MALLORCA: ein Plädoyer für eine Insel mit schlechtem Ruf

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Nach Mallorca bin ich mit Vorurteilen hingefahren und begeistert heimgekommen. Die Insel ist das Richtige für Naturliebhaber.


Wer steile Berghänge, bezaubernde Meeresbuchten und einsame Dörfer liebt ist auf Mallorca bestens aufgehoben. Und Baden gehen kann man ja immer noch.

Ausgeflogen nach Mallorca: was man auf Kurztrip auf die Sonneninsel tun kann
1. eine der schönsten Traumstraßen Europas abfahren und unglaubliche Postkartenansichten von rauen Steilküsten und tiefblauen Meeresbuchten erleben
2. sich im Inselinneren wie Sancho Panza fühlen und Dörfer erkunden, in denen die Zeit stehengeblieben ist
3. mit dem „Roten Blitz“ durch Tunnel und vorbei an Oliven und Orangen zischen
4. natürlich auch Palma mit Altstadt und Strand erkunden (und einen Blick auf den sagenhaften „Ballermann“ werfen)

meine Tipps für einen Urlaub auf Mallorca: Öffis, Unterkunft, baden

Gibt es ein Mallorca abseits der Trampelpfade?

Wurde Mallorca früher als „Insel der Stille“ tituliert, ist auf den ersten Blick davon nichts mehr zu bemerken. Zu Spitzenzeiten landen schon mal 300.000 Personen an einem Wochenende auf Palmas Flughafen. Man sieht auch tatsächlich ununterbrochen Flugzeuge im Landeanflug. Nicht zu vergessen die unzähligen Kreuzfahrtschiffe, die am Hafen anlegen. Auch etwa die Hälfte der etwa 870.000 Inseleinwohner lebt in der Inselhauptstadt. Es ist also genug los hier.

Mallorca Kurzurlaub

Dennoch habe ich auf meiner Rundfahrt über die Insel auch ruhige, stille Winkel gefunden.

Und vieles mehr: unzählige Postkartenmotive, eine atemberaubende Panorama-Straße und einsame versteckte Dörfer. Und auch ein paar Ecken in Palma selbst, die nicht allzu überlaufen waren.

Zurückgekommen bin ich von Mallorca begeistert, mein altes Credo „Keine 10 Pferde bringen mich nach Malle“ hat sich in ein „nächstes Mal eine ganze Woche, ich möchte hier noch wirklich jede Bucht entdecken“ verwandelt.

Die 7 Gründe, warum Mallorca ein Muss-Reiseziel für einen Kurzurlaub ist:

