FLEVOLAND: Sehenswürdigkeiten-Tour auf altem Meeresgrund

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Naturlandschaften, die es noch gar nicht lange gibt und Inseln, die heute mitten im Grün liegen: 5 Sehenswürdigkeiten auf Flevoland.


Wo früher die Zuiderzee war, da ist heute Land, aber erst seit wenigen Jahrzehnten. Die Sehenswürdigkeiten auf Flevoland sind Orte voller Geschichte – allerdings keiner alten, sondern einer sehr jungen.

Flevoland ist, wie so oft in den Niederlanden, eine Polderlandschaft. In diesem Fall mit Gemüsefeldern, soweit das Auge reicht, aber auch mit Hafenstädten und Orten, die vor gar nicht langer Zeit noch Inseln waren. Und dann gibt es hier viel „neues Land“ zu sehen, das direkt hinter den neu erbauten Retortenstädten einem ungeahnt grünem Naturparadies Platz bietet.

Flevoland ist die jüngste Provinz der Niederlande – und eine der spannendsten, die wir bei unserer Rundreise durch Nordholland & Mee(h)r besucht haben.

Ausgeflogen nach Flevoland: 5 Sehenswürdigkeiten-Tipps für die junge Provinz am IJsselmeer
1. Am Noordoostpolder: wo Gemüsefelder auf einstigem Meeresboden gedeihen
2. Urk: Spaziergang durch eine Hafenstadt, die einst eine Insel war
3. Entdeckungen auf Schokland: die Insel, die heute auf dem Trockenen liegt
4. Rundgang durch den Waterloopbos: wo man viel zur Zähmung der Zuiderzee lernt
5. Nationalpark Nieuw Land: Vogelparadies direkt hinter der Retortenstadt

Meine Tipps für Flevoland: übernachten am Noordoostpolder

Flevoland: Sehenswürdigkeiten in einer Provinz, die auf dem Reißbrett entworfen wurde

Wo sind wir denn da bitte gelandet? Man kommt schon ins Staunen, wenn man sich kurz die Geschichte der 12. – und somit jüngsten – Provinz der Niederlande zu Gemüte führt: Bei Flevoland handelt es sich um das größte Neulandgewinnungsprojekt der Welt, im Zuge dessen einst die alte Zuiderzee für neues Land eingepoldert wurde. Zuerst entstand der Noordoostpolder mit der Regionshauptstadt Emmeloord, danach der Zuidoostpolder mit den Städten Lelystad, Almere, Zeewolde und Dronten – allesamt Siedlungen, die auf dem Reißbrett entworfen wurden.

Flevoland Sehenswürdigkeiten

Alte Küstenorte an der Zuiderzee wie Spakenburg liegen dafür heute im Hinterland, alte Inseln sind nur mehr teilweise (Urk) oder gar nicht (Schokland) vom Meer umgeben, dafür entstehen im Markermeer (dem südlichen Teil des Ijsselmeeres, jenem Binnenmeer, das nach dem Trockenlegungsprojekt übrigblieb) neue, künstlich geschaffene Inseln und Naturschutzgebiete.

Eine ganze Provinz wurde hier aus dem Nichts aufgebaut, wie der Folder der Region richtig sagt. Von der Zuiderzee blieben Reste wie das Ketelmeer übrig, das heute Noordoostpolder und Zuidoostpolder verbindet.

Heute wird die – übrigens nur 4 Meter über dem Meeresspiegel liegende – Region von Siedlern bewohnt, die einst nach den verheerenden Sturmfluten im Süden neues Land suchten. Aber auch Pendler bauen sich in den Retortenstädten unweit von Amsterdam eine eigene Existenz auf.

„Neues Land“ wurde auf Flevoland also viel geschaffen – und dieses ernährt heute den Rest des Staates: Flevoland gilt als Gemüsekammer der Niederlande

Alles irgendwie verrückt, alles sehr spannend – und ein guter Grund, sich die Sehenswürdigkeiten Flevolands einmal genauer anzusehen!


