenwerks (einst „Lenin-Stahlwerk), bekannt durch seine angedachte Renaissance-Fassade und sein pompöses Interieur (goldene Luster und Marmor-Stiegen)
  • das Bunkersystem unter der Fabrik
  • einige einstige Dorf- und Herrenhäuser und ein Zisterzienserkloster aus dem 13. Jahrhundert, die den Größenwahnsinn überlebt haben
  • mit dem Wanda-Hügel den neben dem Krakus-Hügel zweiten prähistorischen Grabhügel Krakaus
  • sowie eines der vielen österreichischen Forts, die rund um Krakau angelegt wurden

Wer den Dogenpalast besichtigen möchte, kann dies im Rahmen einer Tour durch Nowa Huta tun – u.a. mit einem ausrangierten alten Ostblock-Trabi.

9. Weitere Tipps für Krakau: Was man hier sonst noch erleben kann

Am Weg vom Stadtzentrum nach Nowa Huta war bei meinem Besuch noch ein Stopp geplant, um den Botanischen Garten Krakaus zu besuchen. Ich war leider zu spät dran und konnte nur mehr durch den Zaun hindurch fotografieren. Ein kleiner Geheimtipp für alle, die eine weitere schöne Ecke in Krakau suchen.

Die Rückfahrt von meinem Tagesausflug in den Ojców Nationalpark vor den Toren Krakaus führte mich am Muzeum Narodowe vorbei. Wer monumentale Architektur liebt, der ist rund um das Nationalmuseum und die Jagiellonische Bibliothek richtig. Interessanter Fact: Obwohl bereits im Jahr 1934 begonnen, wurde das Hauptgebäude erst im Jahr 1990 fertiggestellt.

Auch die Befestigungsanlagen, die von den Österreichern im 19. Jahrhundert angelegt wurden (die Stadt lag für mehr als 100 Jahre nur sieben Kilometer von der russischen Grenze entfernt), kann man sich bei einem Trip nach Krakau „erwandern“. Viele der einst 32 Forts rund um Krakau sind heute bereits zerstört, teils sind Überreste zu sehen – und zwar unweit der vorgestellten Sehenswürdigkeiten in diesem Artikel. Da wäre z.B. das Fort St. Benedict, das sich nahe der Ghettomauer-Reste beim alten Friedhof Cmentarz Podgórski Stary befindet. Neben dem Wanda Hügel gibt es Reste des Mogiła Forts zu entdecken.

10. Ein echter Geheimtipp in Krakau: unbedingt einplanen beim Städtetrip

Bei der Städtereise nach Krakau ist ein Ausflugstag in die nahe Umgebung eingeplant? Warum nicht den Krakauern gleichtun und ins Grüne fahren – und zwar gleich vor den Toren der Stadt?

Kalksteinfelsen schönster Nationalpark Polens

Weit ist es nicht in den Ojców Nationalpark – kleinster und gleichzeitig angeblich schönster Nationalpark des Landes. Bekannt ist das Naturensemble für seine weißen Kalksteinfelsen, die sich hier in bizarren Formen im Tal der Pradnik zeigen.

Bei einer kleinen Rundwanderung spaziert man an einem naturbelassenen Bachlauf vorbei, bewundert die gigantischen Felsmonumente, erkundet eine der vielen Kalksteinhöhlen der Gegend – und belohnt sich am Schluss mit gegrillter Forelle aus der hauseigenen Fischzucht.

Ein Tagesausflug, den ich wärmsten Herzens empfehlen kann – und der auch absolut problemlos auf eigene Faust unternommen werden kann.


Mehr zu diesem Geheimtipp vor den Toren Krakaus

Ojców Nationalpark Ausflug

Weiße Kalksteinfelsen im unberührten Flusstal: viele Postkarten-Motive im Ojców Nationalpark

Weitere Ausflugsziele in der Region

Von Krakau aus sind es auch nur 100 Kilometer bis in die Karpaten, die sich zwar über mehrere Länder erstrecken, aber an denen Polen mit der Hohen Tatra einen nicht unwesentlichen Anteil hat.

Slowakei Rundreise

Das einzige Hochgebirge Polens ist bei den Krakauern als Sommer- und Winterurlaubsziel zum Wandern und Skifahren beliebt – und in unseren Gefilden v.a. durch die Skisprungschanze von Zakopane bekannt. Den polnischen Zipfel an der Grenze zur Slowakei habe ich bei unserem Roadtrip durch die Slowakei besucht, als es in einer Rundtour um die Niedere und Hohe Tatra ging. Dabei bekamen wir auch die Holzkirchen in der Tatra-Region zu Gesicht (UNESCO Weltkulturerbe).

Dieser Artikel ist im Rahmen einer bezahlten Kooperation mit Poland Soul Travel entstanden. Herzlichen Dank für die Einladung! Meine Eindrücke bleiben davon allerdings unberührt.

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