  • Zuerst ganz profan: Es ist nah und günstig. Von Wien aus ist man in zwei Stunden in Mallorca, es gibt viele und vor allem auch günstige Flugverbindungen und Hotels. Es muss also nicht unbedingt Pauschalurlaub sein.
  • Man ist schneller in Spanien als gewohnt. Aber dann auch wiederum nicht richtig in Spanien. Mallorca lebt seinen autonomen Status und seine katalanische Seite ganz stolz aus. Als reichste Provinz Spaniens kann es sich das auch gut erlauben. Für mich allerdings egal, ob spanisch, katalan oder mallorquin: Das spanische Lebensgefühl lässt sich bei einem Mallorca Kurzurlaub gut genießen.
  • Natürlich: das Klima. Ich war Mitte September dort: bei 26 Grad nach wie vor noch Badesaison. Auch im Winter ist die Insel gut besucht, die Temperaturen fallen selten unter 10 Grad. Die Zeit der Zitronen- und Orangenbäume ist von Spätherbst bis Winter, die Mandelblüte beginnt mit Anfang Februar.
  • Palmen, Meer und Oleander. Man kann hier wunderbar an einem der Strände oder Meeresbuchten entspannen. Und dies nicht nur an einem der vielen Platjas in Palma, sondern entlang der gesamten Inselküste. Ob Buchten an steilen Meeresklippen, weiße Sandstrände mit Karibikfeeling oder naturbelassene Dünen – Strände gibt’s hier zuhauf. Tipp für den Urlaub mit Kindern: Zuvor über die Beschaffenheit der Strände erkundigen!
  • Mallorca bietet nicht nur für Sonnenanbeter viel, es gibt auch genug für Nicht-Pauschal-Touristen zu entdecken! Es ist ein herrliches Naturparadies für Wanderer, Wassersportler, Golfer sowie Radfahrer. Pro Jahr erkunden 100.000 Radler die Insel, die Radrennelite trainiert hier. Mallorca ist auch als Winterdestination sehr beliebt. Kein Wunder, denn dann halten sich die Ballermann-Touristen in Grenzen.
  • Apropos Ballermann: Man sollte alles, was man jemals über „Malle“ gehört hat, vergessen. Der so berühmte Ballermann ist nur ein einziges Strandbad in einer sehr langen Abfolge an Balnearios in der Inselmetropole. Und grundsätzlich gibt’s auf der ganzen Insel mehr als 200 davon. Also: Vorurteile vergessen, ab nach Mallorca!
  • Felsen, Fincas und Serpentinen. Ob per Auto, Rad oder Motorrad: Mallorcas Steilküste im Tramontana-Gebirge ist eine R(o)ad-Reise wert.
  • Don Quijote winkt an jeder Ecke. Die verfallenen Windmühlen im ockerfarbenen Landesinneren lassen glauben, der Mann von La Mancha biege um die nächstbeste Ecke. Hier finden sich noch richtig verschlafene Nester.
  • Allerdings: Mallorca ist in Top-Zustand. Dass der Tourismus hier gut floriert, spürt man an jeder Ecke, denn: hier ist wirklich alles gut gepflegt: Die Strände, das Meer, die Straßen. Selbst die Bergstraßen sind in gutem Zustand.
  • Abschließend ein extra-Punkt für all diejenigen, die sich mit Fremdsprachen schwer tun: So gut wie jeder (im Tourismus Beschäftigte) kann sich auf Deutsch verständigen. Praktisch, wenn die eigenen Spanisch- oder Englischkenntnisse zu wünschen übrig lassen.

Welche Ausflüge kann man also bei einem Kurzurlaub auf Mallorca unternehmen?

1. Auf einer der schönsten Panoramastraßen Europas durchs Tramontana-Gebirge bis zum Kap Formentor fahren

Mit dem Begriff „Traumstraße“ bin ich normalerweise recht vorsichtig. Irgendein PR-Fuzzi wird sich das wohl gut ausgedacht haben. Allerdings: Von meiner Fahrt auf der Ma-10 kann ich nur eines sagen: So viele Postkartenmotive auf einmal habe ich selten in dieser geballten Form erlebt.

Warum? Da ist einerseits die Fahrt durch die Serra de Tramuntana: atemberaubende Felsen und Steilklippen. Dann der Blick aufs Meer: verborgene, traumhafte Buchten. Dann die abgeschiedenen Fincas, hinter Steinmauern versteckt. Und am Schluss die Halbinsel Formentor, wo das Tramontana-Gebirge in der Bucht von Pollença versinkt.

2. Dörfer besuchen, in denen die Zeit stehengeblieben ist

Die Zentralebene Es Pla ist das bäuerliche Mallorca, die Kornkammer der Insel. Ich fahre durch Weideland, Plantagen und abgelegene Dörfer, in denen jeden Moment Don Quijote um die nächste Ecke biegen könnte.


mehr zum Mallorca Roadtrip

Cap de Formentor

Der ganze Bericht meiner kleinen Rundreise auf der Insel zum Nachfahren – die Route & die einzelnen Stops: Mallorca Roadtrip

3. mit dem „Roten Blitz“ durch Berge, Oliven und Orangenhaine an die Küste tuckern

Die zweite Variante, eine atemberaubende Fahrt durchs Gebirge mit einem Ausflug an eine wunderschöne Bucht zu verbinden, ist der „tren de soller“. Ein Klassiker auf Mallorca. Touristisch, aber dennoch einen Ausflug wert. Ich bin den „tren“ bei einem zweiten Mallorca Kurzurlaub mit meiner Tochter bestiegen, um den Weg an die Küste diesmal ganz anders erleben zu dürfen.

tren de soller

Unterwegs mit dem „tren de soller“

Nach dem Einstieg in Palma geht’s an roter Erde und Olivenhainen vorbei, dann folgt der Anstieg mit wunderbarem Blick aufs Tramontana-Gebirge. 13 Tunnels sind auf den 27 Kilometern zu bewältigen. Am Mirador Pujol de´n Banya kann auch ausgestiegen werden.