Karte zu den Ausflugszielen auf Flevoland

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1. Am Noordoostpolder: wo Gemüsefelder auf einstigem Meeresboden gedeihen

Einen sehr guten Eindruck von Flevoland erhält man, wenn man sich mitten am Noordoostpolder einquartiert und von hier aus seine Runden startet. Wir waren südöstlich von Emmeloord auf einem B&B inmitten elendslanger Felder untergebracht (eine Unterkunft, die wir sehr empfehlen können, siehe dazu unseren Tipp ganz unten).

Wenn man sich vor Augen hält, dass hier bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts noch alles unter Wasser lag, bekommt man bereits erst einen richtigen Eindruck zu diesem gewaltigen Eindeichungsprojekt. Dass das Land hier projektiert wurde, bemerken wir an den menschgemachten Strukturen: Die Straßen verlaufen samt ihren Parallelstraßen wie die Linien auf einem Schachbrett, der Zufahrtsweg zu unserem Quartier ist ein gerader Strich auf einer Länge von ganzen 5 Kilometern.

Natürlich wurden auch die Äcker schnurgerade angelegt. Hier wächst alles, was das Herz begehrt, angefangen von klassischen Tulpen bis zu diversen Feldfrüchten. Oft genug fahren wir an Spargeldämmen vorbei. Eine Szenerie, die hier leicht an den Gemüsegarten Wiens, das Marchfeld, erinnert. Mit dem Unterschied, dass unter den ostösterreichischen Feldern wohl keine Schiffswracks begraben liegen…

2. Urk: Spaziergang durch eine Hafenstadt, die einst eine Insel war

Ein Jahrhundert zuvor hätte der Ausflug nach Urk noch eine Überfahrt mit dem Schiff bedeutet: Bis 1939 war Urk eine eigenständige Insel.

Urk Flevoland Sehenswürdigkeiten

Das alte Fischerdorf hat sich längst zu einem kleinen Städtchen entwickelt, aber die Inselmentalität ist hier immer noch vorhanden: Man lebt auf Urk – und nicht in Urk, die eigene Traditionen und Dialekte werden immer noch gepflegt. Heute findet man auf Urk den einzigen richtigen Fischerhafen am IJsselmeer samt echter Fangflotte und dem dementsprechenden Hafen (Scheepswerf).

  • Urk Flevoland Sehenswürdigkeiten
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  • Urk Flevoland Sehenswürdigkeiten

Wer vom Zentrum der Altstadt durch die Gassen oder vom Hafen entlang an der Küste  entlangspaziert, wird beim Vissersmonument an das einstige Leben an der rauen See erinnert, das Urk so viele Jahrhunderte lang prägte.

Mit Blick auf das Meer gedenkt man auf den dort angebrachten Tafeln der vielen verunglückten Seeleute, die von der Zuiderzee nicht mehr zurückkehrten. Die letzten Einträge stammen aus dem Jahr 2019 (und es ist noch einiges Platz). Auch das IJsselmeer fordert also seinen Tribut…

Urk Flevoland Sehenswürdigkeiten

Unser Fazit: Ein wirklich romantisches Fischerstädtchen an der Küste des Ijsselmeeres und generell ein empfehlenswertes Ausflugsziel auf Flevoland.

3. Entdeckungen auf Schokland: die Insel, die heute auf dem Trockenen liegt

Ein weiteres spannendes Ausflugsziel auf Flevoland erzählt von früheren Zeiten, als die Zuiderzee noch nicht gezähmt – und das Land hier noch nicht eingepoldert war.

Schokland Flevoland Sehenswürdigkeiten

Im Fall von Schokland betrifft das genaugenommen das Land rundherum, denn: Auch Schokland ist eine ehemalige Insel, die der Trockenlegung der Zuiderzee zum Opfer gefallen ist.

Man fährt übrigens mitten durch „durch die Insel“, wenn man auf der Landstraße zwischen Ens und Nagele unterwegs ist (bzw. auf der nördlich davon parallel verlaufenden Straße). Baumreihen begrenzen dieses eigentümliche Stück Land, und wer genau hinschaut, wird eine kleine Veränderung zur schnurgerade gezogenen und plattebenen Landschaft davor und danach entdecken.

Schokland Flevoland Sehenswürdigkeiten

Auf dem Gelände der 4 Kilometer langen und bis zu einem halben Kilometer breiten Insel findet man auf einer leichten Anhöhe die letzten Reste des einstigen Inseldorfs, das heute eingepoldert mitten im Grünen liegt. Auch Spuren einer 10.000 Jahre alten Besiedelung lassen sich auf Schokland finden.

Bei unserem Besuch haben wir uns die letzten Reste des alten Hafens von Emmeloord angesehen (der übrigens nichts mit der auf dem Reißbrett errichteten gleichnamigen Stadt in der Nähe zu tun hat).

Zwar mussten die Bewohner Schoklands aufgrund der immerwährenden Sturmfluten bereits im 19. Jahrhundert ihre Insel verlassen, die Leuchtturmwärterwohnung war allerdings bis zur Einpolderung bewohnt. Heute ist Schokland UNESCO Weltkulturerbe. Wer mehr zu dieser faszinierenden Geschichte wissen möchte, kann sich in dem am Gelände errichteten Museum informieren.

Weitere Infos zu dieser Sehenswürdigkeit auf Flevoland gibt es hier nachzulesen.

4. Rundgang durch den Waterloopbos: wo man viel zur Zähmung der Zuiderzee lernt

Es bleibt weiter spannend. Ein weiteres interessantes Ausflugsziel auf Flevoland findet man bei einem Naturdenkmal, das von den Zeiten erzählt, als verheerende Sturmfluten die Niederländer dazu brachten, neues Land zu erschaffen.

Waterloopbos Flevoland Ausflugsziel

Der Waterloopbos hat viel zu berichten. Mitten in dem kleinen Wäldchen wurde einst dazu geforscht, wie man das Meer bändigen kann (und das noch zu einer Zeit, als man noch keine computergestützten Berechnungsmodelle einsetzen konnte). 16 Projekte simulierten die Wechselwirkungen zwischen Küste, Deich und Wellen.

Hydraulische Strömungsmodelle dienten u.a. als Modell für die Deltawerke, jenem gigantischen Projekt im Süden der Niederlande, das heute für die Eindämmung der Nordsee sorgt. Wir kamen bei einem früheren Roadtrip durch die Niederlande gewaltig ins Staunen, als wir bei der Fahrt von Zeeland nach Rotterdam die vielen Pfeiler der mächtigen Sturmflutwehr an der Küste passierten.

Flevoland Sehenswürdigkeiten

Heute ist im Waterloopbos unter anderem eine alte Prüfanlage eines Wellenkanals der Deltawerke zu sehen. Bei dem Spaziergang durch die Anlage lernt man viel Wissenswertes zur Zähmung der Zuiderzee, jenem Meer, das erst durch die Fertigstellung des Abschlussdeichs im Jahr 1932 von einem gefahrvollen Begleiter zu einem sanften Freizeitsee – wenn auch einem riesigen – wurde.

Waterloopbos Flevoland Ausflugsziel

Abgesehen von den Modellen, die hier zu sehen sind, lohnt sich der Ausflug zum Waterloopbos auch auf andere Weise: Um die Wasserwerke zu sehen, muss man ein bisschen durch den Wald spazieren.

Vom Parkplatz südöstlich von Marknesse kann man auf geführten Wanderwegen die teils schon von der Natur überwucherten Modellanlagen gut besichtigen. Mehr Infos dazu hier.

5. Nationalpark Nieuw Land: Vogelparadies direkt hinter der Retortenstadt

Eine riesige Spielwiese und besonders kuriose Sehenswürdigkeit auf Flevoland findet man an der IJsselmeerküste zwischen Lelystad und Almere: Hier haben die die Niederländer den größten von Menschenhand erschaffenen Naturpark der Welt angelegt.

Nationalpark Nieuw Land

Dass es sich am Zuidoostpolder wieder um projektiertes Land handelt, merkt man schon an der schnurgeraden Küstenstraße, die sich ab Lelystad in Richtung Südwesten zieht. Hier beginnt das Markermeer (der südliche Teil des Ijsselmeeres).

Landeinwärts reihen sich viele Wasserflächen an der Straße entlang, die wir zuerst allerdings einmal für Grünland bzw. aufgrund des vielen Schilfs für Felder halten. Ewig lang geht es an diesen Feuchtbiotopen am Damm entlang. Vor uns können wir sogar schon die Skyline Amsterdams erkennen.