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  • Mallorca Rundreise
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In Sollér selbst nehmen wir uns Zeit für ein kurzes Durchflanieren, bevor es mit der Straßenbahn weitergeht. Gleich am Bahnhof wartet eine kleine Ausstellung zu Miró und Picasso. Im Ortskern finden wir einen hübschen Platz und genug Cafés vor.

Bis 1912 war Sollér übrigens schwer erreichbar. Erst durch die Bahn (und später das Auto) wurde der Ort richtig erschlossen.

Die Tram (übrigens Mallorcas erste und einzige elektrische Straßenbahn) stellt das „missing link“ zur Bucht von Sollér dar. An Zitronenfeldern vorbei zuckelt sie in gemächlichem Tempo nach Port de Sollér, um dort neben der Promenade an ihrem endgültigen Ziel einzulaufen.

Ein kurzer Spaziergang in Meer offenbart schöne Einblicke auf Sollér – und schöne Ausblicke auf die Steilküste.

  • Sollér
  • Sollér
  • Sollér
  • Sollér
  • Sollér
  • Port de Sollér

tren de Sollér“: 7x täglich, Abfahrt vom Bahnhof an der Placa d´Espanya; der Zug braucht eine knappe Stunde bis nach Sollér, die Straßenbahn etwa 20 Minuten bis Port de Sollér
Im Zug hören wir viel Englisch und Französisch, aber auch Deutsch. Das Publikum lässt sich zwischen 50 und 70 Jahren einordnen. Trotzdem ists nett und eine wunderschöne Fahrt, vor allem für meine Tochter.


Statt dem Kombiangebot für € 32,- hin/retour kann man auch nur die Zugfahrt nach Sollér kaufen (keine Kartenzahlung möglich!), danach vor Ort (= in der Tram) ein Ticket für die Weiterreise lösen (€ 18,- plus € 7,-); die Rückreise mit dem Bus kostet nur € 2,85 und es erwartet einen wieder andere Ausblicke auf die Serra (und es geht schneller); Busse 210 und 211 fahren vom Busbahnhof ab – am zweiten Kreisverkehr, vom Ort kommend)

4. in Palma Altstadt, Strand und Ballermann ansehen

Das Erste, was mir in Palma auffällt, ist die enorme Anzahl an Kreuzfahrtschiffen. Und auch die Flugzeuge, die pausenlos auf Palma landen. Man merkt: Hier tut sich was, und als Tourist ist man hier nicht alleine. Dass Palma die größte Verkehrsdichte Spaniens aufweist, kann ich nach meinem Besuch nachvollziehen.

Die Inselmetropole ist eine der 10 größten Städte Spaniens, ein Drittel der Bevölkerung Mallorcas lebt hier, aber auch zwei Drittel der Hotelbetten der Insel stehen hier.

Vorrangig gruppieren sich diese natürlich um die Strände. Aber Palma alleine auf seine Badestrände zu reduzieren, würde der Stadt nicht Genüge tun. Die Innenstadt hat wunderschöne arabische Architektur, andalusische Patios, gotische Gebäude sowie Jugendstilbauten zu bieten.

Viel Zeit, um die Stadt zu erkunden, bleibt mir bei meinem Mallorca Kurzurlaub nicht. Ein Spaziergang in der Altstadt sowie ein Strandbummel geht es sich allerdings aus.


Ein Spaziergang durch die Altstadt von Palma ist

  • geschichtsvoll: Römische, christliche und arabische Architektur, Jugendstil, Gotik – Palma ist ein Konglomerat verschiedenster Einflüsse. Eindrucksvoll ist Sa Seu, eine der schönsten gotischen Kathedralen der Welt mit dem größten originalen Rosettenfenster Europas – vor allem vom Meer aus ein wundervoller Anblick.
Mallorca Sa Seu

  • glanzvoll: Oleandergesäumte Patios demonstrieren den Glanz Palmas – und mit Glück kann man einen Blick in einen der Innenhöfe erhaschen. Und wenn nicht, dann tuns auch die bunt gestrichenen Fensterläden.

  • energievoll: Die Stadt pulsiert – aber natürlich im mediterranen Rhythmus. Die unzähligen Touristen bringen Bewegung ins Ganze, auf der Plaza Mayor tummeln sich Handtaschenverkäufer und Musikanten, unzählige Polterabend-Gruppen ziehen durch, man fragt sich, welche promenierende Dame zu welchem Herrn gehört oder was auf den T-Shirts der Polterer steht.

  • ruhevoll: Auf der Plaza de Santa Eulalia trinken die Einheimischen ihren Café mit Blick auf die Kirche nebenan in aller Ruhe und ungestört. Und in den vielen Seitengasserln ist man sowieso ungestört.

  • genussvoll: Shoppen, Relaxen, Café con leche trinken am Passeig del Born, Flanieren am Passeig Maritim – Herz was willst du mehr?

Und was hat es jetzt mit dem Ballermann auf sich?

Aber vor allem: wo ist er? Denn gesehen muss man ihn schon haben, wenn man schon mal da ist. Dass Mallorca nicht gleich Ballermann ist, wissen wir schon. Dass auch Palma selbst nicht gleich Ballermann ist, ist auch schon geklärt. Aber auch der Strand von Palma, die Platja de Palma, ist nicht gleich Ballermann! Denn die langgezogene Bucht, die sich östlich von Palma auf sieben Kilometern bis zum ebenfalls bekannten S´Arenal zieht, beherbergt insgesamt 15 Balnearios (Strandbars, bzw. auf mallorquin: belnearis). Der Ballermann ist nur eines davon, nämlich Balneario 6.

Ich bin den Strand entlang vom Balneario 15 bis zum Balneario 5 spaziert, es war ein langer Hatscher entlang der Promenade. Imbissstände, Fetzengeschäfte, am Strand die üblichen Sandburgen. Jetzt kann ich mir auch vorstellen, dass hier 150 Hotels aufgereiht stehen sollen. Bis hierher ist nur normales Publikum unterwegs.


Erst rund um den „Beach Club Six“ geht’s los, das Publikum ändert sein Erscheinungsbild und passt ins bekannte Klischee, die Partylokale heißen „Bierkönig“, „Oberbayern“, „Regines“ und „Mega-Park“. Das englische Pendant zum Partystrand findet sich übrigens westlich von Palma, in Magaluf. Für Beides gilt: Man muss ja nicht hin, wenn man nicht will.

Übrigens: Wem der Strand zu lange ist, der kann auch in den Tren Turistic steigen. Die Bimmelbahn verbindet Can Pastilla mit El Arenal.

Tren Turistic Palma

Tren Turistic: € 4,50/Fahrt.
Ruhig und gemütlich inkl. einheimischem Flair soll der Strand gleich östlich von Palma sein, und zwar in Es Molinar.

gut zu wissen: meine Tipps für einen Urlaub auf Mallorca

  • Öffis: Ich bin ein geübter Öffis-Benutzer, in Palma allerdings war ich von den Haltestellenangaben verwirrt und habe mich nicht gut zurechtgefunden. Man kann sich online über die Linienführung erkundigen.
    Die Stadtbusse kosten € 1,50 und sind für 90 Minuten gültig. Die Expressbusse vom Flughafen (Linien 1 und 21) kosten € 5,- (Achtung Kinder zahlen hier weniger, steht nicht überall angeschrieben). Der „Überlandbus“ war wirklich extrem günstig, von Port de Sollér nach Palma haben wir nur € 2,85 gezahlt! Generell gilt: Kleingeld einstecken, rausgegeben wird eventuell nur bis zu 10 Euro. Und: Die Busse müssen für einen Haltestop herangewunken werden.
    Die Plaza Mayor ist ein wichtiger Umstiegsknotenpunkt (hier fährt auch der tren de sollér ab). Am Weg zum Strand empfiehlt es sich aber NICHT, an dieser Station einzusteigen, da genau diese Haltestelle rappelvoll ist. Am Besten einen der Stops davor nehmen. Grundsätzlich schadet in Palma ein Taxi nicht, allerdings gilt auch hier: An speziellen Taxi-Stops wartet man vielleicht nicht als Einziger..
  • Unterkunft: Ich war für meinen ersten Mallorca Kurzurlaub direkt am Strand in Palma einquartiert, dafür gibt’s massenhaft günstige Angebote. Fürs erste Kennenlernen reicht das, ansonsten empfiehlt sich wirklich, eine Finca zu mieten.
  • Baden: Für die wahren Schätze muss man Palma verlassen. Gerne hätte ich noch den Sandstrand von Es Trenc oder die Dünenstrände von Colònia de Sant Jordi gesehen.

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