  • Nationalpark Nieuw Land
  • Nationalpark Nieuw Land
  • Nationalpark Nieuw Land
  • Nationalpark Nieuw Land

Es handelt sich hier um den jüngsten Nationalpark des Landes und auch den grünsten, und ja, es sei noch ein letztes Mal erwähnt: Einst war hier kein Land, sondern Wasser – die Zuiderzee. In 4 Naturgebiete teilt sich der Nationalpark Nieuw Land hier auf: Linkerhand der Küstenstraße gehören die Vogelschutzgebiete Oostvaardersplassen und Lepelaarplassen dazu, rechterhand das Markermeer sowie mit den „Marker Wadden“ darin künstlich angelegte Inseln.

In den Nationalpark wurde viele Jahre lang nicht eingegriffen, was zur Folge hatte, dass sich im Naturschutzgebiet Oostvaardersplassen, in demneben vielen Vogelarten auch Konikpferde und Rothirsche leben, die Wildpferde vermehrten und aufgrund fehlender Nahrung verhungerten. Heute hat man dazugelernt. 

Wir machen beim Trekvogel Besucherzentrum einen Stopp und spazieren von der Zuidersluis von Almere zuerst durchs Trekvogelgrasland, also die von Zugvögeln aller Arten besiedelten Wiesen. Danach führt der Weg in eine Au hinein, in der zwischen an Brombeergestrüpp und Brennnesseln unablässig Vogelgepiepse aus dem Schilf zu hören ist.

  • Nationalpark Nieuw Land
  • Nationalpark Nieuw Land
  • Nationalpark Nieuw Land

Ziel der kurzen Wanderung sind die Lepelaarplassen, an denen sich die namensgebenden Löffler und Eisvögel beobachten lassen. In der Lepelaarhut darf man das direkt über dem kleinen Teich tun. Am Weg zu diesem Sumpfland finden wir Muscheln und Sand im Boden. Klar: Auch hier werden unter uns wohl ein paar Schiffswracks begraben sein.

Im Hintergrund der grünen Szenerie ist eindeutig die Skyline von Almere zu erkennen. Wer hätte denn gedacht, dass direkt hinter dem Nationalpark eine Retortenstadt aus dem Boden gestampft wurde? Auch Letztere wurde erst vor Kurzem von Menschenhand erschaffen, Architekten wir Rem Kohlhaas haben sich dabei die Klinke in die Hand gedrückt.

Almere Flevoland Ausflugsziel

Die größte Stadt Flevolands, die hier in den 1970ern auf dem Reißbrett entworfen wurde, liegt nur einen Steinwurf von Amsterdam entfernt. Klar, in 30 Minuten ist man auch dort, woran wir uns noch selbst erinnern können, als wir auf Interrail durch Westeuropa und Schweden unterwegs waren und Almere als Übernachtungsstopp nutzten. Ein guter Tipp also, wenn Amsterdam (wieder einmal) zu teuer ist.

Almere Flevoland Ausflugsziel

Das Städtebauprojekt Almere ist heute immer noch nicht abgeschlossen: „Architektur zum Miterleben“ lautet das Stichwort. Als Ausflugsziel auf Flevoland ist es ein besonders spannender Teil des Landes und für uns Schlusspunkt unserer Rundreise durch den Norden der Niederlande, die wir auf der anderen Seite mit einer Radtour am Ijsselmeer begonnen haben.


Mehr zu unserem Roadtrip

Volendam Nordholland

Küstenstädte an der Nordsee und am IJsselmeer, Natur pur an Wattenküste und auf den Watteninseln: unsere Rundreise durch Nordholland & Mee(hr)

Gut zu wissen: Unterkunfts-Tipp für Flevoland

Eine Unterkunft, die wir auf Flevoland empfehlen können, ist das B&B de Buitenhof*. Der mitten im Noordoostpolder gelegene alte Bauernhof wurde vom sympathischen Gastgeber großzügig ausgebaut. Die liebevoll eingerichteten Zimmer sind absolute Wohlfühloasen.

Der Hof selbst liegt mitten zwischen Gemüse- und Tulpenfeldern und ist ein perfekter Ausgangspunkt für die verschiedenen Ausflugsziele auf Flevoland.

Übernachten Flevoland

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Weitere schöne Orte in den Niederlanden


https://www.ausgeflogen.at/

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